Das Nikolaiviertel ist das älteste Siedlungsgebiet Berlins und gehört zu den vier Gebieten, die zum historische Alt-Berlin zählen. Es befindet sich im Bezirk Mitte.
Der Name des Viertels ist von der Nikolaikirche, die relativ zentral mitten im Gebiet liegt, abgeleitet. Heute begrenzen das Ufer der Spree, die Rathausstraße, die Spandauer Straße, der Mühlendamm und der Molkenmarkt das Stadtviertel. Innerhalb des Gebietes liegt eine großräumige Fußgängerzone.
Geschichte des Nikolaiviertels
In dem Ort Berlin, der ungefähr 1220-1230 gegründet worden war, entstand die Kirche St,Nikolai um 1230. Die spätromanische Feldsteinbasilika lag am östlichen Ufer der Spree, auf der westlichen Seite im Ort Kölln stand die Petrikirche. Viel weiß man nicht über die ersten Jahre der beiden Orte. Es ist aber bekannt, dass beide Orte schnell zusammenwuchsen und sich zu Berlin-Kölln vereinten. Ab 1486 verlegte der damalige Kurfürst seinen Sitz in die Stadt und machte sie so zur Residenzstadt. Im 14.Jahrhundert schloss man sich der Hanse an, die Doppelstadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Handelsplatz.
Der wachsende Wohlstand zeigte sich auch im Bau der Nikolaikirche. Man begann sie zu einer gotischen Hallenkirche umzubauen. Ein Merkmal, trotz aller Umbauten blieb aber über viele Jahre die asymmetrische mittelalterliche Fassade. Ab 1870 ersetzte man den Kirchenturm durch einen neugotischen Doppelturm.
Rund um das Viertel wuchs Berlin immer weiter. Das Nikolaiviertel veränderte sich allerdings kaum. Die engen und verwinkelten Gassen blieben und es lebten und arbeiteten hauptsächlich Handwerker rund um die Kirche. Es entstanden aber auch Geschäftshäuser und Ende des 19.Jahrhunderts das Kaufhaus Nathan Israel.
Das Nikolaiviertel nach den Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Nikolaiviertel durch Fliegerbomben und in Straßenkämpfen zerstört. Nach dem Krieg riss man die Bauten ab und dann geschah eine Weile nichts. Das Interesse der Verwaltung in Ost-Berlin lag auf Wohnraumbeschaffung und repräsentative Bauten. Man plante, das Nikolaiviertel zu einem Hafenbecken für Ausflugsschiffe umzugestalten.
Die Planungen änderten sich, als die 750 Jahrfeier für Berlin (1987) näher rückte. Plötzlich stand die historischen Werte der Stadt im Vordergrund und es sollte ein touristisch attraktives Viertel entstehen.
Die bis auf die Außenmauern zerstörte Nikolaikirche baute man fast originalgetreu wieder auf. Auch die kleinen Bürgerhäuser im direkten Umkreis der Kirche entstanden in historischer Form neu. Dabei nutzte man die industrielle Plattenbauweise und baute Giebel, Ornamente und schmiedeeisernen Zierrat an. Auf moderne Kippfenster wollte man für die entstandenen Wohnungen allerdings nicht verzichten. Am Mühlendamm baute man den 1936 abgetragenen Ephraim-Palais zwar nicht an dem originalen Standort, aber mit Originalteilen der Fassade wieder auf. Am Nikolaiplatz errichtete man die Kopie des Gasthauses „Zum Nußbaum“. Im Original, dass einst in Alt-Kölln gestanden hat, war einst das Stammlokal von Heinrich Zille.
Die Gerichtslaube des Alten Rathauses, das ursprünglich an der Ecke Spandauer Straße Rathausstraße gestanden hat rekonstruierte man und baute es in der Poststraße auf.
Die Straßen und Gassen stimmen heute noch mit den überlieferten Plänen überein und sind fast vollständig nach historischen Vorbildern gepflastert.
Nach dem Neubau des Nikolaiviertels waren etwa 800 Wohnungen, 33 Geschäfte, 22 Gaststätten und einige Museen entstanden. In Ost-Berlin war ein neue touristischer Anlaufpunkt entstanden.
Spaziergang durch das Nikolaiviertel
Heute ist das Nikolaiviertel noch immer ein touristischer Anlaufpunkt in Berlin. Ich bin eher zwiegespalten, was dieses Berliner Viertel angeht. Es gibt wirklich Gebäude, denen sieht man es nicht an, dass es sich um Rekonstruktionen handelt. Sie wirken stimmig und passsend. Andere Gebäude dagegen versprühen den Charme des Plattenbaus und wirken auf mich wie ein Störkörper im Gesamtbild. Trotzdem lohnt es sich einen kleinen Spaziergang durch das Nikolaiviertel zu unternehmen.
Der Ephraim-Palais mit seiner Rokokoarchitektur zählt zu den schönsten Ecken Berlins und auch das Knoblauchhaus mit seinem spätbarocken Stil ist wirklich architektonisch sehenswert.
Was ich bei meinem Rundgang entdeckt habe und zuvor nicht wusste, dass Lessing eine Zeit im Nikolaiviertel gewohnt hat. Am sogenannten Lessinghaus ist eine Gedenktafel angebracht, die darauf hinweist, dass er dort sein Stück „Minna von Barnheim“ vollendet hat.
Mich begeistert der direkte Bereich um die Nikolaikirche am meisten. Direkt vor der Kirche steht der Gründungs-/ Wappenbrunnen. Dieser soll an die Gründung Berlins erinnern. In der Mitte steht eine Säule mit einem Bären, der ein Wappen mit Adler hält. Am achteckige Brunnenbecken sind Wappen angebracht.
Geht man etwas um die Kirche herum kann man zwei wunderschöne Bronzeplastiken von Albert Wolff entdecken. Die „Allegorie der Wissenschaft“ und „Klio“ gehörten einst zu einem Reiterstandbild Friedrich Wilhelm III., welches im Lustgarten stand. Das Reiterstandbild bestand ursprünglich aus sechs Sockelfiguren. Im 2. Weltkrieg wurde das Denkmal eingeschmolzen. Nur diese zwei Figuren blieben relativ unbeschädigt erhalten.
Ein weiteres beeindruckendes Standbild befindet sich am Ufer der Spree. Hier steht die Statue des Heiligen Georg, dem Drachentöter. Der Legende nach befreite er so eine ganze Stadt von dem Drachen und rettete auch noch eine Prinzessin. Ursprünglich stand das Denkmal bis zu seiner Sprengung im Hof des Stadtschlosses. Anschließend stellte man es im Volkspark Friedrichshain auf und zog nach der Rekonstruktion des Nikolaiviertels wieder in die Stadtmitte. Die Darstellung ist sehr detailreich. Ich bin von dem Drachenkopf begeistert, aber auch die gewisse Brutalität, die der Drachentöter ausstrahlt zieht mich in seinen Bann.
Ein Grund für mich das Nikolaiviertel erneut zu besuchen sind mit Sicherheit die Museen im Knoblauchhaus und Ephraim-Palais. Aber auch das Hanfmuseum lockt mich und besonders gespannt bin ich auf das Zille-Museum und auf einen Besuch im Theater am Nikolaiviertel, in dem Stücke aufgeführt werden, die so richtig die Berliner Schnauze einbinden.
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