Die Eingangsschranke öffnet sich und unsere Zeitreise durch die deutsche Geschichte beginnt. Interaktiv, multimedial und voller Spannung sind wir im Deutschlandmuseum auf Entdeckungstour.
Ganz ehrlich, wenn mir jemand sagt: „Kommst du mit in ein Museum zur Geschichte Deutschlands?“, graut es mir vor Tonscherben, langweiligen Dokumenten und Statuen. Im Deutschlandmuseum sucht man dieses vergeblich und das hat mir eine spannende Zeit beschert, die ich so nicht erwartet hatten. Aber nicht nur ich war sichtlich begeistert. Im Deutschlandmuseum waren viele Kinder (geschätzt ab 7 Jahre) unterwegs, die so fasziniert waren, dass ich mir gewünscht hätte, als Schülerin so spannenden Geschichtsunterricht erlebt zu haben.
Alles beginnt mit den Germanen
Da sind wir nun also durch die Eingangsschranke getreten und stehen mitten im schummrigen Wald. Zwischen den Bäumen entdecken wir Menschen, die umherschleichen und eine Stellwand mit sehr dosierter Informationen verrät uns in welcher Zeitepoche wir uns gerade befinden. Wir sind bei den Germanen!
Neugierig schauen wir uns um und entdecken einige Konsolen, auf denen wir spielerisch Informationen zu dieser Epoche abfragen und unser Wissen bei einem kleinen Quiz auf die Probe stellen können. Vollkommen fasziniert beobachte ich einen Vater mit seiner Tochter, die sich die Meinung der Römer über die Germanen angucken. In einem kleinen zeichentrickartig dargestellten Film werden die Vorurteile wunderbar dargestellt und die beiden Lebensweisen verglichen. Ich finde es ist eine super Präsentation, einfach und gut verständlich.
Zugegeben, wer sich hier eine ausführliche Betrachtung der Zeit der Germanen in Deutschland gewünscht hat, sollte lieber ein anderes Museum aufsuchen. Im Deutschlandmuseum, das sollten wir während unseres Rundganges noch erfahren, werden einige Epochen angesprochen. Die Zeit wird sachlich korrekt, aber nur sehr minimalistisch beschrieben und vor allem erlebbar gemacht. Für mich ein tolles modernes Konzept, um „Museumsmuffel“, Familien und auch Geschichtsfans einen abwechslungsreichen Besuch zu ermöglichen. Wer tiefer in das Thema eintauchen möchte, kann dann ja eins der zahlreichen anderen Museen in Berlin besuchen.
Vom Frühmittelalter ins Hochmittelalter und die Reformation
Der Weg aus dem Wald mit den Germanen führt uns ins Mittelalter. Hier stehen zum Beispiel Karl der Große und seine Feldzüge im Mittelpunkt der Betrachtung. Aber auch die Zeit von Kaiser Otto erfährt man so einiges.
Sehr gut dargestellt finde ich das Stände- und Abhängigkeitssystem der Bevölkerung im Mittelalter. Eine tolle Animation zeigt zum Beispiel, wer kassiertet und welcher Stand bot wem welchen Schutz an. Einfach dargestellt und super verständlich.
Ein Blick aus dem Fenster zeigt einen Kampf der Ritter, Bauern bei der Arbeit und die Wehrgänge auf den Mauern vor der Stadt. Und auch hier gibt es wieder viele Möglichkeiten selber aktiv zu werden und Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes zu „be-greifen“.
Die Epoche der Reformation wird nach dem Mittelalter dargestellt. Wir kommen in eine Werkstatt eines Buchdruckers, eine der für die Menschen wichtigsten Erfindungen, bot sie doch nun immer mehr Personen die Möglichkeit auf Bildung. Auch hier konnte ich selber aktiv werden und an einer „alten“ Druckerpresse in Kombination mit moderner Computertechnik ein eigenes Lesezeichen gestalten.
Was für eine tolle Erfahrung, einen Buchstaben auszuwählen und diesen in verschiedenen Schrifttypen und Hintergrundlayouts zu drucken. Dabei drückt man aber nicht einfach auf „Print“, sondern bedient die Druckerpresse höchst persönlich.
Die Zeitreise geht weiter
Die nächsten Epochen, die im Deutschlandmuseum betrachtet werden, sind die Zeit der Aufklärung und des Deutschen Bundes.
Bekannte „Köpfe“ der Aufklärung sind zu sehen und Zitate aus ihren Werken zu hören. Wer genau hinhört, wird die ein oder andere Äußerung hören, die sehr gut in den heutigen Zeitgeist passt.
Der Deutsche Bund ist die Zeit, in der die Kleinstaaten sich nach und nach zusammenschlossen zu einem „Gebilde Deutschland“. An einer großen Karte kann man die Entwicklung „erkurbeln“. Ich muss zugeben, diese Darstellung hat bei mir das versteckt liegende Schulwissen etwas reaktiviert und Zusammenhänge deutlicher werden lassen.
Mein persönliches Highlight in diesem Raum beschäftigte sich allerdings mit dem Thema Deutschlandflagge. An einem Bildschirm wurde ich nach der Vermutung gefragt, was die Farben symbolisieren. Meine Tipps konnte ich eintippen und erhielt im Anschluß eine Auflösung, die ich hier natürlich nicht verrate.
Was mir aber sehr gut gefallen hat, dass mit Hilfe einer KI aus meinen Antworten eine Flagge generiert wurde. Das musste ich natürlich gleich noch einmal mit vollkommen absurden Antworten ausprobieren.
Meine Wahl: schwarz=Trauer, rot=Wein, gelb=Bier!
Das Ergebnis ist doch klasse!
Düstere Zeiten im Deutschlandmuseum
Die nächsten Zeitepochen, die wir bei unserem Rundgang erleben, beschäftigen sich mit dem Kaiserreich, der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus. Hier erlebe ich ein Wechselbad der Gefühle – von Trauer, Entsetzten bis zur Freude war wirklich alles dabei. Es fing schon damit an, dass wir durch die Geräuschkulisse eines Krieges gelaufen und uns gefühlt in einem Schützengraben vorwärts bewegt haben. Was für ein furchtbares Gefühl…
Das genau Gegenteil erlebte ich dann in einer nachgebauten Straße aus der Weimarer Zeit. Hier spielte tolle Musik, die Schaufenster der Geschäfte zeigten die zur damaligen Zeit neusten Waren. Nur wenn man genauer hinschaute, entdeckt man in den versteckten Ecken den Schwarzmarkt und die Bandenkriminalität.
Dann ging es weiter in den nächsten düsteren Zeitabschnitt der Deutschen Geschichte, den Nationalsozialismus.
Hier konnte ich eine Familie mit einem vielleicht 7 jährigen Jungen beobachten. Der Junge hatte mit Sicherheit bisher noch keine Verbindung/Information zu dieser Epoche und ging vollkommen unvoreingenommen hinein. Die großen schattenartig dargestellten Figuren in recht eindeutiger politischer Pose konnte er nicht kennen und versuchte die Haltung nachzuahmen, so wie Kinder auch Posen und Gesten von Sportlern oder Stars nachmachen, ohne etwas über den Hintergrund zu erfahren.
Für mich erfolgte sofort eine tolle Reaktion der Mutter, die ihn zu sich holte und gezielt diese Abteilung durchlief und einige für dieses Alter verständliche Erklärungen lieferte, warum man diese Pose nicht machen soll. Der Junge war sichtlich beeindruckt und stellte viele Fragen.
Die deutsch-deutsche Geschichte
Den Abschluss der Ausstellung bildet die deutsch-deutsche Teilung und die Geschichte Berlins. Beginnend mit den Eindrücken nach dem Zweiten Weltkrieg, den Trümmerfrauen und den zerstörten Städten wird der Blick auch auf beide Staaten gerichtet.
Hier begann für mich der erlebte Blick in die Vergangenheit. Beim Quiz zeigte sich, wie viel ich wusste und erlebt habe. Sehr toll auch der Vergleich – das gab es im Westen und das war das vergleichbare Produkt im Osten. Nicht zu vergessen, der Blick in eine damals moderne Wohnung, die heute nach gerade einmal 50 Jahren, schon Museumswert hat.
Natürlich wird auch das Thema Wiedervereinigung aufgegriffen, dass dann den Endpunkt dieser Ausstellung bildet. Durch einen Berliner Ost- und West-U-Bahnzug verlässt man das Museum wieder.
Lohnt sich der Besuch im Deutschlandmuseum?
Uns hat der Besuch super gut gefallen! Wie heißt es so schön: Wissen kann auch Spaß machen. Genau das habe ich hier erlebt.
Glücklicher Weise haben die Macher des Museums sich dazu entschieden, nicht die gesamte Deutsche Geschichte zu zeigen, sondern präsentieren Ausschnitte, die einen Einblick geben. Man erlebt interaktiv die Geschichte und so bleibt auch etwas im Gedächtnis zurück.
Wir haben nach fast 1,5 Stunden mit einem Lächeln im Gesicht das Deutschlandmuseum verlassen und hatten eine erlebnisreiche Zeit. Was will man mehr?
Adresse:
Deutschlandmuseum
Leipziger Platz 7
10117 Berlin-Mitte
Öffnungszeiten:
täglich: 10-20 Uhr
Eintrittspreise:
Die Eintrittspreise variieren je nach Tageszeit und Auslastung des Museums und liegen zwischen 11.-€ und 21,-€. Es gibt natürlich auch ermäßigte Tickets.
Es werden immer Eintrittskarten für bestimmte Zeitfenster verkauft, an die man sich beim Eintritt halten muss (Einlassfenster 15 Minuten).
Wer flexibel in seiner Zeitplanung bleiben möchte kann ein Flexticket buchen. Dieses ist dann aber teurer.
Gut zu wissen
Im Deutschlandmuseum in Berlin erlebt man über 2.000 Jahre deutsche Geschichte. Der Besuch ist multimedial gestaltet und bietet einmalige Erlebnisse.
Ja, die Tickets für den Museumsbesuch sind online und vor Ort erhältlich. Hier findet man den Onlinverkauf.
Mit der U-Bahn, der S-Bahn oder dem Bus fährt man am besten bis zur Haltestelle Potsdamer Platz. Von dort sind es nur wenige Meter zu Fuß.
Es gibt kostenpflichtige Parkhäuser von denen man schnell das Museum erreicht:
Parkhaus Mall of Berlin
Einfahrt über Voßstraße oder Wilhelmstraße
Parkhaus Potsdamer
Platz Einfahrt über Linkstraße, Ludwig-Beck-Straße oder Schellingstraße
Parkhaus Sony Center
Einfahrt über Ben-Gurion-Straße oder Bellevuestraße
Ja, es gibt Schließfächer für kleine Taschen und Jacken. Der Pfand für den Schrank beträgt 1,-€.
Ja, es werden verschiedene Führungen angeboten. Diese können individuell ,it dem Anbieter abgesprochen werden. Es werden auch spezielle Angebote für Schulklassen angeboten.
Geschichte wird hier gepaart mit spielerischen Aktivitäten vermittelt. Der Veranstalter empfiehlt den Besuch für junge Besucher ab 6 Jahren.
Ja, überall werden die Texte auch in englischer Sprache angeboten.
Der Besuch im Deutschandmuseum fand auf Einladung statt.
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