Kennt ihr noch Spejbl und Hurvínek? Die beiden Marionetten waren neben vielen anderen Figuren ein Teil meiner Kindheit. Ein Besuch im Marionettenmuseum in Pilsen hat viele Erinnerungen geweckt.
Direkt am Platz der Republik ( Náměstí Republiky) liegt in einem historischen Haus das „Puppenmuseum Pilsen“. Vor der Tür auf dem Platz bin ich schon vor dem Besuch auf eine Skulptur mit Spejbl und Hurvínek gestoßen, die artig eine Maske trugen.
Anschließend ging es für uns in das modern gestaltete Museum. Hier werden historische und zeitgenössische Marionetten ausgestellt, auf Touchscreens erfährt man (auch in deutsch) viel zur Geschichte des Puppenspiels und kann sich auf die Suche nach der Geschichte von Spejbl und Hurvínek begeben.
Für mich war dieser Besuch einer der Höhepunkte unserer Zeit in Pilsen.
Warum gibt es ein Marionettenmuseum in Pilsen?
In Pilsen gibt es eine weit zurückreichende Tradition des Puppenspiels. Schon Anfang des 19.Jahrhunderts kamen Wanderbühnen mit Puppenspielern in die Stadt. Mit ihren Pferdewagen zogen sie von Ort zu Ort und spielten volkstümliche Stücke, die alt und jung begeisterten.
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts entstand mit dem Škoda-Theater das erste ständige Puppentheater in der Stadt. In der Ausstellung kann man den Nachbau der Bühne sehen.
Die Anfänge von Spejbl und Hurvínek
In den Feriensiedlungen (Loutkové divadlo feriálních osad) entwickelte sich das Puppenspiel weiter. Ein Verein und ein Puppentheater schlossen sich zusammen und ermöglichte so den Kindern armer Familien, die in der Siedlung Urlaub machen konnten, ein unvergessliches Erlebnis.
Das Karel Novák Wandertheater, es ließ sich später in Pilsen nieder, spielte dort mit den Künstler Karel Novák, Josef Skupa und Jiří Trnka. Auf dieser Bühne erschienen auch zum ersten Mal Spejbl und Hurvínek. Das Theater existierte in den Jahren 1913 – 1935.
Spejbl und Hurvínek sind die berühmtesten Marionetten des Puppenspieler Josef Skupa. Vater Spejbl entstand 1919/20 nach Skupas Vorlagen durch den Holzschnitzer Karel Nosek. Sohn Hurvínek erblickte 1926 das Licht der Puppenbühne. Er war von Gustav Nosek, dem Neffen von Karel Nosek gefertigt worden. Später kamen weitere Figuren wie Hurvíneks Freundin Mánička (1930), Hund Žeryk (1930) und Frau Kateřina (1971), die Großmutter Máničkas, hinzu.
Die kleinen Stücke des Puppenspielers handeln hauptsächlich von alltäglichen Dingen, die der Vater dem Sohn näher bringen möchte. Der Vater ist dabei immer sehr von seinem Wissen überzeugt und der Sohn bringt ihn mit gezielten Fragen in die Bredouille. Dabei kommt ein gewisser Witz nicht zu kurz.
Weltweit sind die Geschichten vom Prager Marionettentheater in 31 Ländern und insgesamt 21 Sprachen aufgeführt worden.
Im Pilsener Marionettenmuseum ist das alte Theater, auf dem die berühmten Marionetten zum ersten mal aufgetreten sind, rekonstruiert worden und auf der Bühne wird heute automatisch eine kleine Vorstellung gezeigt. Wir hatten das Glück, dass, obwohl wir die einzigen Besucher im Museum waren, für uns eine „Sondervorstellung“ gegeben wurde und wir die Puppen bewundern konnten.
Marionetten über Marionetten
Aber nicht nur Spejbl und Hurvínek findet man im Marionettentheater in Pilsen. Ich war wirklich begeistert von den historischen Figuren, die zum Teil wunderschön gestaltet worden sind.
Es gibt auch modernere Figuren zu sehen, die über mehr Funktionalität verfügen, mir allerdings nicht ganz so gut gefallen haben.
Spiel und Spaß im Marionettenmuseum
Nicht nur Marionetten angucken, sondern auch das Marionettenspiel selber ausprobieren, das ist sicherlich nicht nur für Kinder etwas tolles. Es gibt eine kleine Bühne, auf der man sich ausprobieren kann. Hier findet man neben Marionetten auch Handpuppen, die die Fantasie bestimmt anregen.
Ich hatte besonders viel Spaß in einem Raum im dritten Obergeschoss. Dort findet man mehrere aufgebauten Szenarien mit den unterschiedlichsten Puppen. Mit Rädern und Schiebern kann man einzelne Puppen und Puppenteile bewegen. Es ist schon recht lustig, wenn man zum Beispiel den Mund einer Puppe bewegt und ihr „Worte in den Mund legt“, die so gar nicht zur dargestellten Szene passen.
Adresse:
Platz der Republik 23,
301 00 Pilsen
Webseite: https://muzeum-loutek.cz/de/
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag: 10-18 Uhr
Montag: geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 60 CZK
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch im Marionettenmuseum in Pilsen war Bestandteil einer Recherchereise nach Pilsen.
Gina | 2 on the go
Hallo Susanne,
die tschechischen Marionetten kenne ich leider nicht. Aus meiner Kindheit ist mir die Augsburger Puppenkiste ans Herz gewachsen.
Toll, dass das Museum so interaktiv ist. So wird der Besuch zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Liebe Grüße
Gina
Susanne Jungbluth
Die Augsburger Puppenkiste war immer mehr in Westdeutschland verbreitet. Im Ostdeutschen Raum und auch wir in Westberlin haben die tschechischen Marionetten oft gesehen.
Anne-Katrin
Moin Susanne,
ich bin auch mit den beiden liebenswerten Marionetten aufgewachsen. Der Besuch wäre für mich eine kleine Reise in die Vergangenheit. Gut zu wissen, dass es diese schöne Museum gibt.
Liebe Grüße Anne
Miriam
Liebe Susanne,
Spejbl und Hurvínek kenne ich zwar nicht, aber ich finde das Marionettenmuseum auf jeden Fall sehr interessant. Meine eigentlich einzige Verbindung zu Marionetten ist Pinocchio, daher würde mich das auf jeden Fall reizen. Wobei ich finde, dass die Figuren fast ein wenig unheimlich aussehen. Sollte ich mal nach Pilsen kommen, kommt das auf die Liste!
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap