Es gibt immer wieder Geschichten über Städte, die muss man einfach weiter erzählen, weil sie beeindruckend, unglaublich oder einfach nur spannend sind. Ich habe Pilsener Sagen gehört, die einfach erzählt werden müssen.
Warum hat Pilsen ein Kamel im Stadtwappen?
Das Stadtwappen von Pilsen besteht aus 5 verschiedenen Elementen.
- ein rotes Schild mit einer Windhündin (unten rechts)
- ein grünes Schild mit einem Kamel (unten links)
- ein silbernes Schild mit zwei aufrecht gestellten und voneinander abgewendeten goldenen Papstschlüsseln (oben links)
- ein goldenes Schild mit einem nach rechts schauender Waffenträger, der die rechte Hälfte eines schwarzen Adlers hält (oben rechts)
- ein rotes Schild mit einer Burg (Mitte)
Ein Engel steht auf vielen Bildern hinter dem Stadtwappen und hält es in der Hand. Der Engel wurde von den Pilsnern um 1433 als Wappenträger eingeführt.
Die beiden oberen Felder des Wappens symbolisierten den Papst, sein Amt sowie das Verhältnis Böhmens zum Römischen Reich. Das zentrale Schild in der Mitte des Wappens haben die Pilsner in der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts eingefügt. Es stellt das Siegel aus der Zeit der Stadtgründung dar.
Eine Windhündin gehört auch nicht zu den typischen Symbolen, die man normalerweise in Stadtwappen findet. Im 15.Jahrhundert glaubten die Menschen, dass die Windhündin ein Symbol der Treue gegenüber der katholischen Kirche und dem böhmischen König sei. Sie nahmen deshalb die silberne Hündin in das Wappen auf.
Eine der vielen Pilsener Sagen handelt von der Geschichte des Kamels im Wappen der Stadt:
Die Hussiten belagerten Pilsen fünf Mal. Jedes Mal ohne Erfolg. 1433 führten die Hussiten während der Belagerung ein Kamel mit sich. Sie hatten das Kamel zum Dank für die Hilfe im Kampf gegen einen deutschen Ritterorden von dem polnischen König Ladislaus II. erhalten. Die Pilsner waren begeistert von dem unbekannten Tier und wollten es gerne besitzen. Bei einem Ausfall erbeuteten sie das Tier und brachten es in die Stadt.. Das Angebot der Feinde, das Kamel zurück zu kaufen lehnten die Bewohner von Pilsen ab. Als die Belagerung mit Hilfe der Nürnberger beendet werden konnte, schenkte man ihnen zum Dank das Kamel.
Das ist eine Sage und ob sie wahr ist wer weiß? Eine andere Geschichte besagt, dass die Pilsner Bürger vom römischen Kaiser Sigismund von Luxemburg ein Kamel erhielten. Das Symbol kam danach in das Stadtwappen. Ursprünglich soll das Schild blau und nicht grün gewesen sein.
Warum berühren die Pilsner Bewohner genau diese Stelle am Gittertor des St.-Bartholomäus-Doms?
Ich sitze auf einer Bank auf dem Platz der Republik und genieße während eines Telefonates die Sonne. Dabei beobachte ich die Menschen, die über den Platz gehen. Einige schlendern gemütlich, einige laufen schnell und zielstrebig und dann sehe ich etwas, was mich wirklich verblüfft. Zielstrebig gehen Menschen jedes Alters zu einem Gittertor am St.-Bartholomäus-Dom. Und alle gehen genau zu einer bestimmten Gitterstange, berühren eine Stelle, halten kurz innen und gehen dann weiter. Von meiner Bank aus, kann ich nicht erkennen, warum es die Menschen dort hin zieht. Aber, und ich habe bestimmt 20 Minuten dort gesessen, es war ein ständiges kommen und gehen. Ja manchmal gab es sogar eine „Warteschlange“, obwohl es noch andere Gitterstäbe gab. Aber diese berührte keiner.
Nach dem Telefonat zog es mich nun auch an diesen Ort. Das Metalltor zeigt in „Greifhöhe“ eine kleine Reihe Engelsköpfe und einer dieser Köpfe ist vom vielen Berühren inzwischen blank poliert und kaum noch als Kopf erkennbar. Einer Pilsener Sagen nach ist es das Engelchen zum Glück.
Der Sage nach soll der kleine Engelskopf nicht nur Glück, sondern auch kleine Wunder bewirken. Der Rakovniker Henker soll im St.-Bartholomäus-Dom geheiratet haben. Da Henker allerdings nicht in den Dom durften, vertrat ein Freund ihn vor dem Altar, während er selber am äußeren Hinteraltar des Doms betete. Als sein Gebet beendet war, stand er auf und hielt sich dabei an diesem Engelskopf fest. Pilsner Bewohner beobachteten ihn dabei und verbreiteten, dass genau dieser Engel für das Glück des Henkers verantwortlich sei. Und damit begann die Geschichte des Engels des Glücks.