Warum einen Berg hoch laufen, wenn es so etwas tolles wie eine Standseilbahn gibt. Die Petřín-Standseilbahn fährt in Prag auf den Petřín, einem Berg westlich des Zentrums.
Die Geschichte der Petřín-Standseilbahn beginnt 1889. Nachdem die Mitglieder von Club der Tschechischen Touristen aus Prag von ihrer Reise nach Frankreich zurück kamen, beschlossen sie die verkleinerte Form des Eiffelturms auf dem Petřín zu errichten. Der Fußweg dort hinauf, war vom Stadtzentrum relativ weit und auch recht steil und so kam man zu dem Entschluss, eine Standseilbahn zu errichten.
1891 – 1916 die erste Betriebsphase
Zur Großen Landesjubiläumsausstellung eröffnete im Juli 1891 auch der Betrieb der Standseilbahn. Die Petřín-Standseilbahn war zunächst eine sogenannte Wasserballastbahn, die auf einer dreischienigen Anlage fuhr. Etwa in der Streckenmitte existierte eine Ausweichstelle, an der beide Wagen der Bahn aneinander vorbei fahren konnten. Der Bahnantrieb erfolgte über Wasserballast. Der talwärts fahrende Zug war mit gefüllten Wassertanks unterwegs und zog den bergabwärts fahrenden Zug mit Hilfe der Schwerkraft nach oben. Während der Fahrt ließ man das Wasser nach und nach ab. Insgesamt fuhr die Bahn eine Strecke von 395,50 Metern bei einer maximalen Steigung von 295%. Die Fahrt dauerte etwa 6 Minuten und etwa 50 Personen konnten in den Wagen Platz nehmen.
1916 stellte man den Verkehr der Petřín-Standseilbahn zum ersten Mal ein. Nicht nur die geringe Auslastung, sondern auch der zunehmende Wassermangel auf dem Berg machten eine Nutzung unmöglich.
1931 – 1965 die zweite Betriebsphase
Für 1932 war in Prag in dem neu erbauten Strahov-Stadion eine Großveranstaltung geplant. Um die erwarteten Zuschauer auf den Petřín befördern zu können, entschied man sich, die Städtischen Verkehrsbetriebe in Prag zum neuen Eigentümer der Standseilbahn zu machen und die Instandsetzung zu beauftragen.
Zuerst baute man die Strecke auf eine Regelspurbreite aus und stellte auf elektrischen Antrieb um. Die einspurige Strecke verlängerte man auf 511 Meter. Die Talstation baute man in ein historisches Gebäude aus der Barockzeit. Die Bergstation lag auch etwas höher und man durchbrach dafür die Hungermauer auf dem Petřín (diese stammt aus dem 14.Jahrhundert). Etwa in der Mitte der Strecke baute man eine Ausweichstelle und einen Haltepunkt mit einem Gartenrestaurant. Die Bahn hielt hier bei Bedarf auf der Bergfahrt.
Die Wagen waren für die damalige Zeit hochmodern und es konnten bis zu 100 Personen pro Wagen befördert werden. Ein Novum war die Vollautomatisierung. Der Wagenbegleiter musste nur noch eine Taste drücken und die Fahrt startete selbständig.
1965 kam es nach heftigen Regenfällen zu einem Erdrutsch, der die Strecke zerstörte. Die Passagiere mussten mitten auf der Strecke aussteigen, die Wagen konnten vorsichtig in die Stationen gefahren werden. 1967 kam es erneut zu einer Zerstörung der Gleisanlagen, als ein Erdrutsch sich löste. Die Schäden waren so groß, dass an eine erneute Betriebsaufnahme nicht zu denken war.
1985 – die Petřín-Standseilbahn fährt wieder!
1985 sollte es wieder zu einer Großveranstaltung im Strahov-Stadion kommen. Und erneut reaktivierte man die Petřín-Standseilbahn. Man sanierte und modernisierte, kaufte neue Wagen und konnte im Sommer 1985 den Betrieb wieder aufnehmen. Ab jetzt fuhren auch wieder Wagenführer mit in den Bahnen, die wie in vergangenen Zeiten viele Glasflächen für eine tolle Aussicht bietet. Die 100 Personen fassenden Wagen sind beleuchtet und verfügen über eine Heizung.
Einsteigen – die Fahrt geht los!
Wir beginnen unsere Fahrt an der Talstation Újezd. Mit unserer Tageskarte der Öffentlichen Verkehrsmittel dürfen wir auch die Petřín-Standseilbahn nutzen. Die einzelnen Abteile sind gut gefüllt, aber noch nicht unangenehm voll. Nach kurzer Wartezeit kommt eine Wagenführerin und schließt die Türen. Mit einem Ruck beginnt unsere Fahrt.
Der Blick aus den Fenstern ist schon beeindruckend. Man kann die Prager Burg sehen und hat einen traumhaften Blick auf die Moldau.
Kurz vor der Mittelstation verlangsamt sich die Fahrt und schließlich stoppt der Wagen. Der entgegenkommende Wagen steht an der Mittelstation und es steigen einige Passagiere aus. Dann wieder ein Ruck und für uns geht es weiter zur Mittelstation. Auch wir lassen einige Passagiere aussteigen und setzen dann die Fahrt fort.
Sehr langsam geht es in die Bergstation. Als wir stehen, öffnen sich die Türen und die Passagiere drängen zum Ausgang. Die Bahnführerin guckte schon etwas ungeduldig, da ich es nicht ganz so eilig hatte. Aber schließlich durfte sie hinter mir die Tür schließen und auf Passagiere für die nächste Talfahrt warten.
Für uns ging es nun zu einem Rundgang über den Petřín mit seinen Sehenswürdigkeiten und kleinen Geheimtipps.
Öffnungszeiten:
November – März
täglich 9– 23.20 Uhr
April – Oktober
täglich 9– 23.30 Uhr
Die Bahnen fahren in 10-15 Minuten Rhythmus.
Regelmäßige Revisionen:
Während der regelmäßigen Revisionen ist die Seilbahn außer Betrieb.
Fahrpreis:
Öffentlichen Verkehrsmittel Erwachsene (genauere Informationen zu Ticketpreisen)
32 Kč (Basis), 24 Kč (Kurzstrecke)
Mattuschek
Aktuell kostet die Bahn 60 Kronen (6.11.2022).
Susanne Jungbluth
Danke für die Info!