Berlin ist grüner als man denkt. Dazu tragen unzählige Parks und Grünanlagen bei, die überall in der Stadt zu finden sind. Wir haben uns den Volkspark Rehberge im Wedding mal etwas genauer angeschaut.
Über den Volkspark Rehberge
Der Volkspark Rehberge befindet sich in einer ehemaligen zum Teil bewaldete Dünenlandschaft im Berliner Urstromtal. Der hier liegende Sand wurde lange Zeit mit Karren in die Berliner Innenstadt gebracht und dort als „Wittensand“ für die Reinigung der Fußböden verkauft.
Zu Beginn des 20.Jahrhunderts soll der Zoodirektor Hagenbeck aus Hamburg auf dem Gelände ein Ausstellungspark geplant haben. Neben Tieren wollte er auch Menschen aus deutschen Kolonien zur Schau stellen. Der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 verhinderte die Realisierung.
Während des Krieges benötigten die Berliner Brennholz und so holzten sie die Bäume in den Rehbergen ab. Durch die fehlende Vegetation kam es verstärkt zur Bodenerosion. Dünen türmten sich auf und Flugsand beeinträchtigte das Leben der Bevölkerung. Schließlich schritten die Behörden ein und ließen die Reichswehr den restlichen Baumbestand beschützen.
1922 beschloss der Magistrat die Errichtung eines Volksparks in den Rehbergen. Dieser sollte nach dem Vorbild eines Landschaftsparks geplant, die vorhandenen Landschaftsformen berücksichtigen und für die Menschen nutzbar sein. Es war geplant, Spiel- und Sportanlagen zu bauen und einen Park für die Arbeiterschaft zu schaffen.
Die Arbeiten begannen 1926 und dauerte etwas über 2 Jahre.Einige kleinere Hügel trug man ab, um so ebene Flächen für Sportanlagen zu schaffen. Die Gestaltung der Anlage übernahmen etwa 1200 Arbeitslose im Rahmen eines Großprojekts der Arbeitsbeschaffung.
Zeitgleich mit dem Park entstand auch die erste Dauerkleingartenanlage in Berlin – und sie existiert bis heute!
Im Juni 1929 eröffnete der Park offiziell mit einem Volksfest, Tanz- und Sportveranstaltungen.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten veränderte sich auch der Volkspark. Man baute eine Rednerbühne auf der Großen Übungswiese , Denkmäler verschwanden und wurden gegen andere ersetzt und eine Freilichtbühne, die noch heute existiert, entstand.
Den Zweiten Weltkrieg überstand der Volkspark Rehberge, abgesehen von Abholzungen für Brennholz, relativ unbeschadet. Danach erweiterte und modernisierte man die Sportanlagen.
Der Volkspark Rehberge heute
Eins fällt sofort auf, wenn man im Volkspark unterwegs ist, es ist für Berliner Verhältnisse echt hügelig. Die vorhandenen Dünen sind zu einem einheitlichen Höhenzug verbunden und auf einem „Höhenwanderweg“ erlaufbar. Insgesamt gibt es 24 Kilometer erschlossene Weg im Park, also ideal für die zahlreichen Jogger und Radfahrer, die wir während unseres Spaziergangs gesehen haben.
Der Hauptzugang zu einer großen Wiese, die sich im Zentrum des Parks befindet, geht unter einer Fußgängerbrücke durch an zwei ehemaligen Umkleidehäusern von 1929 vorbei. Am Rand der Wiese steht eine Ringerstatue. Dieser Statue hat die Wiese den umgangssprachlichen Namen „Catcherwiese“ zu verdanken. Eigentlich heißt sie Große Übungswiese oder Große Spielwiese. Auf dieser Wiese ist eigentlich immer etwas los und die Berliner nutzen sie gerne.
Angrenzend an die Wiese gibt auch Sportanlagen im Volkspark Rehberge. Neben einigen Tennisplätzen steht hier auch das Stadion Rehberge, in dem ein Berliner Fußballverein ansässig ist.
Am höchsten Punkt des Parks steht das Rathenaudenkmal. Wir sind über eine wunderschöne Allee dort hin gelaufen. Über eine Treppe, an der Platten mit Profilen von Emil und Walter Rathenau hängen, gelangt man auf einen Platz mit dem Denkmal. Ursprünglich stellte man hier 1930 den Rathenau-Brunnen auf. Im Volksmund nannte man ihn in Anlehnung an die steigenden Steuern auch Steuerschraube. Nach vier Jahren baute man den Bronze-Brunnen wieder ab und entfernte auch die beiden Bronze Platten der Rathenaus. Später schmolz man die Bronze ein und nutzte sie für die Reparatur eines beschädigten Schiller-Denkmals. Dem Einsatz einiger Personen ist es zu verdanken, dass schließlich das Denkmal erneut gegossen wurde und an seinen ursprünglichen Platz zurückkehrte.
Heute steht es mit Graffitis versehen im Park. Wasser habe ich dort noch nie fließen sehen und so richtig schön ist es auch nicht.
Vom Denkmal aus geht eine Rodelbahn den Berg hinunter. Wir sind die 20 Meter Höhenunterschied der etwa 300 Meter langen Rodelbahn herunter gelaufen. Ich kann mir vorstellen, dass die Kids im Winter hier bestimmt eine Menge Spaß haben.
Vom Ende der Rodelbahn führte uns der Weg weiter zu den drei Seen im Volkspark Rehberge. Der Möwensee, Sperlingssee und Entenpfuhl liegen im Nordosten des Parks. Sie liegen recht zugewachsen zwischen den Bäumen und sind nicht zum Baden geeignet. Die Seen wirken sehr verschlammt und führten auch nicht viel Wasser. Eigentlich ein Paradise für Wasservögel und Frösche. Fische gibt es nur im Möwensee. Im Sommer kann es aufgrund von Sauerstoffmangel im See zu Fischsterben kommen.
Als wir an einer Wegkreuzung zufällig in die „falsche“ Richtung abgebogen sind, entdeckten wir die Reste des Tanzrings. Der Ring entstand 1929 und sollte ursprünglich für die Ausübung „gymnastische Übungen und Volkstänze“ dienen. Er liegt etwas vertieft und hatte eine Tribüne. Diese wurde nach dem Krieg 1951 mit 410 Sitzplätzen wieder hergestellt. Leider ist heute davon nichts mehr zu sehen. Aber der Platz schein fast ein kleiner Geheimtipp im Park zu sein. Hier war es leer und ruhig. Auf der Wiese gab es schattige Plätze – der ideale Ort sich zu erholen.
Der Weg führte uns weiter zur Freilichtbühne in den Rehbergen. Direkt gegenüber in einer 1936/37 errichteten Umkleidekabine befindet sich heute eine Gaststätte. Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte man in der Freilichtbühne Lustspiele und Operetten. Dann stand sie lange Zeit ungenutzt im Wald und iist erst 2008 von einen privaten Betreiber gekauft worden. Nachdem die Sanierungsarbeiten abgeschlossen waren, konnten sich die Besucher über Vorführungen freuen. Wir waren hier einmal zu einer Openair Kinoaufführung der „Rocky Horror Picture Show“. Das Erlebnis war einfach einmalig. Die Stimmung hervorragend und ich habe noch Wochen später Reis- und Mehlreste in meiner Handtasche gefunden.
Unser Aufenthalt im Volkspark endete mit einem Besuch bei den Wildgehegen. Hier lebten einmal ein Wildschweineber, Mufflons, Fasane und ein Damhisch. Nach den Tod des Ebers wollte man eigentlich die Gehege renaturieren. Zum Glück entschloss man sich dagegen und so kann man heute Tiere in den Gehegen beobachten.
Für mich ist der Volkspark Rehberge eine grüne Oase, ein Ort der Erholung und Entspannung mitten in Berlin.
Anschrift:
Windhuker Str. 52A
13351 Berlin
Katja
Hallo Susanne,
mir war nicht bewußt, wie grün es in und vorallem um Berlin ist.
Das sind wirklich schöne Tipps um mal abseits der Stadt einen Städtetrip zu erleben. Ein bisschen auftanken und Natur genießen.
Ob der Rehberg jetzt wirklich ein Geheimtipp bleibt?
Danke für die Ideen, liebe Grüße Katja
Miriam
Den Volkspark Rehberge kannte ich gar nicht. Aber vor allem im Winter würde mir die Rodelbahn wohl richtig Spaß machen. Ich liebe sowas ja. Und dabei kann man dann ja auch gleich den Rathenau-Brunnen anschauen.
Gina | 2 on the go
Liebe Susanne,
solche grünen Oasen sind gerade in Großstädten Gold wert. Dieser Park scheint ja auch recht ausgedehnt zu sein, wenn du von 24 Kilometern Wegen schreibst.
Da findet sich bestimmt immer irgendwo ein ruhiges Plätzchen, um das Grün zu genießen.
Liebe Grüße
Gina und Marcus
Barbara
Hallo Susanne,
ich finde es echt immer wieder erstaunlich, wie Menschen früher in Zoos o.ä. ausgestellt wurden bzw. ausgestellt werden sollten. Aber wenn ich drüber nachdenke, Zoos sind auch mit Tieren so ein Thema… Heute zum Glück sehen wir vieles anders, und da ist so ein Park, der fürs ganze Volk gedacht ist, klasse, um darin spazieren zu gehen und den Häuserfluchten der Großstadt zu entfliehen. Die Geschichte gehört trotzdem zu dem Park, und die ist ja echt interessant.
Ich glaube, den Volkspark Rehberge kenne ich noch gar nicht. Der Tanzring würde mir gefallen. – Und Grün tanken. Oase trifft es ganz gut. Danke für den Tipp!
Liebe Grüße
Barbara
Susanne Jungbluth
Liebe Barbara, ich glaube nicht viele Berlinbesucher verirren sich in die Rehberge. Eigentlich sehr schade, denn hier hat man eindeutig mehr Ruhe als in den kleineren Parks in der Stadtmitte.
LG Susanne