Verlässt man das touristische Gelände auf dem Petřín, kommt man in ein Gebiet, das nicht weniger interessant ist. Wir haben uns abseits des touristischen Ströme bewegt und das Strahov-Stadion und die nähere Umgebung entdeckt.
Unterkünfte der Spartakiade-Teilnehmer
Auf der Westseite des Petřín laufen wir vorbei an zeilenartig angeordneten, sehr einheitlich aussehenden Wohngebäuden. Hier befindet sich heute ein Studentenwohnheim der Universität Prag mit über 4700 Betten und ein Hostel. Früher waren in diesen Gebäuden die Teilnehmer der Spartakiade untergebracht.
Eine Spartakiade war eine riesige sportliche Veranstaltung, die in den ehemaligen Ostblockländern regelmäßig durchgeführt wurde. In Eröffnungsveranstaltungen, sportlichen Wettkämpfen und weiteren Veranstaltungen trafen die Sportler aufeinander. Da viele Teilnehmer anreisten wurden gewaltige Unterkunftskomplexe und Versorgungskomplexe erbaut. Wir sind zum Beispiel an einer riesigen Mensa vorbei gekommen. Diese wirkt auf den ersten Blick von außen wie ein Schwimmbad, guckt man aber durch die Fenster erkennt man den Charme einer Großkantine. Noch heute wird sie als Mensa für die Studenten genutzt.
Zwischen den Häuserzeilen befinden sich einige Sportplätze. Uns zog es aber in Richtung des riesigen Strahov-Stadions, dass sich direkt neben diesen Unterkünften befindet.
Strahov-Stadion
Das riesige Sportstadion ist in der Vergangenheit für Turn- und Massenveranstaltungen genutzt worden. Anfangs fanden Veranstaltungen der Turnbewegung Sokol, später die Spartakiaden mit bis zu 10.000 Teilnehmern hier statt.
Ich habe einige Videos gefunden, die nicht nur die Eröffnungsfeiern der Spartakiade zeigen, sondern auch sehr eindrucksvoll die Größe des Stadions.
Das Strahov-Stadion entstand 1926 , zunächst mit einer Holztribüne, die später durch eine Betontribüne ersetzt wurde. Das gesamte Spielfeld ist von Tribünen umgeben. Die Innenfläche ist rund 206 x 340 Meter groß. Es sollen 220.000 bis 250.000 Zuschauer auf den Tribünen Platz gefunden haben.
Von außen wirkt das Stadion verfallen und baufällig. Eigentlich dachten wir auch, dass sich hier keinerlei Sportstätten mehr befinden würden. Ein Blick durch die vergitterten Eingänge zeigte uns ein ganz anderes Bild.
Der Innenraum wird heute von 8 Fußballfeldern geprägt. Sechs Felder haben die Standardgröße, zwei Felder sind verkleinert. Zusätzlich befindet sich die Geschäftsstelle von Sparta Prag im Innenraum des Stadions.
Heute finden auf den Fußballplätzen die Heimspiele der zweiten Mannschaft von Sparta Prag und Spiele der Jugendmannschaften statt. Die Tribünen sollen trotz des baufälligen Zustandes genutzt werden. Erlaubt sind 56000 Zuschauer, es kommen in der Regel aber viel weniger Besucher.
Wir haben ein offenes Tor entdeckt und sind über einen großen Parkplatz, der sich zwischen dem Strahov-Stadion und dem Stadion Evžena Rošického liegt gegangen. Hier übten gerade Inliner Skater. Hinweisschilder verrieten uns, dass zahlreiche Sportverbände in den Katakomben unter den Tribünen ihre Geschäftsstellen haben.
An einer Stelle des riesigen Geländes befindet sich ein Autokino.
Das riesige Stadion war auch Austragungsort für einige Rockkonzerte. Es traten Bands wie U2, die Rolling Stones und Pink Floyd auf und spielten vor über 150.000 Zuschauern.
Kostenloser Aussichtspunkt – Blick über Prag
Vor dem Stadion liegt ein größerer freier Platz, auf dem ein interessanter Turm steht. Von außen ist nicht erkennbar, welchen Zeck dieser Turm erfüllt. Ich habe etwas nachgelesen und so erfahren, dass es ein Belüftungsturm für den unter dem Hügel verlaufenden Autotunnel ist. Spannende Konstruktion!
Wenige Schritte entfernt, an einer kleinen Begrenzungsmauer, hat man einen tollen Blick auf Prag. Hier kann man mal nicht nur die Altstadt sehen, sondern weit über das weitere Stadtgebiet gucken.
Sepp
Vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Fotos. Ich war neulich auch dort im Stadion und war begeistert von dem tollen Gebäude.
Andreas Müller
Ich war zufälligerweise auch da oben….es war sooo faszinierend. Ich hatte das Gefühl Geschichte pur zu sehen, zu fühlen und zu spüren.
Leider war ich mir der falschen Person (Frau) in Prag und an diesem Ort, und konnte diese Eindrücke nicht teilen.
Ich komme aber definitiv nochmal zurück…Danke PRAG :-)