Der Tempelhofer Flughafen gehört zu den monumentalen Bauten des Nationalsozialismuses. Im ersten Teil des Berichtes über unsere Besichtigungstour, berichte ich über die Entwicklung und unsere Entdeckungen auf dem Flughafen, die bis 1945 entstanden sind.
Dieser Bericht beschäftigt sich mit der Zeit nach 1945.Wir haben bereits an mehrere Besichtigungstouren in und um das Flughafengebäude teilgenommen. Die Eindrücke sind so vielfältig. Jeder Guide erzählt Details, die man zuvor noch nicht gehört hat. Also wird es wohl auch nicht unser letzter Besuch im Tempelhofer Flughafen sein.
Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg
Im Juli 1945 wurde der Flughafen Tempelhof von den US-Amerikanern übernommen. Leider vernichteten diese die Baupläne des Gebäudes. Heute hätten sie bestimmt viele Fragen beantwortet.
So geht der Mythos um, es gäbe zahlreiche geheime Untergeschosse, unterirdische Fluchtwege vom Reichstag zum Flughafen und unter dem Flugfeld oder versteckte Schätze der Nazis. Nichts davon ist bisher belegt worden. Trotz intensiver Suche!
Der Flugplatz wurde Militärstützpunkt und bekam den Namen Tempelhof Air Base. Zunächst wurden die Hallen 1 und 2 instand gesetzt und eine befestigte Start- und Landebahn gebaut.
Die US-Amerikaner bauten im Laufe der Zeit einige ungewöhnliche Dinge in den Flughafen ein. So entstand eine Basketballhalle, in der Training und Spielbetrieb der Berlin Braves stattfand. Zivile Zuschauer konnten nur mit einer speziellen Einladung zugucken.
Leider verhindern heute statische Probleme eine Weiternutzung. Die Alliierten ließen auch Aufenthaltsräume, Sauna und Bowlingbahn für die Soldaten und ihre Familien einbauen.
1948 wurde der Flughafen Tempelhof überlebenswichtig für die West-Berliner Bevölkerung. Während der Blockade flogen die Alliierten im Rahmen der Luftbrücke im 90 Sekunden Takt Lebensmittel und Brennstoff in die Stadt und landeten unter anderem in Tempelhof. Heute erinnert das Denkmal auf dem Platz der Luftbrücke vor dem Haupteingang des Flughafens an diese Zeit.
Tempelhofer Flughafen – zivile Nutzung
Da der zivile Luftverkehr in Berlin stetig wuchs, wurde von den US-Amerikanern 1950 ein Teil des Geländes für die zivile Nutzung freigegeben.
Eine kleine Abfertigungshalle wurde errichtet. Hier sollten etwa 20.000 Passagiere monatlich abgefertigt werden.
Der Flugverkehr wuchs in Berlin aber stärker an, als gedacht. Viele Menschen konnten die Stadt nur mit dem Flugzeug verlassen, da es hier keine Kontrollen durch die DDR gab (vor allem Flüchtlinge). Die Alliierten gaben daraufhin weitere Flächen zur Nutzung frei. Neben dem Bürogebäude mit der Eingangshalle (Ehrenhalle) wurde nun auch das Abfertigungsgebäude mit der Haupthalle genutzt.
Zuvor mussten jedoch umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt werden. Die hohe Eingangshalle erhielt eine Zwischendecke, die den monumentalen Eindruck zerstörte. Bei den Gebäudeführungen im Tempelhofer Flughafen kann man den oberen Bereich der Eingangshalle besichtigen und bekommt so einen sehr guten Eindruck von der Höhe des Gebäudes.
Viele der Platten an den Wänden wurden abgebaut, um die Schäden in der durch die Nationalsozialisten zerstörten Haupthalle reparieren zu können. Auch hier wurde von den US-Amerikanern eine Umgestaltung der Halle vorgenommen. Der Boden wurde mit Linoleum ausgelegt und Wandbereiche und die Decke zeitgemäß verkleidet.
Heute steht die Halle noch da, als würde sie auf die Fluggäste warten. Das Gepäckband, die Abfertigungsschalter und das Restaurant warten eigentlich nur darauf, wieder genutzt zu werden.
Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl wieder in der Halle zu stehen. 1993 habe ich hier hochschwanger gestanden und meinen Vater vom Flugzeug abgeholt. Es flogen zwar nur wenige Maschinen, aber dennoch war immer etwas los. Heute ist die Zeit hier stehen geblieben.
Einmalig war auf dem Tempelhofer Flughafen, dass der Flughafen zweigeteilt war. Der zivil genutzte Bereich war dabei stark vom militärisch genutzten Bereich getrennt. Zäune, Mauern und Wachpersonal verhinderten, dass Unbefugte Zutritt bekamen.
Im Sommer 1975 wurde Tempelhof für den zivilen Luftverkehr geschlossen und durch den Flughafen Tegel ersetzt.
1981 öffnete der Flughafen wieder, allerdings nur für den Geschäftsreiseverkehr. Kleinere Maschinen starteten und landeten hier. Die Abfertigung erfolgte zunächst im GAT, erst mit steigender Fluggastanzahl wurde die Haupthalle wiedereröffnet.
1993 verließ die US Air Force Berlin und der Flughafen konnte vollständig für zivile Zwecke genutzt werden.
Als der Beschluss des Baus eines neuen Flughafens Berlin Brandenburg gefasst wurde, wurde auch festgelegt, dass beide innerstädtische Flughäfen Tegel und Tempelhof geschlossen werden sollten. Am 30.10.2008 verließ das letzte reguläre Flugzeug den Flughafen Tempelhof, da ja eigentlich ein Ende der Baumaßnahmen auf dem BER abzusehen war. Seitdem ist das Gelände für den Flugverkehr gesperrt.
Heute wird das ehemalige Flugfeld von uns Berlinern mit Begeisterung genutzt. Die betonierten Flächen eignen sich zum Skaten, Fahrrad fahren, Landboarding… Die Freiflächen werden zum Drachen steigen lassen und von Erholungsuchenden gerne genutzt. In einigen Gebäuden sind Firmen, Büros und Gewerbeflächen untergebracht. In den Hangarflächen fanden eine Zeit lang Events statt, zur Zeit leben hier Flüchtlinge.
Wer den ersten Teil des Berichtes lesen möchte, sollte hier klicken!.
Adresse:
Flughafen Tempelhof,
Ehemaliger Flughafen Tempelhof,
Tempelhofer Damm 7,
12101 Berlin
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