Berlin hat viel zu bieten, aber der Friedrichstadt-Palast Berlin ist einmalig. Hier vereinen sich Show mit Artistik, Gesang mit live Musik und atemberaubende Kostüme mit Tanz. Die aktuelle Produktion THE ONE Grand Show kann man noch bis Juli 2018 besuchen. Wer noch nicht dort war, sollte sich beeilen – es lohnt sich!
Friedrichstadt-Palast
Mitten in Berlin steht der 1984 eröffnete Friedrichstadt-Palast. Der Name stammt von dem “alten” Friedrichstadt-Palast, der etwas mehr als einhundert Jahre als Zirkus- und Theaterbau diente und in unmittelbarer Nähe lag. In dem “alten” Friedrichstadt-Palast entstanden ab 1972 zum Beispiel die DDR Fernsehshow “Ein Kessel Buntes”. 1980 musste man das Gebäude schließen. Bauexperten hatten starke Mängel entdeckt. Dennoch nutzte das Ensemble die Bühne noch für Proben. 1985 wurde das Haus abgerissen, heute steht hier ein Büro- und Wohnhaus.
Nur etwa 400 Meter vom Bahnhof Friedrichstraße entstand ein Neubau als Ersatz für die alte Spielstätte. Nach 3 Jahren Bauzeit konnte 1984 der “neue” Friedrichstadt-Palast eröffnet werden.
Der damals hochmoderne Bau versprüht heute noch den DDR Charme vergangener Tage. Der Betonbau ist durch drei Reliefs gestaltet, die die Geschichte des Palastes darstellen. Die Fassade ist durch Rundbogenformen gegliedert. Die umlaufende Treppe vor dem Gebäude hat man 2011 neu gestaltet.
Auch das Foyer ist inzwischen neu gestaltet, versprüht aber immer noch etwas DDR Flair. So sind zum Beispiel die Kronleuchter aus Milchglasröhren rekonstruiert worden und verleihen dem großen Raum ein angenehmes Licht.
Ein Blick hinter die Kulissen
Im Friedrichstadt-Palast finden 1895 Zuschauer einen Platz. Der Zuschauerraum ist wie ein Amphitheater angelegt und bietet einen tollen Blick auf die Bühne. Diese verfügt über 2854 m2 bespielbare Gesamtfläche. Damit zählt sie zu den größten Theaterbühnen der Welt. Besonderes Highlight ist ein riesiges Wasserbecken und eine Eisfläche, die in einigen Shows eingesetzt werden.
Wir durften einen Blick hinter die Kulissen werfen, es hat mir sehr gefallen. Der Blick von der Bühne in den Zuschauerraum ist beeindruckend. Ich kann mir vorstellen, wie sehr es die Sänger, Artisten, Tänzer.. genießen, vor ausgebuchtem Haus zu spielen und ihren Applaus zu bekommen.
Die Technik über und auf der Bühne ist extrem aufwendig. Vor der Show wurde getestet, kontrolliert und alles startklar gemacht. Überall wuselten Mitarbeiter herum, um die riesige Maschinerie am Laufen zu halten.
Das Orchester sitzt etwas versteckt hinter der Bühne und spielt jede Show live, das sieht man während der Show nicht. Erst gegen Ende hebt sich der Vorhang zum Orchester.
Wir konnten auch einen Blick in eine der zahlreichen Werkstätten hinter der Bühne werfen. Fast alle für die Produktion benötigten Elemente fertigen die Werkstätten selber an – vom Bühnenbildner bis zum Schuhmacher hinter den Kulissen findet man unzählige Menschen mit ihren speziellen Aufgaben.
Dazu zählen auch die Maskenbildner. Wir durften einen kurzen Blick in einen Raum werfen, in dem gerade einige der Tänzerinnen geschminkt wurden. Hier wird vor der Show echte Akkordarbeit geleistet. Unzählige Künstler müssen für ihren Auftritt vorbereitet werden. Trotz eines engem Zeitplans müssen einige Künstler sogar über 2 Stunden vor ihrem Auftritt bereits gestylt werden, damit jeder rechtzeitig fertig ist.
Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass wir vor der Show schon einige Kostüme sehen konnten. Für die Show THE ONE wurden 500 Kostüme von dem Designer Jean Paul Gaultier entworfen. Für ihn eine besondere Herausforderung, da die Künstler auf der Bühne damit agieren müssen ohne behindert zu sein. Ich habe mich bei dem Blick auf riesige Hüte und weite Kleider allerdings gefragt, ob das überhaupt möglich ist.
THE ONE Grand Show
Gespannt sitzen wir im Zuschauerraum. Was wird uns erwarten? Wir wissen nur soviel:
Die Show spielt in einem verlassenen Revuetheater. Eine Underground-Party reißt das Gebäude aus seinem Dornröschen-Schlaf. Ein Partygast erlebt auf seine eigene Art diesen magischen Ort. Die damalige Theaterdirektorin führt ihn durch die alten Zeiten und er lernt den Ort und die Sehnsüchte der Menschen auf eine ganz besondere Weise kennen.
Das Licht geht aus und auf der Bühne entfacht sich ein wahres Feuerwerk von Eindrücken. Ich weiß nicht, wo ich zuerst hingucken soll, was ich zuerst genießen soll. Die atemberaubenden Kostüme, die Tänzerinnen und Tänzer, die Artistik – die Bühne scheint vor Menschen und Aktion überzuquellen. Und tatsächlich entdecke ich sogar Kostüme, die ich zuvor hinter der Bühne gesehen habe. Was für eine Showeröffnung!
Nachdem die Underground-Party verklungen ist, kehrt die Stille zurück in das alte Theater. Die Gedanken des jungen Mannes begeben sich auf eine fantasievolle Reise. Nun treten Showgirls, Akrobaten/Artisten, Tänzer, Sänger in das Rampenlicht. Was wir nun zu sehen bekommen ist wirklich einmalig. Luftakrobatik am Tuch und Trapez, kunstvolle Arbeit mit dem Cyr Wheel und Feuerartistik eingebunden in den Traum des jungen Mannes und untermalt mit wunderschöner Musik. Bei einigen Liedern horche ich erstaunt auf. Der Sound und auch die Wortwahl ist unverkennbar – ein Blick in das Programmheft bestätigt den Eindruck. Einer meiner Lieblingssänger und Komponisten Gregor Meyle hat doch tatsächlich an der Show mitgearbeitet.
Im zweiten Teil der Show tritt dann auch das Markenzeichen des Friedrichstadt-Palastes auf. 32 Tänzerinnen stehen in der Kickline und bilden die längste Girlreihe der Welt. Es ist ein Genuss zuzugucken mit welcher Präzision und Grazie diese Gruppe tanzt. Einfach toll!
Die Show dauert gut 2,5 Stunden. Als der Schlussapplaus ertönt, bin ich erstaunt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es war so abwechslungsreich, so emotional, so traumhaft schön, dass fast schon ein zweiter Besuch notwendig ist, um alle Eindrücke mitnehmen zu können.
Noch ein Wort zu den Kostümen
Die etwa 500 Kostüme für diese Show wurden von Jean Paul Gaultier entworfen.
Ich habe selten so farbenfrohe und extravagante Kostüme gesehen. Riesige Hüte, bunte Federn und auffällige Perücken schmückten die Köpfe der Darsteller. Einige waren so groß, dass ich die Künstler nur dafür bewundern kann, wie sie sich damit bewegen.
Besonders gut haben mir die sehr eng anliegenden Kostüme gefallen, die fast wie eine zweite Haut auf den Künstlern liegen. Es gab aber auch Kostüme, die so fantasievoll waren, dass man sich fragte, ob sie überhaupt von dieser Welt waren.
Ausblick
THE ONE Grand Show läuft noch bis Mitte 2018 im Friedrichstadt-Palast in Berlin. Ab Oktober 2018 gibt es dann eine neue Show: VIVID Grand Show. Auch für diese Show konnte ein namhafter Designer gewonnen werden, Philip Treacy.
Ich bin schon gespannt!
Adresse:
Friedrichstraße 107,
10117 Berlin
Webseite: https://www.palast.berlin/
Offenlegung: Der Besuch im Friedrichstadt-Palast war für uns kostenfrei möglich. Der Bericht entspricht nur unseren Eindrücken und Erfahrungen.
Petra
Ein toller Bericht mit wunderschönen Impressionen über den Friedrichstadtpalast und The One Grand Show. Muss man sich wirklich anschauen. Alles Liebe, Petra