Als Berlinerin habe ich im Laufe meines Lebens eine Stadt im Wandel kennengelernt. Gab es da noch Ost und West Berlin als ich geboren wurde und heute lebe ich im vereinten Berlin.
Ich als Westberlinerin lebe noch heute in Spandau. Das ist der Bezirk, der in der Zeit der Alliierten Besatzung den Engländern zugeordnet war.
Mit den Soldaten bin ich groß geworden. Sie haben bei langweiligen Busfahrten meine englischen Hausaufgaben erledigt oder robbten bei Übungen durch den kleinen Waldstreifen neben dem Haus.
Als ich 18 Jahre alt wurde habe ich begonnen als deutsche Hilfskraft für die Royal Air Force zu arbeiten. Unzählige Nächte habe ich, neben dem Studium, auf die Kinder der Offiziersfamilien aufgepasst und wurde beim Truppenabzug 1994 arbeitslos.
Was liegt also näher, als das Alliierten Museum zu besuchen und in Erinnerungen zu schwelgen.
Über das Alliierten Museum
Das Alliierten Museum befindet sich in dem Gebäude des denkmalgeschützten ehemaligen Kinos Outpost und in der Nicholson-Gedenkbibliothek. In unmittelbarer Nähe befand sich das Hauptquartier General Lucius D. Clay Headquarters, das Einkaufszentrum Truman Plaza und der Rundfunksender American Forces Network (AFN). Einige der Wohnsiedlungen der US-Soldaten waren nicht weit entfernt.
Das Kino wurde ausschließlich von den Armeeangehörigen besucht.
Bevor die Vorstellung begann, wurde die amerikanische Nationalhymne gespielt. Noch heute kann man über den Türen zum Kinosaal die Schilder sehen, die zu spät kommenden Besuchern bis zum Ende der Nationalhymne den Eintritt untersagten.
Nach dem Truppenabzug wurde das Gebäude 1995 unter Denkmalschutz gestellt. Einige Jahre später eröffnete das Alliierten Museum. Heute kann man in dem Gebäude einen Teil der Ausstellung ansehen. Der zweite Teil der Ausstellung befindet sich im Gebäude der amerikanischen Garnisionsbibliothek, der Nicholson-Gedenkbibliothek . Sie war mit 25.000 Büchern die größte Bibliothek der Amerikaner in Berlin.
Unser Besuch im Alliierten Museum
Bevor wir uns in die Ausstellungsräume des Alliierten Museums begeben haben, sind wir auf die große Freifläche zwischen den Gebäuden gegangen. Hier stehen die Ausstellungsstücke, die etwas zu groß für die Innenräume sind.
Beeindruckend – das britische Luftbrückenflugzeug Hastings TG 503. Dieses Flugzeug ist doch tatsächlich während der Luftbrücke nach Berlin geflogen und hat die Stadt mit den dringend benötigten Lebensmitteln und der Kohle für die Kraftwerke versorgt.
Im Hintergrund erkennt man den blauen Speisewagen des französischen Militärzuges. Dieser fuhr zwischen Westberlin und der Bundesrepublik und transportierte die französischen Soldaten.
Das Wachhaus vom Checkpoint Charlie und Segmente der Berliner Mauer befinden sich auch auf dem Außengelände. Ein Blick durch die Scheiben des Wachhauses ließ bei mir Erinnerungen an die zahlreichen Fahrten und Kontrollen durch die diversen Grenzübergänge wach werden. Was waren das manchmal für Wartezeiten und wie wunderbar fährt man heute die gleichen Wege.
Dann sind wir in den ersten Teil der Dauerausstellung im Kino Outpost gegangen. Hier werden die Jahre 1945 bis 1950 betrachtet. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Thema Berliner Luftbrücke. 1948/49 musste Berlin über mehrere Monate aufgrund der sowjetischen Blockade über den Luftweg versorgt werden. Unsere Eltern sind in dieser Zeit groß geworden und bei vielen Gegenständen in der Ausstellung kamen die Erinnerungen hoch.
Nicht nur an die Care Pakete, sondern auch das Thema Schulspeisung und die von den Besatzungsmächten organisierten Veranstaltungen wurden lebendig und ergänzten die Ausstellungsstücke mit privaten Geschichten.
In der ehemaligen Bibliothek befindet sich der zweite Teil der Dauerausstellung. Hier liegt der Schwerpunkt auf den Jahren 1951 bis 1994, also die Zeit des Kalten Krieges mit seiner Spionage und dem täglichen Leben der Garnisonen. Man kann zum Beispiel einen kleinen Abschnitt eines Fluchttunnels angucken.
Zusätzlich befindet sich hier noch bis 28.1.2018 hier eine Sonderausstellung mit 100 Objekten, die dieser Zeit zuzuordnen sind.
Und dieses Mal war ich es, die dastand und in Erinnerungen versank. Sei es über die Grenzbojen, die auch den Glienicker See trennt und uns erlaubten nur bis zur Mitte des Sees zu schwimmen. Die Grenzsoldaten haben da sehr genau geschaut und uns als Kindern eine Heidenangst gemacht. Oder als ich die Abrechnungszettel der Bundesanstalt für Verteidigungslasten gesehen habe, die mich an die Arbeit mit den britischen Familien erinnert hat. Es gab so einiges zu entdecken und wieder zu entdecken, das fast vergessen war.
Ich kann den Besuch nur empfehlen. Als Nicht-Berliner entdeckt man so einiges, was man vielleicht noch nicht gewusst hat. Als älterer Berliner frischt man Erinnerungen auf, die man der jüngeren Generation näher bringen sollte, um diese Zeit nicht vergessen zu machen.
Adresse:
Clayallee 135, 14195 Berlin
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 10 – 18 Uhr
Montag geschlossen
Eintrittspreise:
kostenlos
Michael Schäfer
Hallo,
der Beitrag erinnert mich an meine Zeit in Wünsdorf und Tempelhof als Flugdatenbearbeiter. Ich habe den Abzug der Alliierten, vor allem der russischen Streitkräfte aktiv in der Luftraum-Koordinierungsstelle und im Flugsicherungssektor 5 (Berlin und die neuen 5 Bundesländer) aktiv miterlebt. Es war eine spannende und schöne Zeit.
Gruß Michael
Susanne Jungbluth
Hallo Michael,
ich habe für die Briten gearbeitet und fand es zum Teil sehr traurig wenn lieb gewordene Menschen plötzlich gehen mussten. Aber ansonsten war es sehr spannend plötzlich Orte besuchen zu können, die vorher für uns nicht so zugänglich waren.
Gruß, Susanne