Im Berliner Ortsteil Westend befindet sich der Friedhof Fürstenbrunner Weg. Es handelt sich dabei um zwei Friedhöfe, die miteinander verbunden sind: Luisenfriedhof III und Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof.
Obwohl auf diesem Friedhofsgelände mehrere Famlienangehörige von mir ihre letzte Ruhe gefunden haben, war mir bisher nicht klar, dass es sich bei der großen Anlage um zwei Friedhöfe handelt. Eine wirkliche Trennung ist nicht auf den ersten Blick sichtbar.
Luisenfriedhof III
Ende des 19.Jahrhunderts war der Luisenfriedhof II zu klein geworden und es musste ein neues Gelände gesucht werden. Das Gelände der kircheneigenen Sandgrube außerhalb der Bebauung von Charlottenburg bot sich idealer Standort an. 1891 betraute man den Landschaftsgärtner Otto Vogler mit der Gestaltung des Geländes. Er legte einen Alleequartierfriedhof an, pflanzte 500 Alleebäume und viele weitere einheimische Gewächse. Die erste Beisetztung fand im Juni 1891 statt.
Man betritt das Gelände durch ein Tor mit dem schmiedeeisernen Schriftzug. Rechts befindet sich ein Verwaltungsgebäude, in dem ursprünglich die Verwaltung der drei Luisenfriedhöfe untergebracht war und der Totengräber eine Wohnung hatte. Die Verwaltung gibt es hier noch immer.
Die Friedhofskapelle entstand aus hellrotem Backstein mit einigen frühgotischen Stilelementen. Aus meiner Erinnerung betrachtet – innen ist sie recht schlicht gestaltet und man sitzt auf unbequemen Holzbänken.
1905 erweiterte man den Friedhof in südlicher Richtung. Auch hier sind die Wege geometrisch angelegt. Bis heute hat sich an der Gestaltung wenig geändert. Die südwestliche Ecke des Friedhofes wird von der Armenischen Gemeinde Berlins genutzt.
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof
Ende des 19.Jahrhunderts entstand die evangelische Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Gemeinde. Ein Teil der Luisengemeinde ging in der neuen Gemeinde auf. Die Luisengemeinde schenkte der neuen Gemeinde ein nördlich des Luisenfriedhof III liegende Fläche, damit sie einen eigenen Friedhof anlegen konnten.
Optisch legte man diesen Friedhof auch als Alleequartierfriedhof an und pflanzte viele Alleebäume. Die erste Beerdigung fand im Juli 1896 statt. Hier wurden hauptsächlich Angehörige aus dem Bildungsbürgertum bestattet, die sich rund um den Kurfürstendamm angesiedelt hatten. Viele hatte das Bedürfnis, über den Tod hinaus ihre gesellschaftliche Stellung deutlich zu machen und gaben viel Geld aus um die Grabstätten zu gestalten.
Die Friedhofskapelle stammt aus dem Jahr 1903. Sie ist die einzige Friedhofskapelle in Berlin, die über eine Gruftanlage im Kellergeschoss verfügt. Hier existieren 16 Grüfte in unterschiedlichen Größen. Mit dem Verkauf der Grüfte finanzierte man damals den Bau der Kapelle.
Rundgang über den Friedhof Fürstenbrunner Weg
Bei meinem Rundgang über den Friedhof Fürstenbrunner Weg habe ich nicht darauf geachtet, auf welchem der beiden Friedhöfe ich mich genau befunden habe. Ich bin durch die Grabreihen gestreift, habe neben neuen Gräbern mit frischer liebevoller Bepflanzung auch alte und verwilderte Grabanlagen entdeckt. Auf beiden Friedhöfen gibt es kunsthistorisch bedeutsame Gräber mit einzigartigen Grabsteinen, die mir mal mehr und mal weniger gefallen haben. Gräber vom bekannten Persönlichkeiten, wie zum Beispiel der Schauspielerin Brigitte Mira* (1910–2005), der Berliner Gastronom August Aschinger (1862–1911), der Berliner Fabrikant Otto Lemm (1867–1920) und John Rabe (1882–1950) dem Leiter der Siemens-Niederlassung in Shanghai, der „Oskar Schindler Chinas“.
In einer Ecke des Friedhofs entdecke ich ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Die Gedenkstätte ist 1922 errichtet worden und ist Bestandteil des Gartendenkmals. Über eine Treppe kann man auf eine kleine Plattform steigen, von der man über den Friedhof blicken kann.
Auf den Friedhöfen befinden sich auch Grabstellen mit Kriegsgräbern. 816 Kriegsopfer sind hier bestattet worden.
Grab Warburg
In der Nähe der Kapelle des Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof ließ 1914 der Fabrikbesitzer Warburg eine monumentale Begräbnisstätte errichten. Der Stil der Anlage ist an die Gestaltung der Kapelle angepasst. Über einige Stufen gelangt man an ein reich verziertes Scheinportal, in dem eine Marmorskulptur steht. Sie stellt eine Trauernde mit einer Lyra dar.
Gedenkstätte für Genozidopfer
Seit 2015 befindet sich eine Gedenkstätte für Genozidopfer im Osmanischen Reich auf dem Gelände des Friedhofs Fürstenbrunner Weg. Hier wird an die an im Osmanischen Reich verfolgte und vertriebene Armenier, Griechen aus Kleinasien, Pontos und Ostthrakien sowie Aramäer, Assyrer und Chaldäer erinnert.
Grab Valentin
Julius Valentin war Fabrikbesitzer und saß im Aufsichtsrat der AEG. Schon vor seinem Tod ließ er sein zukünftiges Grabmal gestalten. Es brauchte 10 Jahre, bis rechtzeitig vor seinem Tod, die Grabstelle fertig gestellt war. Er musste dabei mit der Gemeinde und den benachbarten Grabbesitzern über seinen Begräbnisplatz verhandeln, es soll sogar zu einer Gerichtsverhandlung gekommen sein. Vielleicht lag es daran, dass er sein Grabmal als Gruft ausführen lies. Der Einstieg liegt zwischen zwei großen Platten. An der Rückseite der Begräbnisstätte ließ er eine weibliche Skulptur mit himmelwärts gerichtetem Blick aufstellen.
Mausoleum Lemm
Otto Lemm war Schuhcreme-Fabrikant aus Berlin. Für seine Familie entstand ein Mausoleum in der Nordostecke des Friedhofes. Von außen ist es optisch passend zur Kapelle errichtet worden. Innen soll es prunkvoll ausgestattet sein. Ein Großteil der Wände sind mit Mosaiken gestaltet und in der Apsis steht ein kleiner Altar..
Grab von Henny Porten
Weniger spektakulär ist das Grab von Henny Porten, aber für mich einer berührtesten Momente, als ich ihren letzten Ruheort gefunden hatte. Mein Großvater, der auch auf diesem Friedhof begraben ist, verehrte die Schauspielerin sehr und ich hatte mich bereits in der Deutschen Kinemathek auf Spurensuche begeben.
Ammar Abdulrahman
ich möchte meine Profesorin Eva Stromenger besuchen und einen blümen an Ihre Grab legen. Wie kann ich Ihre Grab kenne?Beste Grüße
Susanne Jungbluth
Am besten bei der Friedhofsverwaltung nach der genauen Lage erkundigen.