Wusstet Ihr, dass es zur Zeit 17 Spreetunnel in Berlin gibt? Für Tunnel Nummer 18 gibt es bereits Baupläne. Rotterdam hat den Maastunnel und Berlin den Fußgängertunnel Friedrichshagen – ein Tunnel unter der Müggelspree.
Die 17 Tunnel unter der Spree sind trotz des schwierigen Baugrunds im Berliner Urstromtal entstanden. Zwei der Tunnel werden heute nicht mehr genutzt und zwei andere Tunnel dienen nur den verschiedenen Versorgungsleitungen. Ein Tunnel ist für den nicht öffentlichen Verkehr der Regierungsgebäude und ein Tunnel eine nicht öffentliche U-Bahn Betriebsstrecken. Was bleibt sind 10 Tunnel, die man öffentlich nutzen kann: sechs für die U-Bahn, einer für die S-Bahn, einer für die Eisenbahn, einer für den Autoverkehr und einer für die Fußgänger. Und genau diesenTunnel musste ich unbedingt sehen.
Wo befindet sich der Spreetunnel?
Der Spreetunnel verbindet die Kämmerheide bei Köpenick mit dem Ortsteil Friedrichshagen. Er verläuft unter der Spree, die hier durch den Müggelsee fließt.
Richtig auffällig ist der Tunneleingang nicht, was vielleicht auch daran liegt, dass mein Blick zuerst auf das Wasser fällt. Die Uferterrasse lädt geradezu ein, es sich auf einer Bank gemütlich zu machen und den Blick über das Wasser schweifen zu lassen. Erst auf den zweiten Blick fällt dann der eher unscheinbare Eingang zum Fußgängertunnel Friedrichshagen auf.
Spreetunnel Friedrichshagen – die Entstehung
Im Grünen vor den Toren Berlins war das Dorf Friedrichshagen um 1900 ein beliebtes Ausflugsziel. Die Prahmfähre, eine dampfbetriebene Kettenfähre, verband zu dieser Zeit die Pfeiffergasse mit einem Ausflugslokal mit der anderen Seite der Spree und dem dort liegenden Spindlerturm.
Am Wochenende konnte es schon mal richtig voll werden. Die Fähre konnte zwar 265 Personen transportieren, aber wenn zu Spitzenzeiten 40.000 Ausflüger vor Ort waren, gab es erhebliche Wartezeiten. So war klar, dass es bald zu einer Lösung kommen musste. Es gab Forderungen nach einer Brücke oder einem Tunnel. Eine größere Fähre oder sogar eine weitere Fährverbindung schloss man schnell aus, der Schiffsverkehr war so schon durch die pendelnde Fähre beeinträchtigt.
Aufgrund der vorhandenen Schifffahrt lehnte die entsprechende Behörde eine Brücke mit einer Durchfahrtshöhe von 14 Metern ab. Mit der Gründung von Groß-Berlin änderten sich die Zuständigkeiten und 1925 wurde der Bau eines Tunnels beschlossen.
Der Tunnelbau
Nach einem Entwurf des Brückenbauamtes Berlin entstand von 1926-27 der Tunnel unter der Mügelspree.
Man verwendete dabei ein Verfahren, wie es so bisher in Deutschland noch nicht eingesetzt worden war. Es entstand der erste Tunnel aus Eisenbeton in Senkkasten-Bauweise unter Druckluftanwendung. Da der Schiffsverkehr weiter gehen musste, entschied man sich die Tunnelröhre in zwei Teilen an Land herzustellen. Es gab zwei Senkkästen aus Stahlbeton, die jeweils innerhalb von 34 Tagen mit Hilfe von Druckluft auf die gewünschte Tiefe abgesenkt wurden. Erst an ihrer endgültigen Position unter Wasser verband man die Hälften miteinander.
Die Tunnelröhren sind etwa 1,5 Meter überschüttet. Der Höhenunterschied zwischen Tunnelsohle und Wasserspiegel beträgt 8,4 Meter. Die Oberkante der Konstruktion liegt etwa 4 Meter unter dem Wasserspiegel. Der Tunnel ist 120 Meter lang und nur über Treppenzugänge nutzbar. Es gibt Rampen damit man Fahrräder schieben kann.
Geschichte rund um den Fußgängertunnel
Im April 1945 versuchten einige Nazis den Spreetunnel zu sprengen. Ein Kommunist entdeckte die Zündschnur und es gelang ihm, diese durchzuschneiden.
Der südliche Tunnelausgang wurde zum Ende des Zweiten Weltkrieges durch eine Bombe beschädigt, der Tunnel blieb aber weiterhin begehbar.
Unterwanderung der Müggelspree
Nachdem wir eine Weile den wunderschönen Blick auf den Müggelsee genossen hatten, zog es uns nun doch zum Eingang des Tunnels.
Der Eingang sieht runtergekommen aus, obwohl die letzte Renovierung noch nicht so lange her ist. Der Schriftzug „Erbaut und versenkt 1926“ ist beschmiert und kaum zu erkennen.
Eine steile Treppe führt in den Tunnel. Am Rand gibt es einen Rinne und einen schmalen Betonstreifen, der gerade ausreicht ein Fahrrad darauf zu schieben. Kinderwagen muss man tragen, Rollstühle können die Tunneltreppen auch nur herunter getragen werden. Der Einbau eines Fahrstuhls soll bautechnisch wohl nicht möglich sein und eine andere Lösung (wie wäre es mit einem Treppenlift??) ist bisher auch nicht erfolgt.
Für uns geht es in den gefliesten Tunnel hinab. Es sind nur wenige Schritte durch die Tunnelröhre bis wir wieder auf der anderen Seite angekommen sind und ein historisches Bauwerk durchquert haben. Ich glaube, nicht viele Nutzer denken daran, wenn sie hier unten durch gehen, welche bautechnische Leistung der Tunnelbau zu seiner Zeit war.
Wir nutzen die Zeit auf der anderen Seite der Müggelspree für einen kleinen Spaziergang, ganz so, wie es vor über 100 Jahren die Besucher es nach ihrer Fahrt mit der Fähre auch gemacht haben.
Adresse:
Josef-Nawrocki-Straße
12587 Berlin
Renate Kreisel
Ich möchte nur mal darauf aufmerksam machen, dass die Beleuchtung im Spreetunnel mal überprüft werden müsste. Es sind nur noch wenige Lampen an. Kommt von Köpenick ist es am Anfang sehr dunkel….
Frdl. Grüße
Renate Kreisel
Susanne Jungbluth
Vielleicht teilen Sie das dem Ordnungsamt mit. Ein Reisemagazin ist da nicht der richtige Ansprechpartner.