Am nördlichen Stadtrand von Berlin in Tegel, fließt ein kleiner Bach durch eins der schönsten Naturschutzgebiete der Stadt – das Tegeler Fließtal. Entlang des Gewässers verläuft ein Wanderweg, der besonders am Wochenende Erholungssuchende anzieht.
Das Tegeler Fließtal
Das Tegeler Fließ wird durch zwei kleine Quellbäche in Brandenburg gespeist. Diese vereinen sich im Mühlenbecker See in Brandenburg und durchfließen dann das Mühlenbecker Land und die Gemeinde Glienicke/Nordbahn. Hier trennt der kleine Bach Brandenburg und Berlin.
In Berlin verläuft der Bachlauf durch Hermsdorf und Waidmannslust, bis er schließlich in die Havel fließt. Knapp 15 Kilometer befindet sich der Bachverlauf auf dem Berliner Stadtgebiet und wird dabei von vielen Brücke, wie zum Beispiel der Sechserbrücke in Tegel und hölzernen Stegen im Naturschutzgebiet überquert. Wanderwege durchziehen das Naturschutzgebiet und laden dazu ein, ein wunderschönes Fleckchen Natur in der Berliner Großstadt zu entdecken.
Entstehung der Naturlandschaft
Das Tegeler Fließtal ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit. Es handelt sich um eine unter dem Gletscher ausgeformte Schmelzwasserrinne, die nach dem Abschmelzen der Gletscher als Bachlauf weiter existierte. Aufgrund des vorhandenen Fischreichtums und der angrenzenden Wälder entstanden später auf den Sandrücken in der Fließnähe viele Siedlungen.
Um 1450 baute man Wassermühlen in Schildow und Tegel, die zur Wasserregulierung und anschließender Vermoorung des Fließtals führten. Im 19.Jahrhundert stach man Torf und förderte Ton im Tegeler Fließtal. Später leitete man das Wasser der Rieselfelder über das Fließ in den Tegeler See. Das gesamte Gebiet war zu dieser Zeit stark mit Nähr- und Schadstoffen belastet. Erst mit dem Ende der Verrieselung 1985 erholte sich das Gebiet und trocknete etwas aus.
Wanderung im Tegeler Fließtal
Heute prägt der natürliche Bachverlauf die Landschaft. Es ist ein komplexer Lebensraum für Tiere und Pflanzen entstanden. So findet man zum Beispiel Feucht- und Frischwiesen, Teiche, Seen, Trockengebiete und Verlandungszonen. Totholzbäume bieten vielen Tieren und Pflanzenarten einen zusätzlichen Lebensraum an. Das Gebiet mit der artenreichen Wasservegetation und den unterschiedlichen Wiesenlandschaften steht unter Naturschutz.
Das Tegeler Fließtal ist auch die Heimat unzähliger Insektenarten, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Fangen die Wiesen an zu blühen, schwirrt und summt es im Tegeler Fließ ununterbrochen.
Der Bach ist heute recht fischreich. 17 verschiedene Fischarten (in Berlin gibt es insgesamt 29 Fischarten) leben hier. Man kann zum Beispiel Plötze, Aale, Hechte, Karpfen und Zander dort entdecken. Durch das Gebiet kriechen und krabbeln elf verschiedene Amphibien- und Reptilienarten und Vogelliebhaber haben hier die Möglichkeit zahlreiche Vögel zu entdecken. Einige davon sind zum Beispiel das Braunkehlchen, der Eisvogel, Schilfrohrsänger, Schwarzmilan, verschiedene Spechtarten und der Wespenbussard.
Wer genau hinguckt, kann auch Fischotter und mit etwas Glück die Wasserspitzmaus im Tegeler Fließtal entdecken. Seit 2015 weiden Wasserbüffel in den Sumpfgrasflächen. Das Weidegebiet ist 19 Hektar groß und manchmal muss man schon Glück haben wenn man die Herde sehen möchte.
Besonders schön finde ich den Bereich zwischen Hermsdorf und Lübars, in dem die urwüchsige Bachauenlandschaft erhalten geblieben ist. Hier führt der Eichwerdersteg, ein Holzbohlensteg, durch das Gelände. Auf Tafeln kann man viel über die Natur erfahren.
Wanderungstrecke
Wir haben das Tegeler Fließtal inzwischen schon mehrfach bei unterschiedlich langen Wanderungen und Spaziergängen erkundet. Egal zu welcher Jahreszeit, es ist immer wieder erstaunlich, wie wunderschön die Natur dort ist.
Die Strecke habe ich auf der Karte festgehalten. Der Weg ist relativ eben und lässt sich sehr gut laufen. Es ist auch möglich andere Start- und Zielpunkte zu wählen und so die Strecke individuell anzupassen.
Wir starten gerne in der Nähe des Waidmannsluster Damms. Hinter einigen Wohnhäusern verläuft ein Wanderweg durch das Fließtal. Man kommt bei den Wasserbüffeln vorbei und gelangt schließlich, nachdem man die S-Bahnstrecke unterquert hat zum Berliner Damm.
Auf der anderen Straßenseite verläuft der Wanderweg weiter. Er führt vorbei am Hermsdorfer See und bis zum Ziegeleisee, an dem das Freibad liegt.
Nachdem man die Straße überquert hat, gelangt man nach einigen 100 Metern zum Holzbohlensteg mit seinem Naturlehrpfad.
Helma Grimm
Diese Beschreibung macht Freude. Zieht eure Laufschuhe an und folgt Susannes Wanderweg. Danke für den Tipp. Helma