Es gibt Orte in Berlin, die findet man nirgendwo sonst auf der Welt. Diener Tattersall ist eine Institution, ein Lebensgefühl eine Ur-Berliner Kneipe und das mitten in Charlottenburg.
Von außen wirkt der Diener Tattersall eigentlich wenig einladend. Tritt man dann durch die Tür, fühlt man sich zurückversetzt in das vergangene Berlin. Hier stehen die typischen „Kneipenmöbel“, es ist etwas schummrig und ich finde es urgemütlich!
Was bedeutet „Tattersall“?
Es war im Jahr 1766, als der englische Pferdeauktionär Richard Tattersall in London eine Reitschule mit Pferdevermietung gründete. Er war der Namensgeber für Einrichtungen dieser Art.
Zwischen Grolmanstraße und Uhlandstraße befand sich 1893 die Reitschule Beermanns „Tattersall des Westens“. Es muss eine beeindruckende Reitschule gewesen sein. Die Pferde hatten ihre Stallungen in den S-Bahnbögen. Dort war auch eine Sattlerei untergebracht. Es gab zwei Reithallen, eine erreichten die Reiter über eine Rampe, da sie sich im Obergeschoss befand.
In der Grohlmanstraße 47 entstand ein Casino und Gesellschaftsräume, das Restaurant zum Tattersall. Wenn man Glück hatte, konnte man Kaiser Wilhelm II. mit seinen Begleitern dort nach seinem Ausritt antreffen.
1942 musste der Tattersall des Westens den Reitbetrieb einstellen. Die Pferde mussten den Kriegsdienst an der Front antreten. Nur zwei Jahre später brannte nach einem Bombenangriff die Reithalle ab. Glücklicherweise blieb das Gebäude mit dem Restaurant zum Tattersall erhalten.
1954 übernimmt Franz Diener das Restaurant.
Wer war Franz Diener?
Franz Diener war ein deutscher Schwergewichtsboxer. 1927 wurde er Deutscher Meister im Schwergewicht, verlor den Titel ein Jahr später gegen Max Schmeling.
Nachdem Diener seine Boxkarriere beendet hatte, lebte der gelernte Fleischer in seiner Geburtsstadt Bad Bibra. Dort baute er eine Fleisch- und Wurstwarenfabrik auf und leitete später die örtliche Schwimmbad-Gaststätte.
1951 wurde er von den Behörden der DDR wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen inhaftiert. Drei Jahre später siedelte er nach West-Berlin über. Dort betrieb er 15 Jahre (bis zu seinem Tod 1969) in Charlottenburg den „Tattersall“. Das Künstlerlokal, nun unter dem Namen „Franz Diener“ war ein beliebter Treffpunkt der Proinenz. Bekannte Gäste waren zum Beispiel Harald Juhnke, Romy Schneider oder Hans Albers.
Diener Tattersall ein Treffpunkt der Künstler
Die Urberliner Kneipe ist bis heute ein beliebter Treffpunkt für bekannte und unbekannte Menschen. An den Wänden hängen etwa 500 Fotos und so sieht man sehr gut, wer schon einmal dort gewesen ist. Ich habe bei unserem Besuch dort zum Beispiel Fotos von Herbert von Karajan, Harald Juhnke und Hildegard Knef entdeckt. Viele der Besucher habe ich allerdings nicht erkannt, dazu ist mein Promiwissen wahrscheinlich nicht groß genug.
Sicherlich ein Grund für die Beliebtheit des Lokals war Franz Diener, der mit seiner unnachahmlichen Art die Menschen begeisterte. Vielleicht lag es aber auch an der hausgemachten Leberwurst und der herzhaften Hausmannskost, die der gelernte Metzger seinen Gästen anbot.
Nach Dieners Tod wurde das Lokal zum Glück von den neuen Betreibern ganz in seinem Stil weitergeführt. Nach wie vor besuchen Künstler gerne die urige und gemütliche Kneipe. Es gibt noch immer herzhafte und deftige Hausmannskost zu essen. Wir haben bei unserem Besuch natürlich das Essen probiert. Uns hat es geschmeckt und das Berliner Schultheiss Bier dazu machte das Kneipenfeeling komplett.
Mich hat die Atmosphäre, die Stimmung im Diener Tattersall sehr begeistert. Zugegeben nicht gleich beim Eintreten in die Kneipe. Da empfand ich sie als dunkel und wenig einladend. Während wir dann an unserem Tisch saßen, entdeckte ich immer mehr Details, die diesen Raum einmalig machen. Besonders gut haben mir die alten Wandmalereien gefallen, die sehr eindeutig zeigen, wer hier einst abstieg.
Tipp: Hier ist es immer gut besucht. Man sollte einen Tisch reservieren!
Besucherinformationen
Adresse
Grolmanstraße 47,
10623 Berlin-Charlottenburg,
Tel +49 30 8815329
Anfahrt
S-Bahn Linie S3, S5, S7,S9 Station Savignyplatz
U-Bahn Linie U1 Station Uhlandstraße
Bus Linie M49 Station Uhlandstraße/Kantstraße oder Savignyplatz
Bus Linie X34 Station Savignyplatz
Öffnungszeiten
geöffnet ab 18:00 Uhr
Sonntags Ruhetag
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