Berlin hat auch Berge, man mag es kaum glauben. Neben dem bekanntesten Berg, dem Teufelsberg, gibt es im Bezirk Spandau den Hahneberg.
Eigentlich gibt es sogar zwei Hahneberge, den Alten Hahneberg und den Neuen Hahneberg und beide liegen im Ortsteil Staaken an der Landesgrenze zu Brandenburg.
Alte Hahneberg
Die Erhebung des Alten Hahnebergs war 67 Meter hoch, bis 1888 das Fort Hahneberg auf dem Hügel errichtet wurde. Das Fort ist einer der letzten Festungsbauten, der nach preußischer Manier zum Schutz des Rüstungszentrums Spandau als Teil der Festung Spandau erbaut worden ist.
Für die Berliner war das Gelände viele Jahre unerreichbar. Ursprünglich gehörte das Gelände zum Bezirk Spandau, wurde aber nach dem Zweiten Weltkrieg im Zug von Gebietsaustauschmaßnahmen in die Verwaltung der Sowjetischen Besatzungszone übergeben. Nach dem Bau der Mauer befand sich der Alte Hahneberg im Grenzgebiet und nur die Grenztruppen der DDR durften dieses Gebiet betreten.
Direkt unterhalb des Geländes befand sich über viele Jahre der Grenzübergang Heerstraße, über den die Transitstrecke in Richtung Hamburg gut zu erreichen war.
Nach der Wiedervereinigung öffnete man auch das Gelände des Alten Hahnebergs wieder für die Naherholung und sicherte die Überreste des Forts. Die Reste der Verteidigungsanlagen, die man heute auch besichtigen kann, liegen abgezäunt an der Kuppe des Berges. Wer nicht vor Ort unterwegs sein kann, guckt sich am besten den Film Inglourious Basterds des US-amerikanischen Regisseurs Quentin Tarantino an. Die Anlage diente für einige Szenen als Kulisse.
Der Neue Hahneberg
Der Neue Hahneberg ist 87,6 Meter hoch und künstlich erschaffen. Er liegt etwa 900 Meter südöstlich des Alten Hahnebergs. Zwischen den beiden „Bergen“ befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg ein Teich, der inzwischen verfüllt ist.
Auch wenn es oft behauptet wird, der Neue Hahneberg ist kein Trümmerberg, so wie der bekanntere Berliner Teufelsberg. Die Erhebung entstand in den 1960er und 1970er Jahren auf dem Gelände einer zugeschütteten Kiesgrube. Selbst nachdem die Grube verfüllt war, schüttete man weiter Bauschutt und Aushub auf und schuf so eine Schuttdeponie. Nachdem die Deponie geschlossen worden war, befand sich ein etwa 45 Meter hoher Berg dort.
Man entschloss sich, das Gelände so umzugestalten, dass es ein Naherholungsgebiet für die benachbarten Wohngebiete in Staaken werden sollte.
Aussichtspunkt in Spandau
Heute ist das Gebiet um den Hahneberg ein gut 40 Hektar großes Naturreservat mit einem kleinen Pfuhl. Hier wachsen inzwischen seltene Pflanzen, wie das Sandglöckchen und die Sandstrohblume und zahlreiche Vögel brüten in den Büschen und Bäumen.
Auf Wiesen weiden Schafe und Ziegen und über 6 Kilometer angelegte Wanderwege kann man das Gelände wunderbar erkunden. Manchmal steht auch eine Herde Galloway-Rindern auf den Weideflächen. Ein wahres Naturparadise am Rand des dicht besiedelten Staakener Wohngebiets.
Über verschiedene Wege gelangt man auf die „Spitze des Berges“. Wobei Spitze wirklich übertrieben ist. Der Hahneberg ist an seiner höchsten Erhebung platt. Hier befindet sich ein beliebter Ort zum Drachen steigen lassen und als wir dort oben waren, übte ein Paraglider das Starten. Weit flog er zwar nicht, aber es war schon spannend, ihm beim Sortieren des Schirms und dem Versuch zu starten zuzugucken. Sollte im Winter in der Stadt Schnee liegen, gehört der Hahneberg zu den beliebtesten Rodelstrecken des Bezirkes. Seit 1982 steht auf dem Berg auch die Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte.
Vom Hahneberg aus hat man eine tolle Aussicht in Richtung Spandau. Guckt man an den Staakener Hochhäusern vorbei, kann man das Rathaus Spandau entdecken.
Richtet man seinen Blick in Richtung Charlottenburg kann man sogar die Radar- und Abhörstation auf dem Teufelsberg sehen.
Mir gefällt der Blick in Richtung Brandenburg allerdings am besten. Hier gibt es nur wenige Häuser zu sehen und so konnten wir uns an den gelb leuchtenden Rapsfeldern erfreuen.
Vera Jungbluth
Hallo Susanne, dein Bericht kommt genau zur richtigen Zeit. Nach einem Dreistunden-Spaziergang an der Havel und auf dem Havelhöhenweg habe ich mir vorgenommen, nun endlich den Hahneberg zu besuchen. Dein Bericht wird mich führen.
Helma Grimm
Als alte Spandauerin habe ich wieder was gelernt : Alter und Neuer Hahneberg ,danke Susanne
Andreas Engel
Vom neuen Hahneberg aus lässt sich in westlicher und südwestlicher Richtung der Sternenhimmel gut betrachten. Hier ist er vom Restlicht der Großstadt Berlin weitgehend abgeschirmt.
Ein tolles Erlebnis hatte ich dort im Juli 1994. Durch die Massenschwerkraft des Planeten Jupiter war der Komet Shoemaker-Levy in mehrere Teile zerbröselt. Diese Teile stürzten, wie an einer Perlenschnur gezogen, in die Atmosphäre des größten Planeten unseres Sonnensystems. Dabei wurden heftige Wellenbewegungen dort erzeugt, denn der Jupiter ist ja eigentlich gasförmig. Warum diese Teile dann nicht auf der anderen Seite wenigstens kurzzeitig sichtbar waren, bevor sie wieder in Richtung Planetenzentrum zurückstürzten, weiß ich nicht. Vielleicht existiert doch ein fester Planetenkern? Ebenso, warum die Kometenteile in alphabetischer Reihenfolge auf den Planeten auftrafen. Ein Wunder der Natur? Die Frage ist natürlich ein Scherz. All das konnte ich wunderbar beobachten, weil die Hobby-Astronomen aus der Bruno-Bürgel-Sternwarte in dieser magischen Nacht ihre Teleskope auf dem Hahneberg aufgebaut hatten und der in Größenordnungen erschienenen Allgemeinheit den vollen Durchblick gewährten.
Susanne Jungbluth
Wow, jetzt bin ich fast ein bißchen neidisch! Bisher war ich noch nicht im Dunkeln auf dem Hahneberg. Sollte ich vielleicht doch machen! Vielen Dankfür den tollen Beitrag!
Susanne