Fragt man Berliner oder Touristen wird die Antwort auf diese Frage sicherlich lauten – „na in Mitte am Alexanderplatz“. Aber liegt da wirklich der Mittelpunkt von Berlin?
Der historische Mittelpunkt Berlins soll ursprünglich auf dem Spittelmarkt gelegen haben. Die Postmeilensäule nahe dem Spittelmarkt wurde 1730 als Meilenstein zur Berechnung der Entfernungen dekretiert.
Guckt man bei der Fahrt nach Berlin auf die Kilometerangaben, könnte man glatt vermuten, dass diese auf den Mittelpunkt von Berlin hinweisen. Hier wird allerdings der Schnittpunkt der Leipziger mit der Seydelstraße angeben. Seit 1991 ist das der Messpunkt für Entfernungen zu anderen Städten.
Bis zur Gründung von Groß-Berlin soll das Stadtschloss der Mittelpunkt der Stadt gewesen sein. Als 1920 Groß-Berlin gegründet wurde, hieß es, die Fahnenstange auf dem Roten Rathaus sei der Mittelpunkt der Stadt. Heute sind hier die Koordinationsnullpunkt des Statistischen Landesamtes für amtliche Karten und damit deren Berliner Mittelpunkt.
Wie bestimmt man den Mittelpunkt von Berlin?
Man nehme die gesamte Berliner Fläche und schneide sie fein säuberlich aus. Dann nimmt man eine Nadel und setzt sie unter die Fläche. Nun balancierte diese Fläche so lange aus, bis sie schön gerade liegt, nicht mehr herunter kippt. Die Spitze der Nadel, die man bis zum Finden dieses Punktes mit Sicherheit mehrfach verrückt hat, markiert nun den Flächenschwerpunkt von Berlin.
So sagt es die Theorie.
Klar geht das auch auf mathematischem Weg, ohne das Ausschneiden der Stadt. Hierzu nimmt man an der Außengrenze von Berlin hunderte Vektorenpunkte und berechnet mit Hilfe von Formeln den Mittelpunkt von Berlin.
Wo liegt nun der Mittelpunkt von Berlin?
Exakt 52°30’10‘‘,4 nördlicher Breite und 13°24’15‘‘,1 östlicher Länge. Für diejenigen unter uns, die nicht spontan sagen können, wo das ist:
Der Punkt liegt in Kreuzberg am Rand eines kleinen Grünstreifens zwischen Alexandrinen- und Lobeckstraße. Hier stehen Wohngebäude neben Wohngebäude, ein Sportplatz und ein Kindergarten befinden sich in unmittelbarer Nähe.
Wer hier nun ein imposantes Denkmal, ein riesiges Hinweisschild, einen großen Platz oder blinkende Pfeile erwartet, der wird enttäuscht sein. Hier gibt es seit 1997 eine unscheinbare Granitplatte, die man fast übersieht, wenn man nicht gezielt sucht. Als ich dort war, um Bilder von dieser Platte zu machen, liefen Fußgänger an mir vorbei und guckten irritiert, was ich dort zwischen Fußweg und Grünstreifen fotografierte. Ein Paar blieb stehen und stellte erstaunt fest, dass dort ja eine Hinweisplatte liegt, die sie noch nie wahrgenommen hätten. Ein erstaunter Blick auf die Inschrift und ein oh – folgten, als sie den Text lasen.
Zwischen Büschen und Gras liegend zeigt die Inschrift die Silhouette der Stadt und den schlichten Hinweise, was für ein Ort hier markiert ist. Die Inschrift lautet
„HIER BEFINDET SICH DER MITTELPUNKT BERLINS
Flächenschwerpunkt in den Grenzen von 1996
52° 30′ 0″, 4 nördliche Breite 13° 24′ 15″, 1 östliche Länge
Vermessungsamt Kreuzberg in Zusammenarbeit mit der Steinmetz- und Bildhauer-Innung Berlin“
Ach so – der Punkt ist, wenn man es genau nimmt, um 200 Meter falsch gesetzt. Der tatsächlich ausgemessene Mittelpunkt liegt gut 200 m nordöstlich auf dem geschlossenen Vereinsgelände des BFC Südring. Da dort aber keiner hinkommt, hat man diesen Punkt gewählt.
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