Ich glaube jeden Berlin-Besucher zieht es einmal zum Brandenburger Tor und auf den Pariser Platz. Das Tor ist das bekannteste Wahrzeichen, ein guter Grund auch als Berliner einfach einmal vorbei zu fahren und auf den touristischen Pfaden zu wandeln.
Wir parken unser Auto auf der Straße des 17.Juni direkt neben der Statue, die sich auf dem Mittelstreifen der Fahrbahn befindet.
Die Bronzefigur mit dem markanten Namen „Der Rufer“ steht auf einem Sockel mit der Inschrift „Ich gehe durch die Welt und rufe Friede Friede Friede“. 1989 bekam sie ihren Platz und „ruft“ in Richtung Brandenburger Tor und dem ehemaligen Ostteil von Berlin. Für mich sehr eine aussagekräftige Figur, die heute noch besser als rotierende Figur in alle Himmelsrichtungen „rufen“ sollte.
Wir nähern uns dem Tor über den Platz des 18.März und ich mache, wie so häufig, einen großen Schritt über die Pflastersteine, die den ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer vor dem Brandenburger Tor verdeutlichen. Dabei fällt mir ein, dass ich Anfang 1990 das erste Mal durch das Brandenburger Tor gelaufen bin. Das ist das einzige Bild in unseren 1000enden Familienbildern, dass ich überhaupt gefunden habe, auf dem das Brandenburger Tor zu sehen ist.
Über das Brandenburger Tor
Um 1670 entstand die Dorotheenstadt, die in die Stadtbefestigung Berlins eingebunden wurde. An der Stelle, an der heute das Brandenburger Tor steht, gab es einen Durchbruch durch den Wall und eine Zugbrücke über den Wallgraben. Sozusagen das erste Brandenburger Tor.
1734 baute man eine Zollmauer um Berlin. Aus dem alten Durchgang der Wallanlage wurde ein Stadttor auf der Straße, die nach Brandenburg an der Havel führte. 1788 baute man dieses Tor wieder ab.
Friedrich Wilhelm II. plante ein neues Brandenburger Tor als innen- und außenpolitische Herrschaftsrepräsentation zu errichten. Er wollte ein, an ein griechische Tempel angelegtes Tor, erbauen lassen und sich so als der Herrscher präsentieren, der Preußen ein goldenes Zeitalter bringen würde. Das Tor sollte Friedenstor heißen und seine Schönheit nach Innen zu den Bewohnern der Stadt zeigen.
Bau des Tors
Carl Gotthard Langhans wurde von Friedrich Wilhelm II. mit der Umsetzung der Baupläne beauftragt.
Es entstand ein Tor aus zwei Säulenreihen. Zwischen den Reihen stand jeweils eine gemauert und verputze Wand, die notwendig war, um die Last des oberen Bauteils und der Quadriga zu verteilen. So entstanden 5 unterschiedlich breite Tordurchfahrten. Die beiden seitlich flankierenden Flügelbauten sind später nachträglich erbaut. Sie bilden einen Übergang zu den benachbarten Gebäuden, so entstand eine Art Ehrenhof vor dem Tor.
Die Ausmaße des Brandenburger Tor sind schon beachtlich. Bis zur Spitze der Quadriga ist das Tor 26 Meter hoch.
Quadriga
Die Quadriga ist das auffälligste Schmuckelement des Tores. Die Siegesgöttin Victoria zieht in ihrem Streitwagen ein und stellt symbolisch den Einzug des Friedens nach Berlin ein. Aufgestellt wurde sie 1793. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht endgültig festgelegt, ob die Quadriga kupfern bleiben sollte, oder ob sie noch vergoldet werden würde. Man entschied sich später gegen eine Vergoldung.
Man veränderte die Skulptur noch nachträglich, als man merkte, dass das getragene Siegerzeichen (Speer, Helm, Panzer, 2 Schilde) von der Ferne eher als Laterne zu erkennen war. So erhielt Victoria eine Stange mit Siegerkranz und Adler.
1814 änderte man das Siegeszeichen noch einmal. Schinkel erschuf eine Stange, die von einem Eichenkranz gekrönt war. Auf dem Eichenkranz saß ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen und er umschloss ein Eisernes Kreuz.
Heute befindet sich auf dem Tor eine Nachbildung. Von dem Original existiert nur noch ein Pferdekopf, der sich im Märkischen Museum befindet.
Aufgabe des Brandenburger Tors
Früher hatte das Brandenburger Tor nicht nur eine repräsentative Aufgabe, sondern musste auch eine Funktion erfüllen. Wer das Tor passieren wollte, musste eine Akzise entrichten. Es wurde darauf geachtet, wer die Stadt betrat oder verließ und zusätzlich mussten die wachhabenden Soldaten darauf achten, dass keiner ihrer Kollegen desertierte.
Die Seitenflügen nutzen die Steuerbehörde und den Wachen als Unterkunft.
Die mittlere größte Durchfahrt diente als Durchfahrt und konnte mit Torflügeln verschlossen werden. Durch dieses Tor durften nur die Equipagen des Hofes nutzen. Nachts verschloss man das Tor mit Holztüren. Mit der Stadterweiterung 1861 verzichtete man darauf das Tor zu verschließen.
Geschichten rund um das Brandenburger Tor
Es gibt viele Geschichten, bei denen das Brandeburger Tor eine Rolle spielt. Ich habe einmal drei davon aufgeschrieben.
Wie die Quadriga Berlin verließ und zurückkehrte
Am 27.Oktober 1806 zog Napoleon als Gewinner des Vierten Koalitionskrieges gegen Preußen durch das Brandenburger Tor in Berlin. Er erließ die Weisung, die Quadriga zu demontieren und nach Paris zu schicken.
Anfang Dezember zerlegte und verpackte man die Statue in 12 Kisten und schickte sie nach Frankreich. Am 17.Mai 1807 traf sie schließlich in Paris ein. Eigentlich wollte Napoleon die Quadriga auf einem neu erbauten Triumphbogen aufstellen. Durch den Abbau, die Zerlegung und den Transport wies die Figur aber große Schäden auf und so musste sie restauriert werden. 1808 waren die Arbeiten abgeschlossen und man stellte sie im Louvre auf.
Preußen war natürlich über diese Aktion alles andere als glücklich. Auf dem Brandenburger Tor ragte nur ein Befestigungseisen empor, der wie ein Stachel in diese Wunde stach.
Ende März 1814 gewann die preußische Armee die Befreiungskriege und marschierte in Paris ein. Nachdem die Quadriga aufgespürt worden war, begann man unverzüglich sie erneut auseinander zu nehmen, in 15 Kisten zu verpacken und nach Berlin zu transportieren. Sobald die Kisten preußisches Gebiet erreichten, glich die Rückführung einem Triumphzug. Nachdem die Wagen Berlin erreichten, wurden die Einzelteile im Jagdschloss Grunewald restauriert. Zu dieser Zeit entstand auch das neue Siegeszeichen für Victoria. Im Sommer 1814 stellte man die Quadriga wieder auf das Brandenburger Tor. Ja und wie sollte es in Berlin anders sein, prompt erhielt die Quadriga den Spitznamen „Retourkutsche“.
Haltestelle Brandenburger Tor
1815 erhielten etwa 30 Pferdebesitzer die Erlaubnis ihre Pferdekutschen rund um das Brandenburger Tor zu vermieten. Jeder durfte die Kutsche mieten und nicht nur, so wie es bisher gestattet war, Personen vom Hof, Adlige oder angesehene Künstler. Viele konnten es sich damals nicht leisten und so standen die Kutschen meistens leer auf der Straße.
1825 hatte Hofrat Kremser eine Idee, die der König zunächst probehalber genehmigte. Kremser stellte größere gefederte Kutschen für 10-20 Personen an das Brandenburger Tor. Er legte genaue Routen fest, die diese Kutschen abfahren sollten und hängte diese an den Kutschen aus. Zusätzlich bestimmte Kremser Haltestellen und feste Abfahrtszeiten für die Gespanne. Die sogenannten Kremser wurden begeistert von den Berlinern angenommen und schnell fuhren die Pferdeomnibusse sternförmig vom Brandenburger Tor ab.
Guckte die Quadriga immer in die gleiche Richtung?
Leider wurde, bis auf einen Pferdekopf, die Quadriga im Zweiten Weltkrieg zerstört. Da ein Gipsabdruck existierte gelang die Rekonstruktion und Ende 1957 stand sie wieder auf dem Brandenburger Tor.
Es gibt das Gerücht, dass sie zwischenzeitlich einmal anders herum gestanden hat, also mit Blick in den Westteil von Berlin. In einer Nacht und Nebel Aktion soll sie umgedreht worden sein. Diese Behauptung ist jedoch falsch.
Richtig ist, dass man die Quadriga eine Nacht im August 1958 heimlich in den Neuen Marstall gebracht hat. Dort entfernte man das Eiserne Kreuz. Die Ost-Berliner Stadtverordnetenversammlung wollte die Embleme des preußisch-deutschen Militarismus nicht zur Schau stellen. Danach stellte man sie wieder auf das Brandenburger Tor.
Das Brandenburger Tor – ein Tor als Symbol für die Deutsche Geschichte
Am 13.August 1961 wird in Berlin die Mauer errichtet und trennte so die Stadt in West und Ost. Das Brandenburger Tor stand mitten im Sperrgebiet und war für die Berliner nicht mehr erreichbar.
Nun konnten nur noch DDR-Grenzsoldaten oder geladenen Gäste (auf Seiten der DDR) zu einer Besucherplattform. Wir im Westteil der Stadt konnten das Brandenburger Tor nur noch von Aussichtsplattformen mit gebührendem Abstand sehen.
Es gibt zahlreiche Zitate und Äußerungen von Personen über das Brandenburger Tor und die politische Situation zu dieser Zeit. An einen Besuch erinnert heute eine Gedenkplatte auf dem Gehweg zum Tor. Im Sommer 1987 sprach der damalige US-Präsident Ronald Reagan vor dem Tor folgenden Satz: “Mr.Gorbachev, open this gate! Mr.Gorbachev, tear down this wall!”
Nur 2 Jahre später, 28 Jahre nach dem Bau der Mauer, wurde das Brandenburger Tor am 22.Dezember 1989 wieder geöffnet. Später entfernte man auch die Sperranlagen. Ich bin im Frühjahr 1990 zum ersten Mal durch das Tor gelaufen. Ein Moment, den man als Berliner nicht so schnell vergisst.
Der Platz vor dem Brandenburger Tor – der Pariser Platz
Der ursprüngliche Platz entstand 1732-1734 als Stadterweiterung der Friedrichstadt. Um den Platz standen Adelspalais. 1814, nachdem die preußischen Truppen Paris erobert hatten, erhielt der Platz den Namen Pariser Platz.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Platz stark zerstört. Die noch vorhandenen Gebäude wurden nach und nach abgerissen. Nach der Wiedervereinigung erfolgte die Umgestaltung des Platzes und dem Versuch moderne und historische Elemente zu kombinieren.
Für mich ist neben dem Brandenburger Tor das Hotel Adlon das wohl bekannteste Gebäude am Pariser Platz. Das Hotel stand bereits 1905 am Pariser Platz. Von außen wirkte es für damalige Zeit eher klassisch-konservativ. Das Innere war auf dem neusten Stand der Technik: Elektrizität und fließendes warmes Wasser waren Standard in den Gästezimmern. Das zog Gäste aus der ganzen Welt an, selbst Wilhelm II. zog es vor, im Winter in den beheizten Zimmern des Hotels und nicht im zugigen Palast zu wohnen. 1945 brannte das Hotel aus und wurde bis auf den Seitenflügel abgerissen. Diesen riss man dann 1984 ab.
Nach dem Mauerfall errichtete man an der selber Stelle einen neuen Hotelkomplex (1995-97). Es ist keine Rekonstruktion des alten Hotels, sondern ein Neuentwurf, der stilistisch an das historische Vorbild angelehnt ist. Und wie in damaligen Zeiten ist das Adlon heute ein beliebtes und exquisites Hotel im Herzen von Berlin.
Wer den Pariser Platz verlässt kann dann die Straße unter den Linden entlang flanieren, bis er zur Museumsinsel, dem Berliner Dom und dem Alexanderplatz kommt.
Anschrift:
Pariser Platz 1
10117 Berlin
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