In der Königin-Elisabeth-Straße im Charlottenburger Stadtteil Westend liegt zwischen der Stadtautobahn und einigen Häusern ein terrassenartig angelegter kleiner Friedhof. Ein Abstecher zum Luisenfriedhof II lohnt sich, wenn man einen Einblick über die Berliner Begräbniskultur bekommen möchte.

1831 wütete die erste Choleraepidemie in Charlottenburg. Begräbnisstätten wurden knapp und man beerdigte die Toten nun auch in den vor der Stadt liegenden Sandgruben am Spandauer Berg auf einem Seuchenfriedhof.
Wenige Jahre später beschloss die Bezirksverwaltung, aus dem Seuchenfriedhof einen regulären Friedhof werden zu lassen. Dazu sollten natürlich die entsprechenden baulichen Maßnahmen beitragen. Schneller als gedacht kam es zur Umsetzung. 1866 brach die Cholera erneut in Charlottenburg aus und so beeilte man sich, die Friedhofsanlage fertig zu stellen.
Es entstand ein Areal, in dem rechtwinklig verlaufende Alleen die einzelnen Grabfelder begrenzten. Die heute denkmalgeschützte Friedhofskapelle stellte man nach den Plänen von Rudolf Zeitler 1868 fertig.

In den folgenden Jahren zeigte sich schnell, dass die bisherige Fläche nicht ausreichte und so erweiterte man die Fläche mehrfach. Es wurde sogar der 2500 Quadratmeter große Privatfriedhof des damals bekannten Zeitschriftenverlegers Schaeffer-Voit eingegliedert.
Als der Luisenfriedhof III in der Fürstenbrunner Straße 1891 eröffnet wurde, entschloss man sich keine weiteren Beerdigungen auf dem Luisenfriedhof II mehr durchzuführen. Wenige Jahre später musste man ihn jedoch wieder eröffnen, da der Bevölkerungswachstum und die damit verbundene Zunahme der Bestattungen die vorhandenen Kapazitäten auf den anderen Friedhöfen ausgereizt hatten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr der Luisenfriedhof II eine große Veränderung. Für den Bau der Stadtautobahn auf der Ostseite und die Verbreiterung der Königin-Elisabeth-Straße benötigte die Stadt dringend Bauland. Der Friedhof musste verkleinert werden und verlor einige Erbbegräbnisanlagen.
Kleiner Friedhofsrundgang
Der Haupteingang des Friedhofs befindet sich an der Königin-Elisabeth-Straße, ein kleinerer unscheinbarer Nebeneingang liegt am Lerschpfad. Kaum tritt man durch das Eingangstor verblasst die Lautstärke des vorbeirauschenden Verkehrs. Es ist ein bißchen so, als ob man die Stadt hinter sich lässt.

Noch immer stehen luxuriös wirkende Ehrengräber auf dem Friedhof und zeugen von einer Zeit, in der selbst die letzte Ruhestätte repräsentativ sein musste. Bei einem Rundgang fallen mir einige Ehrengräber auf. Meistens sagt mir der Name nichts, auch wenn es sicherlich zu ihrer Zeit recht bekannte Menschen gewesen sein müssen. Bei einem Grab stocke ich dann doch.. Wilhelm von Bode … war das nicht…. Wilhelm von Bode war Kunsthistoriker und Direktor der Königlichen/Staatlichen Museen in Berlin . Nach ihm ist das Bode Museum auf der Berliner Museumsinsel benannt worden.

Auf dem Luisenfriedhof II zeigt sich auch, dass im Laufe der Jahre die Feuerbestattung in Berlin immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Die Grabstellen sind kleiner geworden, die Friedhofsfläche konnte anders aufgeteilt werden.
Während ich durch die Reihen schlendere, fallen mir zahlreiche Gittergrabstellen auf. Einige wirken vergessen und die Gitter rosten vor sich hin. Auf anderen Grabstellen stehen sogar Schilder, die darauf hinweisen, dass die Grabstelle ausgelaufen ist und demnächst eingeebnet wird. Hier werden dann sicherlich neue Gräber entstehen.

Als ich zum äußeren Rand des Geländes gelange, das nahe der Stadtautobahn liegt, entdecke ich noch einige Kriegsgräber. Hier wurden 226 Kriegsopfer der beiden Weltkriege bestattet.
Adresse:
Luisenfriedhof II,
Königin-Elisabeth-Straße 46–50,
14059 Berlin
Öffnungszeiten:
Januar: 8-16 Uhr
Februar: 8-17 Uhr
März: 8-18 Uhr
April: 8-19 Uhr
Mai-August: 8-20 Uhr
September: 8-19 Uhr
Oktober: 8-18 Uhr
November: 8-17 Uhr
Dezember: 8-16 Uhr
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