Ich folge einem Hinweisschild auf der Straße und gelange über eine Hofeinfahrt zu einer unscheinbaren Tür. Dahinter verbirgt sich das Museum für religiöse Kunst der Pilsner Diözese.
Geschichte des Klosters
Das Museum befindet sich im Gebäude des Franziskanerklosters an der Mariä-Himmelfahrt-Kirche. Das Kloster wurde um 1300 von den Minoriten gegründet, der Bau war etwa 1380 fertig gestellt. Die ältesten Mauern des Presbyteriums stammen zum Beispiel noch aus dieser Zeit.
1460 übernahmen auf Befehl von Papst Pius II. die Franziskaner das Kloster. Das Gebäude wurde im Laufe der Jahre mehrfach beschädigt, wieder aufgebaut, erweitert und verändert.
1950 schaffte man das Kloster im Rahmen der „Aktion K“ (gewaltsame Liquidation von Klöstern und katholischen Orden von Männern) ab. Im Sozialismus diente das Gebäude zunächst als Jugendheim, später war es Bestandteil des Westböhmischen Museums.
Mit dem Regimewechsel bot man den Franziskanern das Kloster zur neuerlichen Nutzung an. Sie lehnten ab und die Kirche übernahm den Besitz und das Gebäude konnte schrittweise renoviert werden. Ein Teil des Gebäudes wird heute bewohnt, der andere Teil wird durch das Museum für religiöse Kunst genutzt.
Rundgang durch das Museum für religiöse Kunst der Pilsner Diözese
Gleich am Eingang erwartete mich eine Überraschung. Man öffnete für mich eine Tür und es offenbarte sich eine Gasse. Hierbei handelt es sich um die älteste Straße Pilsens, die zwischen zwei heute miteinander verbundenen Gebäudeteilen existiert. Die Gasse ist eng, mit Kopfsteinpflaster gepflastert und überdacht. Man kann sie nur vom Eingangsbereich des Museums betreten und eigentlich ist die Tür immer verschlossen. Da ich aber zu diesem Zeitpunkt die einzige Besucherin im gesamten Museum war, zeigte man mir die Straße gerne.
In einen großen Raum mit altem Bodenbelag und nur wenigen Ausstellungsstücken begann dann der Rundgang durch das Museum. Wenn ich die kurze Erklärung richtig verstanden habe, handelte es sich hierbei um die ehemalige Klosterküche. Die Steine auf dem Boden waren noch original erhalten.
Rund um den Kreuzgang
Von dem Raum der ehemaligen Klosterküche aus gelangt man in den Klosterkreuzgang. Der Kreuzgang wird heute als Ausstellungsbereich für das Museum genutzt.
Hier werden wunderschön gearbeitete Figuren von zum Beispiel Aposteln und Heiligen gezeigt. Die Figuren, wie zum Beispiel des Heiligen Wenzel wurden in ihrem typischen unverwechselbarem Stil gearbeitet, so dass jeder sofort wusste, um wen es sich handelte. Die Jungfrau Maria und ihre Darstellung in der Kunst ist ein weiteres Thema der Ausstellung im Kreuzgang.
Durch eine Tür im Kreuzgang gelangt man in den Klostergarten mit seinem Brunnen. Ein ruhiger und friedlicher Ort mit einer Bank, die zu einer Pause und zum Innehalten einlädt.
Eine weitere offene Tür ermöglichte es mir, einen Blick in die Kirche des Klosters zu werfen. Viel kann man nicht sehen, da man nicht in die Kirche treten kann, aber das was ich sehen konnte, hat mir gut gefallen.
Besonders beeindruckt hat mich der Blick in die St-Barbara-Kapelle. Was für wunderschön erhaltene Wandmalereien kann man dort sehen! Ich hätte mich am liebsten mitten in den Raum gesetzt und die zum Teil sehr gut erhaltenen Bilder in aller Ruhe betrachtet. Die Bilder sind so vielfältig und detailreich, einfach wunderschön.
Was man im Museum für religiöse Kunst der Pilsner Diözese noch entdecken kann
Nachdem ich den Kreuzgang mit seinen Kunstwerken ausgiebig betrachtet hatte, machte ich mich auf den Weg in das erste Obergeschoss des Museums.
In einem Gang voller Schautafeln in tschechisch und englisch laufe ich über knarrende Holzdielen und lese etwas über die Geschichte der Kirche, die Christianisierung, die Benediktiner und die Klöster – immer unter dem besonderen Schwerpunkt Pilsen. Sehr interessant, aber auch nicht so einfach zu verstehen, wenn man nicht so fit mit kirchlichem Vokabular in englisch ist. Aber sinngemäß habe ich viel verstanden.
Am Ende des Ganges befindet sich die Bibliothek des Klosters. Dieser Raum befand sich über der Sakristei und wurde bereits 1697 als Bibliothek genutzt. Hier standen Bücherschränke, die mit gemalten Buchrücken verziert waren.
In weiteren Räumen konnteich seltene Gemälde und die „Schatzkammer“ mit wertvollen Kunstwerken aus den Pfarreien des Pilsener Bistums und aus den Sammlungen des Westböhmischen Museums in Pilsen sehen. Beeindruckend fand ich auch die vier großen Leinwandgemälde von Barockmeistern, die etwas versteckt am Fuße einer Treppe hängen.
Tipp: Ich finde, dass man das Museum für religiöse Kunst der Pilsner Diözese nicht verpassen sollte. Mich hat es wirklich beeindruckt.
Adresse
Muzeum církevního umění plzeňské diecéze
Františkánská 11
301 00 Plzeň
Öffnungszeiten:
April – Oktober
Dienstag-Sonntag: 10-18 Uhr
Montag geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 60 CZK
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch war Bestandteil einer Recherchereise nach Tschechien.
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