Bitte auf dem roten Teppich bleiben und vor allem keine Fragen stellen, das wird wohl ewig in meinem Kopf hängen bleiben. Genau das sagte unser Guide bei der Führung durch das wunderschöne barocke Schloss Manětín gefühlte 100 Mal.
Aber Fragen hätte ich auch nicht stellen können, denn die Führung fand ausschließlich auf tschechisch statt und wir hatten den deutschen Text in einem Ordner vor uns. Eigentlich schade, dass das meine erste Erinnerung an den Besuch ist, denn das Schloss ist wirklich sehenswert und eigentlich kann ich den Besuch nur empfehlen.
Ankunft am Schloss Manětín
Das Schloss Manětín liegt in einer kleinen Stadt etwa 30 Kilometer von Pilsen entfernt. Der Stadtplatz vor dem Schloss in Manětín ist wunderschön. Er ist mit Steinskulpturen des Bildhauers Štěpán Borovec und seines Schülers Josef Herscher ausgestattet. Noch heute können wir hier ihre Werke bewundern – Heiligenfiguren, Steinvasen, Brunnen oder Allegorien der Tugenden. Von dem Platz aus habe ich einen tollen Blick auf die Straßenfront des Schlosses. Es ist wirklich größer als man es für so eine kleine Stadt erwartet.
Geht man durch den Torbogen erreicht man die Parkanlage des Schlosses. Er ist im Stil eines französischer Garten mit englischem Park angelegt. Von hier aus wirkt das Schloss auf mich viel einladender und freundlicher. In der südlichsten Ecke des Parks befinden sich die Gebäude der ehemaligen Brauerei und des Getreidespeichers.
Kleine Schlossgeschichte
Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes Manětín findet man aus dem Jahr 1169. Der böhmische König Vladislav I. schenkte zu diesem Zeitpunkt die Stadt mit der Umgebung dem Johanniterorden.
Bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts siedelten diese in der Stadt und verließen sie erst nach den Hussitenkriegen. Es übernahmen weltliche Herrscher die Stadt.
Anfangs wechselten die Besitzer noch, mit der Übernahme durch die Familie Hrobschitz entstand das Schloss in Manětín. 1622 übernahm schließlich die Familie Lažanský den Grundbesitz und blieb über 300 Jahre der Eigentümer.
Im September 1712 kam es zu einem verheerenden Brand, der das Schloss und die Stadt stark beschädigte. In dieser Zeit lebten Graf Wenzel Josef Lazansky und seine junge Frau Maria Gabriela Lazansky dort. Der damalige Besitzer „nutzte die Gunst der Stunde“ und ließ die Überreste des Schlosses im Stil des Barock um- und neubauen. Es entstand eine Schlossanlage mit einem langgezogenen L-förmigen Grundriss. Der Graf starb drei Jahre nach der Katastrophe und die gesamte Verantwortung lastete auf der damals zwanzigjährigen Witwe. Unter ihrer Herrschaft erlebte Manětín seine größte Blütezeit.
Es gibt eine Geschichte, die man sich bis heute über die Gräfin erzählt: Angeblich hatte Gräfin Lažanská ein Laster, und das war die Spielliebe. Einmal setzte sie beim Kartenspielen sogar das ganze Gut. Der Kellner Karásek – der beim Wein einschenken allen Mitspielern in die Karten sah und erkannte, dass die Gräfin dieses Spiel verlieren würde, entschloss sich einzugreifen. Er stieß den Tisch mit dem Wein um. Damit war das Spiel zu Ende und die Gräfin konnte ihren Besitz behalten. Nachdem die Gräfin festgestellte, wer sie vor ihrem Verlust gerettet hatte, schenkte sie ihrem Bediensteten eine Mühle am Fluss Střela, die noch heute Karásek-Mühle genannt wird.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss Manětín verstaatlicht. Man baute es zu Wohnungen und Büroräume der Staatsforste um. Später entstand ein kleines Heimatmuseum. Ende der 1990er Jahre wurde es möglich an Führungen durch das Schloss teilzunehmen.
Rundgang durch das Schloss Manětín
Der geführte Rundgang durch das Schloss beginnt im wunderschönen Treppenhaus. Die Haupttreppe zeigt ein beeindruckendes Geländer und einige wunderschöne Statuen.
Mir gefällt besonders der Blick der Figuren zur Decke. Es wirkt fast so, als ob sie das herausragende Deckengemälde betrachten würden. Dieses stammt aus dem 18.Jahrhundert, es ist bis heute nicht bekannt, wer es gestaltet hat.
Vom Treppenhaus aus führt uns der Rundgang nun durch verschiedene Räume des Schlosses. Jeder Raum zeigt etwas besonderes und unser Guide wies immer wieder auf einzelne Gegenstände hin. In unserem deutschsprachigen Begleittext werden diese zum Glück auch beschrieben und auch Hinweise zur Geschichte konnte ich sehr gut nachlesen.
Im Vorzimmer, in dem früher die Gäste darauf warteten empfangen zu werden, entdecke ich an einer Wand Stammbäume. Eigentlich eine tolle Idee, seine Familiengeschichte so zu präsentieren.
Danach betreten wir das Empfangszimmer, in dem einige Bilder der Familie hängen. Hier bekommen wir die Familiengeschichte in kompakter Form erzählt, anscheinend nicht ohne kleine Anekdoten, denn das ein oder andere Schmunzeln konnte ich bei den tschechischen Zuhörern entdecken.
An den öffentlichen Bereich des Schlosses grenzen die Privaträume der Familie. Einige der hier ausgestellten Exponate stammen wirklich von den ehemaligen Schlossbesitzern, andere sind aus der Zeit des Barocks und ergänzen das Gesamtbild hervorragend.
Nachdem wir mehrere früher recht unterschiedlich genutzte Raume betreten haben, erreichen wir einen langen Gang. Von dort kommt man auf einen Balkon, der einen wunderschönen Blick auf die Parkanlage ermöglicht. Sehr interessant finde ich die Bilder, die hier an den Wänden hängen. Es handelt sich um Grafiken aus der Spanischen Hofreitschule. Uns wird erzählt, dass einige der männlichen Familienmitglieder dort waren. Ich habe allerdings nicht genau verstanden, ob sie dort auch die Fertigkeiten des Reitstils erlernt haben.
Der Gang würde eigentlich weiter in die zweite Hälfte des Schlosses führen. Diese ist jedoch nicht öffentlich zugänglich und so geht es zurück in den ersten Schlossflügel, um noch weitere Räume der Familie kennen zu lernen.
Mein persönliches Highlight ist die Bibliothek. Hier stehen Bücher aus dem Bereich der Naturwissenschaft, der Religion, der Belletristik und sogar Reiseberichterstattungen. Es gibt sogar eine komplette Ausgabe von Wiener Zeitungen aus den Jahren 1800-1810.
Wir gehen weiter durch einen Gang und erreichen das Oratorium der Kirche, die direkt neben dem Schloss steht. Die Kirche des Heiligen Johannes des Täufers konnte so von der Familie erreicht werden. Heute kann man durch ein geschlossenes Fenster in den Kirchenraum blicken. Früher nutzte die Familie eine Treppe hinter einer kleinen Tür, um im Bedarfsfall in das Kirchenschiff zu gelangen.
Mit dem Blick in die Kirche endet der etwa 45 Minuten dauernde Rundgang durch das Schloss.
Tipp:
Im Schloss Manětín gibt es ein Restaurant, dass herzhafte tschechische Küche und natürlich tschechischer Bier anbietet.
Adresse:
Zámek Manětín
331 62 Manětín 1
Parkmöglichkeiten
Es möglich, in der unmittelbaren Umgebung der Burg kostenlos zu parken. Am Platz angekommen führt eine Straße hinunter zum Schloss. Dort befindet sich ein Parkplatz.
In der Hochsaison oder wenn eine Hochzeitsfeier stattfindet, kann dieser Parkplatz voll sein. In diesem Fall fahren Sie von rechts um das Gelände herum, biegen zweimal links ab und stellen Ihr Fahrzeug auf dem Parkplatz des ehemaligen Hotels ab. Sie gehen dann zu Fuß durch den Schlosspark zum Schloss.
Öffnungszeiten:
Mai – September
Dienstag – Sonntag
April und Oktober
Samstag und Sonntag
Touren:
11 Uhr, 13 Uhr and 15 Uhr
Preis Schlossbesichtigung:
Erwachsene 160 CZK
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Der Park kann kostenfrei besucht werden.
Der Besuch fand im Rahmen einer Pressereise statt
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