Durch Zufall bin ich auf den Geschichtspark Zellengefängnis Moabit gestoßen. Da ich bisher noch nie etwas davon gehört hatte, war klar, dieser Ort wollte ich unbedingt entdecken.
Gleich gegenüber des Berliner Hauptbahnhofes befindet sich eine Grünanlage und genau hier befand sich das Zellengefängnis Moabit. Über Eingänge an der Invalidenstraße, der Lehrter Straße und der Minna-Cauer-Straße kann man das Gelände kostenlos betreten.

1842 entstand genau hier, damals noch außerhalb der Stadtmauer Berlins, das Zellengefängnis.
Es galt als das Mustergefängnis in Preußen, in dem die Reform Friedrich Wilhelm IV. umgesetzt wurde, die die Abschaffung von Gemeinschaftszellen vorsah. Durch die Unterbringung in Einzelzellen sollte der Gefangene moralisch bestraft werden. Es war geplant zukünftig sollte auf körperliche Bestrafung zu verzichten. Zu dieser Zeit betrachtete man Kriminalität als ansteckend und durch die nun mögliche Isolierung der Häftlinge versprach man sich eine Verbesserung.
Bevor der Bau entstand, hatte sich der damals Verantwortliche mehrere Gefängnisse in verschiedenen Ländern angesehen. Daraus entwickelte er das Konzept des Berliner Gefängnis:
Von einem Zentralbau zweigten vier Zellenbauten und ein Verwaltungsbau ab.
Damit die Gefangenen möglichst keinen Kontakt hatten baute man etwa 520 Einzelzellen. Zusätzlich befanden sich Wohngebäude für Beamte, Gärten, Friedhöfe, eine Kirche, ein Schulgebäude und eine Hinrichtungsstätte auf dem Gefängnisgelände.
Damit die Gefangenen auch während des Hofganges keinen Kontakt hatten, legte man 20 Einzelhöfe an, die durch hohe Mauern getrennt waren. In der Mitte stand ein Turm für die Wache. Jeder Gefangene durfte pro Tag 15 Minuten in diesem Hof verbringen.
Erst Ende des 19.Jahrhunderts wurde die Isolationshaft gelockert, die Spazierhöfe blieben bis 1910 erhalten.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Gefängnis kaum beschädigt und anschließend bis 1955 von den Allierten weiter als Gefängnis genutzt. Erst 1958 riss man das Zellengefängnis Moabit ab und nur die Beamtenwohnhäuser und ein Teil der Mauern blieben erhalten.
Der Geschichtspark Zellengefängnis Moabit
Im Zuge der Bebauung in Berlin wurden weitere Gefängnisteil abgerissen und nur massiven Protesten ist es zu verdanken, dass heute noch Teile der Anlage vorhanden sind. 1990 wurde die historische Bedeutung des Geländes wieder herausgestellt und 2003 konnte mit dem Aufbau des Geschichtspark Zellengefängnis Moabit begonnen werden. Die Eröffnung war 2006.

Hätte ich nicht gewusst, dass ich mich auf einem historischen Gelände befunden habe, es wäre mir nicht aufgefallen. Nur am Eingang stehen 4 kleine Hinweistafeln, im Park selber ist leider keine weitere Information zu finden.
Der Geschichtspark Zellengefängnis Moabit wirkt auf den Besucher wie ein kleiner Park in der Großstadt. So habe ich dann später gelesen, dass ein Nachbau eines Einzelhofes zum Spaziergang und der Nachbau einer Zelle in Orginalgröße hier zu sehen war. Einen Teil der Mauern und 2 Beamtenwohnhäuser kann man auch noch erkennen.
Für mich ein eher unspektakulärer Ort, obwohl der “Hauptmann von Köpenick” hier eingesessen hat. Aber es ist ein schöner Park geworden, der der Stadt einen kleinen Erholungsraum bietet.
Anschrift:
Lehrter Straße 5b
10557 Berlin
Öffnungszeiten:
im Sommer bis 21 Uhr
im Winter bis 18 Uhr
Eintritt:
kostenlos
Schreibe einen Kommentar