Das Sowjetische Ehrenmal in der Schönholzer Heide ist eher unbekannt, aber ich finde nicht weniger beeindruckend als die Ehrenmäler in Treptow und am Brandenburger Tor.
Durch einen Tipp bin ich auf das Ehrenmal aufmerksam geworden und so sind wir nach Pankow gefahren, um auf Entdeckungstour zu gehen.
Sowjetische Ehrenmal in der Schönholzer Heide
Die Schönholzer Heide war im 19.Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner. Im Zweiten Weltkrieg entstand dort ein großes Zwangsarbeiterlager.
Nach dem Krieg beschloss die sowjetische Militärführung im nordwestlichen Parkgelände eine Gedenkstätte und einen Soldatenfriedhof für 13200 Soldaten, die in der Schlacht um Berlin gefallen waren, zu errichten. Auf einer Fläche von über 27000 m² entstand zwischen Mai 1947 und November 1949 die von einer sowjetischen Architektengruppe geplante Gedenkstätte.

Rundgang auf der Gedenkstätte
Von der Germanenstraße aus führt eine von Bäumen gesäumte Allee zu dem Eingangstor der Anlage. Am Anfang der Allee stehen zwei Säulen jeweils mit einem großen Kranz und einer ewigen Flamme versehen. Die Anlage ist von einer hohen Mauer umgeben und es gibt nur diesen einen Eingang.

Rechts und links des Zugangs stehen zwei Granitpfeilern mit symbolischen Kränzen sowie Bronzeschalen mit ewig brennender Flamme. Die beidseitig stehenden Torgebäude haben kleine Ecktürme aus rotem Granit. Von außen sind große Reliefs zu sehen, die das kämpfende und trauernde Volk darstellen.

Als wir in die Turmbauten guckten, entdeckten wir eine große Bronzeurne, die unter einem beeindruckenden Oberlicht steht. Es muss wohl aus hunderten bunten Einzelteilen zusammengesetzt sein und das Licht scheint durch das bunte Glas auf die Urne. An der Wand sind Zitate von Stalin angebracht. Etwas überrascht stellte ich fest, dass auf der einen Seite des Tor alles in russisch und auf der anderen Seite des Tors alles in deutsch zu lesen ist.

Wir gehen zunächst die Hauptachse der Anlage in der Schönholzer Heide entlang. Am Ende befindet sich ein über 33 Meter hoher Obelisk aus Syenit (eine Gesteinsart). Davor steht das Denkmal der russischen „Mutter Heimat“. Sie trauert um ihren gefallenen Sohn, der mit der Fahne des Sieges bedeckt ist.

Unter dem Obelisken befindet sich eine Gruft. Hier hat man zwei sowjetische Oberste bestattet. Der Sockel des Obelisken ist mit 42 Bronzetafel versehen, auf denen Namen von gefallenen Offizieren stehen.
Geht man um den Obelisken herum, entdeckt man einen Gedenkstein. Dieser erinnert an sowjetische Opfer in Konzentrationslagern. Diese waren dort zumeist als Kriegsgefangene untergebracht. Es ist etwas ungewöhnlich, dass hier an diese Opfer gedacht wird. Unter Stalin war jeder Kriegsgefangene automatisch ein Kollaborateur. Normaler Weise wird einem Kollaborateur nicht gedacht.

Das Sowjetische Ehrenmal in der Schönholzer Heide ist ein großer Friedhof. Hier befinden sich rechts und links der Hauptachse je acht Grabkammern. In jeder sind 1182 Rotarmisten begraben.
Läuft man direkt an der Mauer entlang, entdeckt man 100 Bronzetafeln mit Namen, Dienstgrad und Geburtsjahr von einem Teil der Opfer. Alles in kyrillische Schrift, aber zum Glück kann man ja nachlesen und so habe ich erfahren, dass nur ein Bruchteil der Toten nur identifiziert werden konnten und auf den Tafeln vermerkt sind. Zwischen den Tafeln hängen stilisierte Wandfackeln, die natürlich nicht wirklich brennen.

Bei unserem Rundgang auf dem Gelände haben wir nur 2 weitere Personen getroffen. Hier ist es im Gegensatz zu den bekannteren Ehrenmalen in Berlin sehr ruhig und für mich ist das genau die richtige Atmosphäre, um den Toten die Ehre zu erweisen.
Anschrift:
Germanenstraße 17
13156 Berlin
Öffnungszeiten:
April – September: 7-19 Uhr
Oktober – März: 8-16 Uhr
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