Unterhalb der Prager Burg befindet sich der Valdštejnský palác, auch bekannt unter Palais Waldstein oder Wallensteinpalais. Direkt angrenzend liegt der Wallenstein-Garten (Waldstein-Garten), der von den meisten Prag Besuchern übersehen wird.
Vielleicht liegt es an dem etwas unscheinbaren Eingang oder daran, dass viele Besucher auf ihrem Weg von der Burg hinunter zur Moldau kaum nach rechts und links schauen. Aber der Wallenstein-Garten wirkt immer recht ruhig und leerer als zum Beispiel der Burggarten. Dabei lohnt es sich wirklich, hier vorbei zu gehen.

Wallensteinpalais
Das Wallensteinpalais ist das größte Palais in Prag. Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, der eher als Wallenstein bekannt ist, ließ das Gebäude von 1623-1630 errichten. Dafür kaufte er unterhalb der Prager Burg 25 Häuser mit ihren Grundstücken auf und ließ sie abreißen. Es entstand ein Palais im Stil des frühen böhmischen Barocks, an den sich ein 14.000 m³ großer Garten anschließt. Es ist der zweitgrößte Park im Prager Zentrum.
1634 wurde Wallenstein ermordet und seine Besitztümer konfisziert. Später erwarb sein Neffe Maximilian das Palais. Bis 1945 blieb das Anwesen im Besitz der Familie, bis diese erneut enteignet wurde. Seit 1992 befindet sich im Gebäude der Sitzt des tschechischen Senats.
Wallenstein-Garten
Der Garten wurde im Stil eines italienischen manieristischen Parks angelegt, und Albrecht Waldstein hat sich selbst mit Vorschläge und Kommentare an seiner Gestaltung beteiligt.
Herkules-Statue
Wir betreten den Garten durch ein eher unscheinbares Tor und kommen an einem Wasserbecken vorbei. Große Fische schwimmen im Wasser und als ich mich auf den Beckenrand setze, kommen sie angeschwommen. Sicherlich werden sie von dem ein oder anderen Besucher gefüttert, sie taten auf jeden Fall so, als ob sie am Verhungern wären.
In der Mitte des Sees befindet sich eine kleine Insel. Hier steht ein Kunstwerk, dass von dem niederländischen Künstler Adriaen de Vries geschaffen wurde. Das Kunstwerk stellt den kämpfenden Herkules dar.
Adrian de Vries (1545 – 1626) hat zu seinen Lebzeiten die Herkules Statue und weitere Bronzestatuen von Göttern und Pferden geschaffen, die im Wallenstein-Garten standen. 1648 nahmen die Schweden diese als Kriegsbeute nach dem Dreißigjährigen Krieg mit. Die Originale befinden sich noch immer in Schweden, nur die Venusist seit 1889 wieder in Prag. Im Garten des Wallensteinpalais sind heute Abgüsse der originalen Skulpturen aufgestellt.
Der Wallenstein-Garten gliedert sich in zwei geometrisch unterschiedliche Teile. Hinter dem Wasserbecken beginnt eine weitläufige Gartenanlage, die sehr unterschiedlich gestaltet ist.
Ein breiter Hauptweg führt durch die frühbarocke Anlage und wird beidseitig durch kleine von niedrigen Hecken umrahmte Grasflächen gesäumt. In der Mitte steht der Springbrunnen mit der Venus und Amor von de Vries.
Ein weiterer Weg führt direkt auf einen anderen Springbrunnen zu. Er verläuft zwischen hohen Hecken und bewachsenen Laubengängen und ist schön zum Spazierengehen..
Sala Terrena
Bei einem Rundgang durch den Garten kommen wir auch zur Sala Terrena. Diese weist Ähnlichkeiten mit der Loggia des Doms in Livorno auf. Von weitem sehe ich einen zu einer Seite offenen sehr großen Raum, der überdacht ist.
Ursprünglich war dieser Gebäudeteil nicht nur ein offenes Gebäude im Waldsteingarten, sondern eine Art Fortsetzung der Wohnräume des Schlosses. Es diente vor allem zur Bewunderung des Gartens, denn von dort hat man einen wirklich guten Blick. Zur Zeit der Erbauung hatte angeblich kein anderes Schloss ein solches Gebäude in seinem Garten.
Überrascht hat mich der Innenraum. Der Stil der Innenausstattung entspricht dem Stil der Innenräumen des Schlosses. An den Wände befinden sich Fresken und Stuck, die Baccio di Bianco gestaltet hat. Insgesamt 32 gemalte Bilder kann ich ansehen. Sie zeigen hauptsächlich Szenen aus der Antike.
Mich fasziniert besonders die unglaublich hohe Decke mit seinen Bildern. Sie ist mit Fresken geschmückt, die den Olymp darstellen: Zeus mit seiner Frau Hera und der Göttin Aphrodite in der Mitte, hellenische Götter auf der Nordseite und trojanische Götter auf der Südseite. Die Medaillons am Rande des Olymps zeigen Motive aus dem Trojanischen Krieg.
Das sich dieses alles „draußen“, also nicht geschützt in einem klimatisierten Raum befindet und so gut erhalten ist, beeindruckt mich sehr. Durch die Höhe des Raumes ist es nahezu unmöglich die Bilder in Ruhe zu betrachten (es sei denn man legt sich auf den Fußboden), ohne Nackenschmerzen zu bekommen.
Im Sommer finden auf der Sala Terrena Veranstaltungen, wie Konzerte und Theatervorstellungen statt.
Tropfsteinwand
Seitlich von der Sala Terrena befindet sich eine geheimnisvolle, künstliche Tropfsteinwand mit Stalaktite aus Kalkstuck. Guckt man etwas genauer hin, kann in der Tropfsteinwand versteckte Silhouetten von Tieren wie Fröschen und Schlangen oder grimassierende Gesichter erkennen. Diese künstliche Wand scheint ein beliebter Fotospot zu sein. Zahlreiche Besucher ließen sich davor fotografieren, ob sie die versteckten Bilder wohl gesehen haben?
Hier befinden sich auch einige Vogelvolieren, in denen ich eine Uhu entdecke. Der ganze Stolz des Waldsteingartens sind die indischen und weißen Pfauen, die dort seit dem Jahr 2000 leben und fast jedes Frühjahr Küken bekommen.
Lohnt sich der Besuch?
Für uns war der Besuch eine kleine Auszeit während unseres Prag Rundganges. Hier konnten wir im Schatten etwas Ruhe finden. Am meisten hat mich die Sala Terrena beeindruckt. Wunderschöne Kunst so öffentlich zugänglich ist etwas seltenes.
Adresse:
Letenská 123/4, 1
18 00 Prag, Tschechien
Öffnungszeiten
April – Oktober
Montag-Freitag: 7-19 Uhr
Samstag, Sonntag: 9-19 Uhr
November – Ende März
geschlossen
Eintrittspreis:
Der Besuch ist kostenlos möglich.
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