Führung durch den historischen Untergrund von Pilsen

Das Thema Bier ist in Pilsen allgegenwärtig. Ein Ort, um perfekt in das Brauereigeschehen der Stadt einzutauchen ist der historische Untergrund von Pilsen. Im Gebäude des Brauereimuseums starten regelmäßig Führungen, die einen in die Kellergänge der Stadt bringen.

Mit der Gründung der Stadt 1295 begann man, in den weichen Untergrund Tunnel zu graben. Hier lagerte man zunächst hauptsächlich Lebensmittel. Mit der Zeit entwickelte sich ein Labyrinth an unterirdischen Gängen, die die Häuser miteinander verbanden und zum Teil mehrere Stockwerke tief in die Erde hinab gingen.

Bis zu 20 Kilometer lang sollen die Gänge sein. Zusätzlich bohrten die Pilsner in den Gängen Brunnen, die die Stadt mit Wasser versorgten. Eine für mich wirklich fast unvorstellbare Leistung, wenn man bedenkt mit welchen Werkzeugen gearbeitet worden ist.

In Zeiten von Kriegen erwiesen sich die Keller zusätzlich als wahrer Segen für die Stadt. Hier konnte man nicht nur sein Hab und Gut verstecken, sondern auch selber Schutz finden.

Heute sind die Gänge nicht nur von Vorteil. Klar sind sie eine der touristischen Attraktionen der Stadt. Aber der Boden ist dadurch auch sehr instabil und schwere neue Bauten könnten zum Einsturz der Gänge führen. Die Stadt musste viel Geld in die Hand nehmen und die Gänge sanieren und stabilisieren. Von den etwa 20 Kilometern sind heute 800 Meter für die Besucher der Stadt geöffnet.

Heute werden die Keller im ersten Untergeschoss von den Hausbesitzern als Kellerräume genutzt. So sind viele Bereich zugemauert oder mit Türen versehen. Das zweite Untergeschoss ist im Besitz der Stadt Pilsen. Hier verlaufen viele Strom- und Rohrleitungen.

Historischer Untergrund von Pilsen- eine Führung

Wir haben an einer Führung in den historischen Untergrund mitgemacht und dabei viel über Pilsen und das Bier erfahren.

Die Führung beginnt im Innenhof am Brauereimuseum. Ausgestattet mit Schutzhelmen und aufgrund der aktuellen Schutzmaßnahmen mit Mund-Nase-Schutz, ging es mit einer kleinen Gruppe tief unter die Stadt.

Patrick los geht es in die Kellergänge von Pilsen

Susanne auf dem weg in den Untergrund von Pilsen

Man sollte auch einigermaßen rutschfeste Schuhe anziehen, die Wege sind etwas feucht und manchmal rutschig! Die Luftfeuchtigkeit in den Kellergängen ist mit über 90% sehr hoch, kein Wunder also, dass das Wasser die Wände herunter fließt. Es ist auch recht kühl in den Gängen, also ein Pullover kann auch bei schönstem Sommerwetter nicht schaden. Die Tour dauert gut 60 Minuten und das kann schon etwas kühl werden.

Was hat das Kellerlabyrinth nun mit dem Bier in Pilsen zu tun?

Der böhmische König verlieh 1295 den Bürgerhäusern in Pilsen das Braurecht. Damit war es jedem Inhaber erlaubt, selbst gebrautes Bier in seinem eigenen Haus zu verkaufen. In Pilsen gab es eine zeitlang etwa 270 dieser Braustätten. Jeder lagerte das Bier im Keller und hoffte darauf, dass es sich dort bei den niedrigen Temperaturen möglichst lange halten würde.

Leider war die Qualität des obergärigen Biers oft mangelhaft und es kam vor, dass ein Fass mal schmeckte und das nächste Fass ungenießbar war. Es kam so oft genug vor, dass die Gäste sich über die Qualität des Biers beschwerten. Und es soll auch vorgekommen sein, dass so mancher Wirt heimlich seine schlechte Ware in den Keller eines anderen Brauers brachte. Dieser schenkte dann ahnungslos das schlechte Bier an seine Gäste aus. Zu dieser Zeit war Pilsen die Stadt mit dem schlechtesten Bier.

1838 kam es zu einem „Bieraufstand“. Die Bürger holten 36 Fässer mit dem nicht schmeckenden Bier der Brauereien ans Tageslicht und schütteten das Bier auf die Straße und in den Fluss.

Die Pilsner Bürger ließen sich nicht entmutigen. Sie wollten ein Qualitätsbier und kamen so auf die Idee, einen bayrischen Braumeister zu berufen, der wohlschmeckendes Bier brauen sollte. Aber das ist eine andere Geschichte …

Historischer Untergrund von Pilsen: Was kann man bei dem Rundgang entdecken?

Über Treppen geht es hinunter in die verwinkelten, oft sehr niedrigen Gänge. Die Gänge sind zum großen Teil gut ausgebaut und gesichert, man merkt während des Rundganges nicht, dass man fast 12 Meter unter der Erde unterwegs ist. Einen wirklich „schönen“ Gang gibt es nur an einer Stelle zu sehen.

Man kommt an einzelnen Kellerräumen und etwa 20 Brunnen vorbei. In den Brunnen hat man bei Ausgrabungen viele Gegenstände aus dem alltäglichen Leben des Mittelalters gefunden. Ein kleiner Teil davon ist in Schaukästen zu sehen.

historische Funde im Untergrund von Pilsen

Während des Rundganges kommt man in einen Eiskeller. Er befindet sich im obersten Kellergeschoss. Hier lagerte man viele Jahre Natureis zur Kühlung. Schmolz das Eis, floss das Wasser in die tiefer liegenden Gär- und Lagerkeller und kühlte diese.

Ein Highlight der Führung ist der Nachbau eines großen Wasserrades aus dem historischen Wasserturm. Das historische Wasserwerk Pilsens stammt aus dem 16.Jahrhundert und ist heute ein technisches Denkmal. Neben dem Wasserrad kann man auch teile der Pumpenanlage von 1847, Kammern für die Wassersäulen und den Stollen für die Wasserzufuhr sehen.

Während des gesamten Rundgangs durch den historischen Untergrund bekommt man viel über die Stadt, das Bier, die Braukunst und die Gänge erzählt. Unsere Führung fand in deutsch statt, so dass es für uns keine Probleme mit der Sprache gab. Ich fand es sehr interessant und spannend, vor allem, weil es nicht unser erster Besuch unter einer Stadt war. In Merseburg, Zeitz und Nürnberg haben wir zum Teil sehr ähnliche Fakten zur Entstehung gehört.

Ein Bier zum Abschluss?

Wenn man während der Führung ständig etwas zum Thema Bier hört, bekommt man auch Lust auf ein Bier. Es gibt für jeden Teilnehmer über 18 Jahre einen Gutschein für ein 0,3l Pilsner Urquell, das man in den Restaurants Na Spilce, U Salzmannů oder in der Schänke Na Parkánu einlösen kann.

Der Gutschein ist einige Tage gültig und wir waren zu einem späteren Zeitpunkt in der U Salzmannů und haben das frisch gezapfte Bier genossen.