Im Berliner Ortsteil Westend liegt am Spandauer Damm ein fast unbekannter Park. Der Ruhwaldpark ist nicht besonders groß, aber wunderschön.
Wer auf dem Spandauer Damm von Charlottenburg in Richtung Spandau fährt, kommt am Ruhwaldpark vorbei. Dieser liegt auf dem ehemaligen Spandauer Berg. Für Berliner Verhältnisse ist es wirklich ein Berg, denn der höchste Punkt befindet sich gut 30 Meter oberhalb der Spree.
Entstehung des Ruhwaldparks
Es war in den 1860er Jahren, als der Kommerzienrat und Zeitschriftenverleger Ludwig von Schaeffer-Voit ein 5,8 Hektar großes Gelände erwarb, dass sich auf dem Spandauer Berg befand. Er beauftragte den Architekten Carl Schwatlo mit dem Bau einer Villa auf seinem Grundstück. Es entstand eine Villa im klassizistischen Stil, die direkt an der Hangkante stand und zum damaligen Zeitpunkt eine traumhafte Aussicht auf die Umgebung ermöglichte. Vom sogenannten Schloss Ruhwald reichte der Blick über die Spree und Havel bis zum Tegeler See.
Die ummauerte Parkanlage rund um das Schloss gestaltete der Obergärtner Duckstein. Er pflanzte einen Buchenwald und nordamerikanische Nadelbäume. Im nordwestlichen Bereich ließ Duckstein aus Felsbrocken ein künstliches Gebirge errichten. Ein dort aufgestellter Engel erinnerte an den verstorbenen Sohn des Eigentümers.
Schon weniger Jahre nach dem Kauf des Anwesens verkaufte Schaeffer-Voit an den Unternehmer Johann Hoff. Dieser ließ das Kavaliershaus mit einem Arkadengang errichten.
Seit 1840 gab es am Spandauer Berg den Bierausschank Spandauer Bock, der vom bayrischen Bierbrauer Conrad Bechmann betrieben wurde. Dieser kauft 1884 das Gelände, dass westlich an die bereits bestehende Parkanlage grenzte. Er ließ sich dort eine Villa im Stil der Renaissance erbauen und natürlich gestaltete auch ein Gärtner sein Grundstück. In diesem Park entstand 1928 der Bau einer weiteren Villa, die heute als Kindergarten genutzt wird.
Die Stadt Berlin erwarb um 1924 einen Teil der Anlage und schließlich das gesamte Grundstück. Insgesamt 12 Hektar war das Gelände groß. Auf das Drängen der Nationalsozialisten ließ der Berliner Gartendirektor Pertl das Schloss Ruhwald und die Villa Bechmann abreißen und an der tiefsten Stelle des Parks einen Teich anlegen. Der Park konnte nun auch von der Berliner Bevölkerung besucht werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg riss man das beschädigte Kavalierhaus ab und stellte den Park 1987 unter Denkmalschutz.
Rundgang durch den Ruhwaldpark
Ein recht unscheinbares Schild weist den Weg zum Ruhwaldpark, den ich durch einen Seiteneingang betrete.
An diesem Eingang befindet sich der kleine künstlich angelegte See. Es quaken Frösche und die Großstadt scheint hier in weite Ferne gerückt zu sein. Ein Weg führt am Ufer entlang und einige Bänke laden zum Verweilen ein.
Mich zog es aber in die andere Richtung. Eine Brücke überquert hier einen Weg, der zunächst leicht bergauf führt. Später muss man einige Stufen hoch auf den Spandauer Berg steigen. An einer Kante des Berges entdecke ich eine kleine offene Hütte. Von hieraus hat man bestimmt einmal eine schöne Aussicht gehabt. Heute ist davon nichts mehr zu erkennen. Hohe Bäume versperren einem die Sicht. Aber trotzdem ist ein Spaziergang durch den Park eine wunderschöne Auszeit vom Alltag.
Nachdem man die Treppen empor gestiegen ist, erreicht man größere Wiesen. Zwischen den Büschen schimmerten die Arkadengänge hindurch. Die Arkaden sind inzwischen recht baufällig und waren abgesperrt. Zwar lagen auch Baumaterialien dort, es sah aber nicht danach aus, als ob die Instandsetzung in der nächsten Zeit fertig werden würde.
Die Büsten von Carl Cauer, die Ludwig von Schaeffer-Voit und seine Frau zeigen standen im abgesperrten Bereich. Hoffentlich werden diese auch restauriert.
Hinter der Säulenhalle befindet sich eine Plastik des Bildhauers Ernst-Otto Eichwald aus dem Jahr 1963 mit dem Titel Pelikanpärchen.
Im Anschluss zog es mich noch etwas entlang der großen Wiesenflächen, die direkt am Spandauer Damm liegen und im Sommer gerne von Familien besucht werden.
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