Das Ethnographische Museum Pilsen befindet sich am Platz der Republik der Stadt. Hier im Herzen der Stadt hat man in zwei historisch miteinander verbundenen Häusern eine interessante Ausstellung untergebracht.
Man betritt das Museum durch einen Gang zwischen zwei Häusern. Kurz bevor sich ein Innenhof öffnet befindet sich die Kasse hinter einem kleinen Fenster.
Die Ausstellung selber darf man nur mit einer Führung besuchen. Ich war an diesem Tag die einzige Besucherin und Zeiten für Führungen waren auch nicht ausgewiesen.
Nachdem man mir einen Ordner mit einlaminierten englischen Erklärungen in die Hand gedrückt hatte, musste ich kurz warten. Eine ältere Frau, die weder deutsch noch englisch verstand, kam mit einem Schlüsselbund zu mir. Sie begleitete mich durch die gesamte Ausstellung, machte in den Räumen das Licht an und nach mir auch wieder aus, schloss Türen auf und zu und stand während ich mir manchmal doch sehr beobachtet vorkam, in einer Ecke und wartete darauf, dass ich weiter ging. Mein Versuch auf Fragen eine Antwort zu bekommen scheiterte kläglich, ich wurde nur angeguckt und weitergeleitet.
Ich muss schon sagen, es war mit der kurioste Musumsbesuch, den ich bisher erlebt habe. Den Besuch selber habe ich wirklich genossen, das Ethnographische Museum Pilsen ist wirklich toll.
Geschichte des Museums
Das Ethnographische Museum befindet sich in zwei Renaissancehäusern, dem Chotěšovský-Haus und dem Gerlachovský-Haus. Beide Gebäude sind denkmalgeschützt und miteinander verbunden.
Das Gerlachovský-Haus wäre um 1910 fast abgerissen worden, zum Glück konnte es aufgrund der Bemühungen eines Freundeskreises erhalten werden. Man beschloss, das Gebäude als Museum zu nutzen und zunächst zeigte man kleinere Ausstellungen. 1919 fand die Eröffnung des Ethnographischen Museums statt.
Im Zweiten Weltkrieg verschwanden einige wertvolle Ausstellungsstücke. Die deutschen Besatzer waren der Meinung, diese verschenken zu können. Nach dem Krieg restaurierte man die Ausstellung.
Mit der Machtergreifung der Kommunisten kam es zur Zusammenlegung verschiedener Museen zum Westböhmischen Museum. Noch heute ist das Museum ein Teilbereich des Westböhmischen Museums und wird von der Ethnografischen Abteilung verwaltet.
Die ethnografische Sammlung zählt heute mehr als 77.000 Exponate und ist eine der größten ethnografischen Sammlungen in der Tschechischen Republik. Viele Ausstellungsstücke befinden sich auch in anderen Museen im Land.
Rundgang durch das Ethnographische Museum Pilsen
Im Museum wird eine Dauerausstellung zum Thema „Wie Menschen in der Region Pilsen lebten“ gezeigt. In einigen Räumen finden temporäre Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen statt.
Die Ausstellungsräume sind in einem Rundgang konzipiert. Zunächst geht man durch mehrere Räume, die sich mit dem Thema Wohnen beschäftigen. Hier kann man die Einrichtung bürgerlicher Wohnungen aus den Epochen Gotik, Renaissance, Barock, Biedermeier und aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sehen.
Einige der Möbel mag ich wirklich gerne und könnte mir vorstellen Einzelstücke davon in der Wohnung aufzustellen. Spannend auch ein Blick in eine Küche mit offenem Feuer und Tontöpfen. So etwas habe ich schon für das Herstellen von Sauerkraut gesucht.
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Leben im ländlichen Raum. In zwei Räumen werden Einrichtungsgegenstände gezeigt, die typisch für den ländlichen Raum waren. Hinter einer Tür entdeckte ich eine sogenannte „schwarze“ Küche aus dem frühen 19.Jahrhundert. Der rußgeschwärzte Raum wäre ja nicht wirklich mein Fall zum Kochen.
Beeindruckt haben mich die wunderschönen Trachten aus der Pilsner Region. Zu gerne würde ich diese bei einer Veranstaltung einmal getragen erleben und dann einen traditionellen Tanz dazu sehen.
Zwei weitere Räume haben mich wirklich sehr beeindruckt. In dem ersten Raum war eine Apotheke aus Pilsen zu sehen. Die Inneneinrichtung stammt aus dem 19.Jahrhundert. Von Hilfsmitteln für die Medizin bis hin zu Töpfen und Gläsern mit Kräutern, es fehlte nur noch der Apotheker hinter dem Verkaufstisch, der Salben anrührte.
In dem zweiten Raum war ein kleiner Laden aufgebaut. Ein Verkaufstresen mit einer Waage, einige typische Produkte und ein Schrank mit Schubkästen. Genauso habe ich mir immer einen „Tante-Emma-Laden“ auf dem Land vorgestellt.
Zum Abschluss des Rundganges kamen wir durch einen Raum voller Webstühle. Hier wird in Workshops das traditionelle Handwerk vorgestellt.
Mir hat der Besuch, auch wenn es schon merkwürdig war so alleine und beobachtet durch die Räume zu gehen, wirklich gut gefallen. Die Atmosphäre in den kleinen Räumen ist schon etwas ganz besonderes und so manches Mal habe ich mich in die Vergangenheit zurück versetzt gefühlt.
Adresse:
Národopisné muzeum Plzeňska
náměstí Republiky 13
301 00 Plzeň
Öffnungszeiten:
Dienstag-Sonntag: 10-18 Uhr
Montag: geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 60 CZK
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch im Ethnographische Museum Pilsen war Bestandteil einer Recherchereise in die Region.
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