Unser Streifzug durch Berlin führte uns zum Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten, dass direkt an der Straße des 17.Juni, keine 300 Meter vom Reichstag entfernt liegt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges errichtete die Rote Arme in Berlin vier sowjetische Ehrenmale. Das Ehrenmal im Treptower Park, das Ehrenmal in der Schönholzer Heide, das Ehrenmal im Bucher Schlosspark und das Ehrenmal im Tiergarten. Sie sollen an die in der Schlacht um Berlin gefallenen 80.000 Soldaten erinnern. Neben der Funktion als Gedenkstätte sind hier auch Soldatenfriedhöfe angelegt.
Wissenswertes über das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten
Die Wahl des Standortes für das Denkmal hatten die Auftraggeber anscheinend wohl überlegt. Die unmittelbare Nähe zum ausgebrannten Reichstag und dem Brandenburger Tor, den wichtigsten Symbole für den sowjetische Sieg des Krieges, sollte die Überlegenheit der Sieger demonstrieren.
Es wird behauptet, dass ein Teil des Baumaterials (vor allem der Marmor) von den Sowjets aus der abgerissenen Reichskanzlei entnommen wurde und in dem Mahnmal verbaut worden ist. Aber genaueres ist darüber nicht bekannt.
Den Bau des Denkmals übernahmen deutsche Arbeiter. Sie hatten nur wenig Zeit, das Mahnmal zu errichten. Ganz fertig geworden ist die Anlage bis zur Eröffnung nicht. Die Statue war zunächst nur eine vergoldete Attrappe und konnte erst ein Jahr später ersetzt werden.
Am 11.November 1945 weihte man die Gedenkstätte ein. Anwesend war der ranghöchste sowjetische Vertreter Marschall Žukov. Die anderen alliierten Kräfte schickten nur Vertreter der »Unterabteilungen der alliierten Garnison Berlins«.
Die Finanzierung der Anlage war Aufgabe des Berliner Magistrats. Mit dem Mauerbau lag das Denkmal nun im britischen Sektor und wurde von den Soldaten der Roten Armee bewacht. Die Ost-Berliner Stadtverwaltung musste für den finanziellen Unterhalt und die Pflege der Anlage aufkommen. Die Pflege der Gartenanlage übernahmen Gärtner aus Ost-Berlin, die mit speziellen Reisedokumenten für ihre Arbeit in den Westen fahren durften.
Lage und Bewachung der Gedenkstätte
Nach der Teilung Berlins befand sich das sowjetische Denkmal im britischen Sektor der Stadt. Der Viermächtestatus erlaubte jedoch eine Bewachung durch sowjetische Soldaten.
1970, nach einem rechtsextremen Anschlag auf das Mahnmal, bei dem ein Soldat verletzt wurde, waren die britischen Soldaten zusätzlich immer präsent. Die gesamte Anlage wurde auf Befehl der britischen Militäradministration auf einem 400 Meter langen Abschnitt durch Eisengitter bis zur gegenüberliegenden Straßenseite abgesperrt und erst im April 1987 wieder freigegeben.
Mit dem Fall der Mauer 1989 verstärkten die Briten ihre Sicherheitsmaßnahmen noch einmal, da man Sorge hatte, dass die Grabstätte geschändet werden könnte.
Bis zum 22.12.1990 standen am Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten täglich Ehrenwachen der Sowjetarmee bzw. der russischen Armee. Danach übernahm das Land Berlin die Anlage und nun stehen keine Soldaten mehr dort. Bis heute ist Deutschland aufgrund von Vereinbarungen verpflichtet, die Grabstätte und das Mahnmal zu erhalten.
Rundgang über die Anlage
Wir betreten die Gedenkstätte am rückwärtigen Eingang. Hier befinden sich Rasenflächen unter denen Gräber von geschätzten 2000 – 2500 Rotarmisten, die im April und Mai 1945 bei den Kämpfen um Berlin gefallen sind, liegen sollen. Es ist auffällig, dass nicht ein Grabstein zu sehen ist. Hätte ich nicht am Eingang das Schild mit der entsprechenden Information gelesen, hätte ich nicht gewußt, dass ich hier über einen Friedhof laufe. Erst später, an den Pfeilern des Ehrenmals, entdecke ich Platten mit Namen, die einem Teil der Toten eine Identität verleihen.
Durch ein Tor kommt man in einen Bereich, in dem die ehemaligen Unterkunftshäuser der wachhabenden Soldaten stehen. Heute kann man hier auf Tafeln alles wissenswerte rund um das Denkmal lesen.
Ein weiterer mit Hecken bewachsener Bereich trennt die Bebauung von den Treppen, die zum Denkmal hinauf führen. Hier liegen zwei kleine Springbrunnen, die bei unserem Besuch nicht in Betrieb waren.
Geht man die Treppen herauf kann man durch die Pfeiler auf die andere Seite des Denkmals treten und dann über einige Stufen den Vorplatz erreichen.
Blickt man dann von der Straße des 17.Juni zum Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten, kann man gut die gewölbt angeordnete Pfeilerreihe erkennen. In der Mitte steht ein größerer zentraler Pfeiler, der den Sockel für eine acht Meter hohe Bronzestatue bildet.
Die Statue zeigt einen Soldaten mit geschultertem Gewehr. Auf dem Pfeiler steht eine Inschrift, die übersetzt so viel wie „Ewiger Ruhm den Helden, die für die Freiheit und Unabhängigkeit der Sowjetunion im Kampf gegen die faschistischen deutschen Eindringlinge gefallen sind. 1941–1945.“ heißt.
Rechts und links vor dem Zugang zum Ehrenmal stehen zwei Panzer und Kanonen, die bei der Schlacht um Berlin im Einsatz waren. Die Panzer sollen, wenn man der sowjetischen Geschichtsschreibung glauben darf, die ersten Kettenfahrzeuge gewesen sein, die von Osten kommend die Stadtgrenze von Berlin überfuhren.
Für mich hat sich dieser Ort sehr verändert. Als Berlinerin, die im Westen der Stadt aufgewachsen ist, war mir dieses Denkmal früher etwas „unheimlich“. Es standen Soldaten davor, die eigentlich nichts in „unserem“ Teil der Stadt zu suchen hatten. Und zusätzlich konnte man diese Gedenkstätte nicht genauer betrachten, da sie zu sehr abgesperrt war.
Heute ist das anders geworden. Das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten ist zu einem offenen Platz geworden, den man besuchen und sich über die Geschichte der Stadt informieren kann.
Adresse:
Sowjetisches Ehrenmal Tiergarten (Советский мемориал Тиргартен)
Straße des 17.Juni
10785 Berlin
Öffnungszeiten:
ganzjährig
Eintrittspreise:
kostenlos
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