Gegenüber dem Bode-Museums direkt an der S-Bahnbrücke liegt das moderne temporäre Ausstellungsgebäude „Pergamonmuseum. Das Panorama“, das die Ausstellung „PERGAMON. Meisterwerke der antiken Metropole und 360°-Panorama von Yadegar Asisi“ beherbergt.
Das Gebäude ist extra für diese Ausstellung erbaut worden und soll zunächst so lange geöffnet bleiben, bis die Umbaumaßnahmen des Pergamonmuseums abgeschlossen sind. Ich kann an dieser Stelle schon einmal festhalten, dass der Abbau dieser Ausstellung wirklich sehr schade wäre. Mich hat sie unheimlich beeindruckt und begeistert.
Über „Das Panorama“
In dem 2018 erbauten Gebäude wird die Ausstellung „PERGAMON. Meisterwerke der antiken Metropole und 360°-Panorama von Yadegar Asisi“ gezeigt. Gemeinsam mit dem Künstler Asisi „erschuf“ die Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin die Stadt Pergamon in der römischen Zeit (ca. 129 n.Chr.). Naja, nicht wirklich die Stadt als Nachbau, sondern als ein riesiges Panorama. Ausgewählte Originalobjekte aus der Antikensammlung stehen dem Panorama und weiteren digitalen Visualisierungen gegenüber und werden dadurch erst richtig verständlich. Entstanden ist eine beeindruckende Ausstellung, die Ergebnisse langjähriger archäologischer und bauhistorischer Forschungen mit der Arbeit eines Künstlers verbindet und so dem Publikum einen Einblick in die Vergangenheit präsentiert.
Was kann man im „Pergamonmuseum. Das Panorama“ sehen?
Betritt man die Ausstellung vom hellen Eingangsbereich aus, gelangt man zunächst in einen recht dunklen Raum. Punktuell erstrahlen Statuen im Raum und ziehen mein Auge magisch an.
Aber zuerst will ich mich etwas über die Entdeckung Pergamons und die Erforschung des Pergamonaltars informieren und lese mir eine Schautafel durch. Dabei erfahre ich, dass 1864/65 der deutsche Carl Humann bei einem Besuch der türkischen Ruinenstätten beobachtete, wie Reliefplatten zerschlagen und aus dem zerkleinerten Gestein Kalk gebrannt wurde. Glücklicherweise erkannte er, dass es dadurch zur Vernichtung von unschätzbarem Kulturgut kam. Es gelang ihm, die Berliner Museen zu überreden, bei der türkischen Regierung eine Genehmigung für Ausgrabungen zu erhalten. Es gelang und von 1878-1886 konnte man mehrere Ausgrabungen durchführen. Ein Teil der Fundstücke kam in die Berliner Museen. In der Rotunde des Alten Museums konnten die Besucher zum ersten Mal Reliefplatten des Pergamonaltars bewundern.
Heute, über 100 Jahre später, bewundern die Besucher noch immer die wunderschönen Stücke in Berlin. Einen kleinen Teil davon kann man im „Pergamonmuseum. Das Panorama“ sehen.
Was Licht so bewirken kann …
Nachdem ich die wichtigsten Informationen gelesen hatte, beginne ich mit meinem Rundgang bei den Statuen, die meinen Blick schon beim Betreten des Raumes gefesselt hatten. Ausgestellt sind eine Gruppe von Frauengestalten, sogenannte Gewandstatuen. Sie standen ursprünglich auf der Terrasse des Pergamonaltars. Vermutlich ehrte man mit ihnen verdiente Bürgerinnen. Mich fasziniert das ausgeklügelte Lichtkonzept, dass die Gestalten nicht nur hell im Raum erstrahlen lässt, sondern auch jede Figur bei einer Änderung des Betrachtungswinkels ganz anders aussehen lässt.
Nur wenige Meter entfernt steht einer weitere Frauenstatue. Diese stammt aus der Zeit 320-300 v.Chr.. Als ich diese Zeitangabe lese, wird mir erst einmal klar, wie lange diese Kunstwerke bereits erhalten geblieben sind und was sie, könnten sie reden, über das Weltgeschehen berichten könnten. Von dieser Marmorfigur ist der Kopf leider nicht erhalten und so schweigt sie. Dafür „spricht“ die Figur durch ein wundervolles Lichtkonzept auf ihrem Gewand. Durch langsamen Farbwechsel des Lichtes verändert sich die farbige Gestaltung des Gewandes und lässt so eine zunächst etwas kalte weiße Figur viel wärmer und lebendiger wirken. Die Auswahl der Farben ist dabei nicht willkürlich gewählt. Man weiß, dass Marmorskulpturen in der griechischen und römischen Antike meistens farbig gefasst waren und kennt auch die verwendeten Farbtöne. Für die Farben verwendete man organische und mineralische Substanzen, die sich nur ganz selten und in kaum sichtbaren Spuren erhalten haben. Ob diese Frauenfigur genau so aussah, wie in dieser Lichtprojektion rekonstruiert, ist hypothetisch. Vergleiche mit kleinformatigen Tonfiguren der gleichen Zeit machen die Rekonstruktion aber plausibel.
Das hatte ich nicht erwartet…
Ich betrete den nächsten Raum und bin wirklich sprachlos. Nun stehe ich im Herzen der Ausstellung „Pergamonmuseum. Das Panorama“ und verstehe die Begeisterung der vielen Besucher.
Der Raum ist eine kreisrunde Rotunde mit einem Durchmesser von 34 Metern und einer Höhe von über 30 Metern. In der Mitte steht ein Stahlgerüst. Man gelangt über eine Treppe auf eine Aussichtsplattform und hat von dort einen ungehinderten 360-Grad-Rundblick.
Die Wände des Raumes sind mit einem 360-Grad-Rundgemälde verhängt, das von dem Künstler Asisi gestaltet worden ist. Über Lautsprecher hört man Hintergrundgeräusche und Musik, ein Lichtkonzept simuliert den Tag-Nacht-Rhythmus.
Ich bin zunächst aufgrund der ersten Eindrücke etwas überfordert und beschließe, mich zuerst mit der Entstehung des Projektes zu beschäftigen. Es läuft ein kleiner Film an einem Bildschirm, der den Künstler Asisi bei der Arbeit zeigt. Die Staatlichen Museen zu Berlin haben auf ihrem YouTube Kanal dazu passende Filme veröffentlicht.
Die „kleine Version“ des riesigen Panoramas und die Rekonstruktion des Nord-Frieses hängt gut beleuchtet unterhalb der Aussichtsplattform.
Der Nord-Fries ist nur in Bruchstücken vorhanden und ich finde es bemerkenswert, wie Asisi es geschafft hat, daraus ein so wunderschönes komplettes Werk zu rekonstruieren. Ich kann nicht erkennen, welcher Teil eine Zeichnung des Originals und welcher Teil „neu“ entstanden ist.
Nachdem ich die ersten Eindrücke aufgenommen habe, begebe ich mich auf die Aussichtsplattform, um das Gesamtwerk besser sehen zu können.
Das antike Pergamon als Panorama
Ich blicke auf die Stadt Pergamon aus der Zeit um 129 n.Chr., so wie sie ausgesehen haben könnte. Es sind aber nicht nur Tempel, Häuser oder Theater abgebildet, sondern auch die Bevölkerung der Stadt. Und genau das macht das Panorama in meinen Augen einfach unbeschreiblich. Es gibt keinen Punkt, an dem nichts geschieht, an dem man nicht etwas entdeckt und sei es nur ein Vogel oder ein Lichtschein eines Feuers. Es sind so viele Einzelheiten zu sehen, die ich nur mühsam auf den ersten Blick erfassen kann. Sicherlich war auch das ein Grund, warum ich eine gefühlte Ewigkeit immer wieder einzelne Bildabschnitte betrachtet habe.
Einer der dominierenden Bildabschnitte ist der Pergamonaltar. Hier bringen die Menschen ihre Opfergaben, das Feuer flackert und es herrscht ein buntes Treiben. Am Gebäude entdeckt man den Fries, den Asisi rekonstruiert hat.
Auf dem Vorplatz fallen mir drei Statuen auf, die viel Ähnlichkeit mit den zuvor gesehenen Ausstellungsstücken haben. Hier scheint der Künstler weitere Museumsstücke in sein Werk eingearbeitet zu haben.
In anderen Szenen entdecke ich Menschen in Kostümen, die ich an anderen Stellen des Bildes auch schon gesehen habe. In einem Studio sind Fotoaufnahmen von Personen gemacht worden, die in das Panorama mehrfach eingearbeitet worden sind. Ich finde gerade durch die „echten“ Menschen im Bild wirkt es viel lebendiger und realistischer.
Stundenlang hätte ich im „Pergamonmuseum. Das Panorama“ auf der Aussichtsplattform stehen können und es wäre nicht langweilig geworden. Erst nach mehrfachem Tag-Nacht-Wechsel konnte ich mich schließlich entscheiden, die Ausstellung weiter zu entdecken.
„Pergamonmuseum. Das Panorama“ – so geht es weiter
Der dritte Teil des Rundgangs zeigt wieder wunderschöne Stücke der Antikensammlung. Ich möchte hier nur einen kleinen Teil davon ansprechen, die mich besonders beeindruckt haben.
Besonders angesprochen hat mich der „Kleine Fries“ oder auch „Telephos-Fries“. Er schmückte ursprünglich die Innenwände des Altarhofes. Heute sind noch 47 Platten des Frieses erhalten und ein Teil davon wird in der Ausstellung gezeigt. Die Darstellung des Telephos-Frieses im Panorama war angesichts der lückenhaften Erhaltung des Originals eine besonders große Herausforderung für Asisi.
Besonders schön finde ich das Papageien-Mosaik, das ursprünglich Teil eines Bodenmosaiks war. Es stammt aus der Zeit von 200-150 v.Chr. und stellt einen Alexandersittich dar. Der naturgetreu gestaltete Vogel und der Rest des Mosaiks ist aus winzigen quadratisch zugeschnittenen Natursteinen zusammengesetzt.
Lohnt sich der Besuch im „Pergamonmuseum. Das Panorama“?
Auf jeden Fall!
Mein Tipp: Zeit einplanen und wirklich in Ruhe das Panoramabild betrachten. Es gibt so viel zu entdecken, dass man am Anfang nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll.
Die Exponate der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin haben mich sehr beeindruckt und Lust auf die Ausstellung im Pergamonmuseum gemacht.
Besuchereingang:
Am Kupfergraben 2
10117 Berlin
Öffnungszeiten:
Dienstag-Sonntag: 10-18 Uhr
Montag: geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 12,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Eintrittskarten bei Get Your Guide kaufen
Weitere Einblicke in die temporäre Ausstellung „Pergamonmuseum. Das Panorama“
Der Besuch im der Ausstellung „Pergamonmuseum. Das Panorama“ war Bestandteil einer Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin.
Kristina
Ich habe für den kommenden Samstag einen Besuch im Pergamonmuseum und im Panorama geplant. Mit den Zeitfenstertickets bin ich total überfordert. Ich weiß doch nicht wie viel Zeit ich in welchem Gebäude verbingen werde, wenn ich noch nie da war. Und am besten bucht man die Zeitslots natürlich schon heute! Lange Rede, kurze Frage: wie viel Zeit würden Sie empfehlen für das Panorama einzuplanen?
Definitiv war ich glücklich diesen Beitrag gefunden und gelesen zu haben, daher weiß ich nun, dass ich da mehr Zeit verbringen möchte. Eine ungefähre Dauer würde mir dennoch helfen noch das Zeitfenster für das Pergamonmuseum zu planen. Dankeschön :)
Susanne Jungbluth
Hallo Kristina,
Ich habe vor dem gleichen Problem gestand und mich dann für zwei verschiedene Besuchstage entschieden.So war ich sicher, im Panorama und im Museum ausreichend Zeit verbringen zu können.
Jetzt würde ich immer zuerst ins Panorama gehen – möglichst früh, es wurde während meines Besuches immer voller. Man kann so lange bleiben, wie man möchte. Ich würde auf jeden Fall mindestens 1,5 bis 2 Stunden einplanen. Ich war bestimmt über 2 Stunden dort und gehöre nicht zu den Besuchern, die alle Objekte stundenlang betrachte und alle Tafeln lese. Aber ich habe viel Zeit damit verbracht Asisis Bild zu betrachten – es ist so vielfältig, dass man ständig etwas Neues entdeckt.
Für das Pergamonmuseum braucht es definitiv mehr Zeit. Noch sind ja nicht alle Bereiche geöffnet, da hier seit vielen Jahren Umbaumaßnahmen stattfinden. Trotzdem ist das Angebot groß und beeindruckend.
Kleiner Tipp – sollte man doch weniger Zeit benötigen, kann man freundlich fragen, ob man früher hinein kommt. Manchmal klappt es. Oder man überbrückt die Wartezeit und guckt sich das Humboldtforum / Stadtschloss an. Da sind einige Bereiche ohne Eintrittskarte geöffnet.
Viel Spaß!
Auszeitgeniesser
Liebe Susanne,
mein Mann war immer völlig begeistert vom Pergamonmuseum und natürlich auch vom Panorama. Bei unserem letzten Berlin-Besuch waren wir dann auch im Museum.
Darf ich ehrlich sein, ich liebe Museen, doch diesem konnte ich nicht wirklich etwas abgewinnen.
Frag bitte nicht warum, doch mich hat die gesamte Szenerie kalt gelassen.
Liebe Grüße,
Katja
Susanne Jungbluth
Das ist schade, ich denke, das empfindet jeder etwas anders. Ich kann auch mit einigen Museen nicht viel anfangen, die andere völlig begeistern.
LG, Susanne
Gina | 2 on the go
Liebe Susanne,
Wow, das hört sich unglaublich beeindruckend an! Vor vielen, vielen Jahren habe ich mir mal das Pergamon-Museum angeschaut.
Dieses Panorama ist ja eine super Idee. Wenn ich das nächste Mal in Berlin bin und es das Panorama dann noch gibt, werde ich mir das auf jeden Fall ansehen.
Liebe Grüße
Gina
Susanne Jungbluth
Das solltest du auf keinen Fall verpassen. Es hat sich wirklich gelohnt.
Barbara von Barbaralicious
Liebe Susanne,
ich habe ja (gefühlt in einem anderen Leben) Archäologie studiert. Von daher kann ich deine Faszination gut nachempfinden und du hast mit diesem Beitrag einen Teil von mir angesprochen, der meistens schläft :D Danke dafür!
Und allgemein schließe ich mich auch Monika und Petar an: Ich war noch nie in einem der Museen von Berlin, wo mich gerade das Pergamonmuseum eigentlich förmlich zu rufen scheint. Beim nächsten Mal muss ich endlich mal dorthin…
Ganz liebe Grüße
Barbara
Susanne Jungbluth
Liebe Barbara, das Pergamonmuseum habe ich einen Tag zuvor besucht (Beitrag kommt noch) und ich war wirklich begeistert. Das Ausstellungsgebäude “Pergamon. Das Panoram” steht nur temporär in Berlin. Zu lange solltest du also nicht warten ;)
LG, Susanne
Monika & Petar
Die Museen in Berlin wollen wir uns schon so lange einmal ansehen. Da wir aber meistens nur zur ITB in Berlin sind, fehlte dafür bisher die Zeit. Dein Beitrag macht uns nur noch neugieriger. Mal sehen, wann wir wieder nach Berlin kommen.
Susanne Jungbluth
Ich hoffe doch, dass es bald wieder möglich ist. Ich habe, auch wenn ich aus Berlin komme, bisher nur einen Bruchteil der Museen gesehen. Es sind einfach so viele mit so vielen Themen!