Es ist noch gar nicht so lange her, es war 1969, da eröffnete in Ost-Berlin der Spreepark Berlin – ein Freizeitpark! Leider ist der Park 2002 geschlossen worden und verrottet so langsam.
Geschichte Spreepark Berlin – sehr kurz gefasst
Im Plänterwald wurde 1969 der einzige dauerhafte Vergnügungspark der DDR eröffnet. Auf einer großen betonierten Fläche standen Fahrgeschäfte und Spiel- und Verkaufsbuden, wie man es vom Rummel her kennt. In einem begrünten Bereich standen Restaurants und andere feste Bauwerke.
Die größte Attraktion war das 45 Meter hohe Riesenrad mit den 36 Gondeln. Fast 1,7 Millionen Besucher kamen zu DDR Zeiten jährlich in den Park. Und es muss das Erlebnis überhaupt gewesen sein. Ich als Westberlinerin war leider nie im Spreepark Berlin, aber unterhält man sich mit ehemaligen Besuchern, sieht man strahlende Augen und hört von unvergesslichen Fahrten mit dem Riesenrad und tollen Stunden auf dem Gelände.
Nach der Wiedervereinigung wurde der volkseigene Betrieb Kulturpark Berlin abgewickelt. Die neu entstandene Spreepark Berlin GmbH von Norbert Witte wurde neuer Betreiber des Geländes. Schrittweise versuchte er den Park umzugestalten und so wurden zum Beispiel rund um das Riesenrad eine Wasserfläche angelegt, Achterbahnen und Wildwasserbahnen gebaut. Fast 1,5 Millionen Besucher kamen pro Jahr in den Plänterwald. Trotz vieler Maßnahmen reichte das aber nicht aus, die Besucheranzahl ging zurück und 2001 musste der Betreiber Insolvenz anmelden.
Seit 2002 verwahrlost der ehemalige Freizeitpark immer mehr. Das Gelände ist nicht mehr frei zugängig. Viele Gebäude sind einsturzgefährdet und auch die noch vorhandenen Fahrgeschäfte rosten vor sich hin. 2014 zerstörte ein Großfeuer große Teile des Geländes.
Im Laufe der Jahre stellten immer wieder verschiedenste Interessenten Nutzungkonzepte für das Gelände vor, die aber nie umgesetzt wurden. 2016 hat die landeseigne Grün Berlin GmbH das Gelände übernommen und möchte das Gelände wieder zugänglich machen.
Unser Besuch im Spreepark Berlin
Es gab eine Zeitlang die Möglichkeit an Führungen durch den Spreepark teilzunehmen (2009 – 2014). An den Wochenenden wurde die gut zweistündigen Besichtigungstouren angeboten. Wir haben es vor der Übernahme von Grün Berlin im Jahr 2016 an einer Führung teilgenommen (2014).
Update! Es werden wieder Führungen angeboten!
Uns erwartete ein völlig unbekanntes Gelände und entsprechend gespannt waren wir. Sehr erstaunt waren wir denn gut die Hälfte der Tourteilnehmer waren schon einmal hier gewesen und konnten sich noch an die “guten alten Zeiten” erinnern. Das versprach spannend zu werden, mit vielen alten Insider Geschichten und Informationen.
Vom Treffpunkt ging es dann gemeinsam auf das nicht öffentliche Gelände. Über die alten und recht zugewachsenen Wege gelangten wir zu einer der Wildwasserbahnen. Das Eingangshäuschen sah schon sehr verfallen aus, dennoch war es möglich gefahrlos hineinzugehen.
Hier schien die Zeit still zu stehen. Da lagen in den leeren Kanälen die Boote und schienen nur darauf zu warten, dass das durchströmende Wasser sie endlich zurück ins Leben holen wollte.
Als wir etwas weiter gingen konnten wir einen guten Blick auf einen Teil der Anlage werfen. Leere Kanäle – etwas vermoost und sicherlich undicht – in einer heute recht unberührten Landschaft. Das hätte bestimmt einen zusätzlichen Reiz, so die Wildwasserbahn zu fahren.
Das Wahrzeichen des Spreeparks ist das Riesenrad. Schon von weitem ist es zu erkennen, wenn man im Plänterwald unterwegs ist. Und auch hier schien alles darauf zu warten, dass sich Fahrgäste über die verfallene Anlage trauen, sich in die Gondeln setzen und der Motor das Riesenrad bewegt.
Heute würde sich diese Kulisse bestimmt noch besser für den DDR Klassiker “Spuk unterm Riesenrad” eignen, der hier entstanden ist.
Die Tour führte uns auch zu einem Überrest einer ehemaligen Achterbahn. Durch ein riesiges Drachenmaul fuhr man mit der Bahn auf die Strecke. Das war bestimmt ein komisches Gefühl, so in das geöffnete Maul zu fahren und nicht zu wissen, wie es dahinter weiter geht. Teile der alten Bahnanlage konnte man sehr gut erkennen. Die Technicksfans waren begeistert einen Blick unter das Gleissystem werfen zu können.
Die Führung durch den Spreepark Berlin führte uns noch an so einigen interessanten Orten vorbei. Überall erfuhren wir etwas zu der Geschichte des Parkes, der Attraktionen und kleine Geschichten von ehemaligen Besuchern.
Die 2 Stunden waren fast zu kurz, um alle Informationen aufnehmen zu können und das gesamte Gelände ausführlich zu erkunden. Sehr schade, dass es diese Möglichkeit nun nicht mehr gibt. Ich wäre gerne noch einmal durch das Gelände gegangen – beim zweiten Mal entdeckt man immer ganz neue Dinge!
Adresse:
Kiehnwerderallee 1-3,
12437 Berlin
Öffnungszeiten:
Es werden von April bis Oktober wieder Führungen angeboten!
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