Pilsen und Bier!!! Seit 1842 wird in Pilsen das weltweit bekannte Pilsner Urquell gebraut. Wir haben uns auf Spurensuche bei einer Führung durch die Pilsner Urquell Brauerei begeben.
Bei unserem Besuch in dem historischen Untergrund von Pilsen hatten wir ja schon etwas über die Stadt und ihr Bier erfahren. Es ist kaum zu glauben, aber es gab eine Zeit, da gab es in Pilsen das schlechteste Bier der Region.
Pilsen bekommt ein gutes Bier
Anfang des 19. Jahrhunderts entschlossen sich die brauberechtigten Bürger der Stadt, dass sich das ändern musste. Sie wollten eine neue Brauerei bauen und dort ein modernes untergäriges Bier brauen. Nur wirklich Ahnung hatten die Pilsner nicht und so wurde 1842 der Bayer Josef Groll zum ersten Braumeister des Bürgerlichen Brauhauses berufen.
Groll war durchaus erfolgreich. Kurz nach seiner Ankunft in Pilsen gab es das ersten goldene Pils zu trinken. Er braute das Pilsner Urquell, das seit 1859 als Marke eingetragen ist. Das Bier war zu seiner Zeit eine Revolution unter den Bieren. Erfrischend, würzig-herb und mit einer wunderschönen Farbe, verzauberte es die Pilsner.
Nur wenig später erreichten die ersten Fässer Bier Prag. In der Kneipe U Pinkasů (gibt es noch heute) wurde es ausgeschenkt und begeistert angenommen.
1873 verschiffte man die ersten Fässer in die Vereinigten Staaten. Ein wirklich risikoreiches Unternehmen. Das Bier konnte nicht, so wie es heute üblich ist, in gekühlten Tanks transportiert werden. Diese gab es noch nicht. Und so gingen die Fässer mit der Hoffnung nicht mit verdorbenem Bier anzukommen auf Reisen. Es wurde ein Erfolg.
Die Produktionsmenge wuchs und wuchs. 1913/14 braute man zum ersten Mal 1 Million Hektoliter im Jahr.
1996 exportierte die Pilsner Urquell Brauerei das Bier bereits in 50 Länder, auch hier steigert sich der Bedarf Jahr für Jahr. Und verkauft wird es natürlich nicht nur in Fässern, sondern auch in den typisch grünen Flaschen.
Nach einigen Eigentümerwechseln gehört das Pilsner Urquell seit Dezember 2016 zum japanischen Brauereikonzern Asahi Beer.
Brauereiführung bei Pilsner Urquell
Wir erreichen das Gelände der Pilsner Urquell Brauerei über einen brückenähnlichen Steg, der über einer Lagerhalle verläuft. Dahinter erstreckt sich ein großes offenes Gelände, dass frei zugänglich ist. Hier befindet sich auch das Besucherzentrum der Brauerei, in dem die Führungen starten.
Wir mussten nicht lange warten, bis unsere Führung in deutscher Sprache begann. Es werden hier täglich mehrere Führungen in verschiedenen Sprachen angeboten. Oft sind diese gut gebucht, es empfiehlt sich vorab online Karten zu reservieren.
Während man wartet, kann man sich in dem großen Besucherzentrum umsehen und natürlich einen Werbefilm der Brauerei sehen. Ich fand das Motorrad und den Nachbau eines Hauses viel spannender.
Die eigentliche Führung beginnt im Obergeschoss des Besucherzentrums. Es gibt jede Menge geschichtliche Informationen zu hören und dann begibt man sich gemeinsam auf das Außengelände der Brauerei. An einem großen Werkstor, an dem auch eine alte Pferdekutsche und ein Eisenbahnwagon stehen erfährt man noch etwas zum Wasserturm auf dem Gelände.
Die Bierabfüllung
Mit einem Shuttelbus werden wir während der Brauereiführung zu der Abfüllanlage gebracht. Noch im Vorraum bekommt man an einem großen Plan die Erklärung zur Anlage.
Das ist auch ganz gut so, den sobald ich die Besuchergalerie betreten verstehe ich so gut wie nichts mehr. Obwohl nur eine der Abfüllanlagen lief und wir hinter einer fast geschlossenen Scheibe standen, klapperte es in einer wahnsinnigen Lautstärke. Die Flaschen werden auf langen Bändern transportiert und dabei sortiert, gewaschen, gefüllt, verschlossen und verpackt. Ich weiß kaum wo ich zuerst hingucken soll, soviel passiert auf einmal.
Zu gerne hätte ich auch noch die Dosenabfüllung gesehen, hier standen die Bänder aber gerade still.
Brauprozess
Dann geht es in das alte Sudhaus. Mit dem größten Personenaufzug in Tschechien geht es in ein Panoramakino. Bei einer Filmvorführung, wird über Herstellung des Pilsner Urquell Biers berichtet.
Josef Groll nutzt 1842 beim Brauen des ersten Pilsner Urquells eine Methode, die sich bis heute in der Welt des Bierbrauens durchgesetzt hat.
Das Bier brauchte und braucht 35 Tage, bis der gesamte Herstellungs- und Reifungsprozess abgeschlossen ist.
Bei der Führung durch die Brauerei wird dieser Prozess verdeutlicht. So erfährt man zum Beginn etwas über die Zutaten und über den Verarbeitungsprozess.
In Pilsen arbeitet man zum Beispiel mit einem Malz, das aus einer süßlichen Gerste aus Mähren gewonnen wird. Dieses wird mit Wasser in den Kupfertanks zur Bierwürze vermengt, Einen Teil der Bierwürze kocht man im sogenannten Dreimaischverfahren über offenem Feuer. Dieses Verfahren ist ein Grund für die goldene Farbe und den typischen Geschmack.
Typisch für das Pilsner Urquell ist die Verwendung des Saarzer Hopfen. Schon Groll verwendete ausschließlich diese Hopfenart, die aus der kleinen Stadt Žatec stammt. Die Felder liegen nicht weit von Pilsen entfernt, man braut also mit regionalen Produkten. Der Hopfen ist bekannt dafür, nicht so bitter zu schmecken und nur einen geringen Säuregehalt zu haben. Groll wählte genau diesen Hopfen, weil der von der Würze überzeugt war. Er erschuf so ein Bier, das unverwechselbar schmeckt: nicht zu bitter mit leichter Karamell-Note, spritzig und erfrischend.
Beim Brauvorgang fügt man den Hopfen auch dreimal hinzu (dreimal gehopft).
Der Brauvorgang des Pilsner Biers dauert einen Tag. Anschließend wird das Bier 10 Tage fermentiert. Nach der 24-tägigen Reifung kann man es abfüllen und verkaufen.
Weg durch den Brauprozess
Damit das nicht nur bloße Theorie bleibt, wird in den nächsten Räumen alles etwas praktischer. Die Zutaten werden vorgestellt, der Brauprozess verdeutlicht. Es gibt Sudhäuser aus drei verschiedenen Jahrhunderten zu sehen. Besonders stolz ist man darauf, dass es gelungen ist, die Sudpfanne von 1842 zeigen zu können, in der die erste Charge Bier entstanden ist. Mitarbeiter der Brauerei machten es möglich, dass diese zwei Weltkriege unbeschadet überstand.
Danach ging es tief unter die Gebäude der Brauerei. Wir gingen durch die historischen Brauereikeller. Hier erfährt man etwas über die Lagerung , besucht einen Eiskeller und kommt schließlich in einen Raum mit riesigen Holzfässern.
Von einer Palette erhält jeder ein Glas und dann heißt es schnell sein. Ein Mitarbeiter öffnet einen Zapfhahn und das Bier beginnt zu fließen. Glas reichen, um den Mitarbeiter rumgehen, volles Glas nehmen und diese Kette bloß nicht abreißen lassen. Es soll kein Tropfen auf den Boden gehen und der Zapfhahn möglichst geöffnet bleiben.
Mit unserem frisch gezapften ungefilterten und nicht pasteurisierten Pilsner Urquell standen wir dann einem Tisch. Viel Zeit bleibt nicht, die nächste Gruppe konnten wir bereits hören. Was für ein köstlicher Geschmack rann unsere Kehle herunter. Nach so viel „Bier Geschichte“ genau der richtige Abschluss der Führung.
Auf dem Rückweg durch einige Kellergänge erfuhren wir noch einiges zum Thema Fass, Fassherstellung und Reinigung der Fässer.
Durch den Souveniershop ging es dann wieder auf das Gelände der Brauerei. Den Souvenirshop kann man auch ohne Führung besuchen. Neben Bier gibt es zahlreiche weitere Produkte mit dem Logo der Brauerei zu kaufen.
Zum Abschluss ein Bier
Nach dem Besuch der Pilsner Brauerei (oder auch vor dem Besuch) bietet es sich an, noch ein oder zwei Biere im Restaurant Na Spilce zu trinken und etwas zu essen.
Das Restaurant befindet sich auf dem Gelände der Brauerei. Hier finden viele Besucher in großen Räumen einen Platz. Die Bedienung ist schnell und freundlich, das Bier fließt in Strömen und das Essen passt zu einer Brauereiwirtschaft.
Nach dem Abschlussbier haben wir das Gelände durch das Jubiläumstor verlassen. Dieses wunderschöne Tor verziert den Haupteingang zur Brauerei. Die Brauerei hat es Ehren von Josef Groll errichtet, genau 50 Jahre nach der Entstehung des Pilsner Urquells.
Uns hat die Führung durch die Pilsner Urquell Brauerei gut gefallen. Sie war sehr informativ, unseren Guide konnte man gut verstehen und sie versuchte auch auf Nachfragen einzugehen.
Adresse:
U Prazdroje 7,
301 00 Plzeň 3,
Tschechien
Öffnungszeiten:
Mai-September: 9.30-18 Uhr
Oktober-Dezember: 10.30 – 17 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 250 CZK
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Brauereibesuch war Bestandteil einer Recherchereise nach Pilsen.
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