Einen Friedhof in einem anderen Land zu besuchen, ist für uns immer ein Blick auf eine andere Kultur. Wir haben uns zu der größten Begräbnisstätte in der Hauptstadt begeben, die Friedhöfe Olšany.
Friedhöfe Olšany
Im Prager Stadtteil Žižkov befindet sich heute ein aus 12 Einzelfriedhöfen zusammengefasster riesiger Friedhof, der heute über 50 Hektar Fläche groß ist.
1679/80 legte die Stadt Prag den ersten Friedhof in Olšany vor den Toren der Stadt an. Hier sollten die Pesttoten der Stadt begraben werden. Heute erinnert an diesen Friedhof I. noch die Kirche, die dem Pestheiligen Rochus gewidmet ist.
Ab Ende des 18.Jahrhunderts wurden nahezu alle Prager aus der Alt- und Neustadt auf dem Friedhof vor der Stadt beerdigt. Der damalige Kaiser hatte Begräbnisse in der Innenstadt verboten. Schon zu dieser Zeit begann man, das vorhandene Areal mehrfach zu erweitern, um ausreichen Begräbnisstätten zur Verfügung zu haben.
Bis zum Ende des 19.Jahrhunderts hatte die Prager Stadtverwaltung den Friedhof Olšany zu einem riesigen Gelände erweitert. Man hatte Sektionen für unterschiedliche Glaubensrichtungen, wie zum Beispiel orthodoxe und islamische Gläubige angelegt und so Platz für etwa 2 Millionen Bestattungen geschaffen. Zusätzlich baute man auch Kapellen, Gotteshäuser für verschiedene Glaubensrichtungen und ein Krematorium. Später entstanden noch Soldatenfriedhöfe für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs, in denen Menschen aus verschiedenen Staaten beerdigt sind.
Die jüdische Gemeinde zog 1890 mit ihrem Neuen Jüdischen Friedhof auf ein benachbartes Grundstück.
Friedhofsspaziergang
Den Friedhof erreichten wir nach einem kurzen Spaziergang von einer etwas entfernter liegenden Straßenbahn Station aus. Spätestens am Eingang wird nun klar, warum man von Friedhöfen Olšany spricht. Das bezieht sich nicht nur auf die Zusammenlegung der vielen Einzelfriedhöfe. Zusätzlich teilt eine Hauptstraße das Gelände in zwei große Areale.
Wir entscheiden uns für einen Spaziergang über einen Teil des Geländes, das eher an einen riesigen Park erinnert.
Gleich am Eingang des Geländes steht ein großer Plan, auf dem die Lage einiger Gräber von bekannten Persönlichkeiten verzeichnet sind. Leider bin ich im Bereich der tschechischer Geschichte und Kunst völlig unwissend und so sagten mir die Namen dort nichts und wir sind nicht zielgerichtet wie bei unserem Besuch auf dem Wiener Zentralfriedhof unterwegs gewesen.
Kaum betritt man das Gelände, steht am an schier endlos langen Reihen von Gräbern. So ein bißchen erinnert mich der Friedhof an den Pariser Friedhof Lachaise , den wir bei unserem Aufenthalt in Paris besucht haben.
Breite Alleen mit schattenspendenen Bäumen durchqueren den Friedhof. Überall zweigen kleinere Wege ab, die zu einzelnen Grabfeldern führen.
Die Gräber haben nicht nur unterschiedliche Größen, auch habe ich das Gefühl, dass alt neben neu liegt. Es gibt Gräber mit alten verwitterten Grabsteinen, die von Efeu überwuchert sind, andere Gräber haben frischen Blumenschmuck. Riesige Grabsteine mit den unterschiedlichsten Figuren stehen neben schlichten schmucklosen Grabsteinen. Es scheint fast so, als ob auf diesem Friedhof die Grabgestaltung frei wählbar ist. Und ich finde, genau das macht den Rundgang sehr interessant.
Ob wir an der älteste erhalten gebliebene Gruft der Familie Zelenka aus dem Jahr 1799 vorbei gekommen sind, weiß ich nicht mehr so genau. Das größte Grabmal der Gruft der Familie Hrdlickav haben wir aber gesehen.
Ich war während des Rundganges immer wieder wie gefangen von den optischen Eindrücken, den künstlerischen oft sehr liebevollenGestaltungen. Manchmal habe ich aber auch vor Gräbern gestanden und darüber nachgedacht, wie man auf so eine Gestaltung eines Grabes kommen kann und was für ein Mensch dort wohl bestattet worden ist.
Was mir auch auffiel, dass viele Grabsteine deutsche Inschriften hatten. Dieses kann daran liegen, dass Prag bis 1945 zweisprachig war. Man sprach neben tschechisch auch deutsch und so findet man deutschsprachige, tschechischsprachige und deutsch-tschechischsprachige Gräber und Grüfte nebeneinander.
Die Friedhöfe Olšany werden von der Prager Bevölkerung nicht nur als letzte Ruhestätte für ihre Toten genutzt. Das weitläufige Gelände ist auch ein Naherholungsgebiet und lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein.
Adresse:
Vinohradská 1835/153,
130 00 Praha 3,
Tschechien
Öffnungszeiten
Mai-September: 8-19 Uhr
März-April und Oktober: 8-18 Uhr
November-Februar: 8-17 Uhr
Anfahrt:
Metro A – Station Flora, Želivského
Straßenbahn – 5, 10, 11, 13, 15, 16 (Haltestelle Olšanské hřbitovy)
Straßenbahn – 10, 11, 16, 26 (Haltestelle Mezi hřbitovy)
Gustav-A. Steinert
Anfrage: Wurde Vaclav Bublik, geboren 29.08.1029, wohnhaft Jenisovsks 17, CR 15800 Praha 17 im Jahr 2022 auf dem Zentralfriedhof Praha beerdigt ?
Bitte um Information: Gustav- A. Steinert,
Susanne Jungbluth
Hallo Herr Steinert,
bitte richten Sie Ihre Anfrage doch direkt an die Friedhofsverwaltung. Wir sind ein Online Reisemagazin, dass sehenswerte Orte vorstellt. Wer, wann, wo beerdigt worden ist können wir so detailiert nicht beantworten.
Viele Grüße, Susanne Jungbluth