Lass uns auf dem Ku’damm bummeln gehen! Kommt mit auf einen Spaziergang über den Kurfürstendamm über die Tauentzinstraße bis zum U-Bahnhof Wittenbergplatz. Kommt mit in die City-West!
Wir haben unseren Spaziergang durch den Berliner Bezirk Charlottenburg Wilmersdorf am S-Bahnhof Halensee begonnen und am U-Bahnhof Wittenbergplatz beendet.
Geschichte des Kurfürstendamms
Es ist kaum zu glauben, aber der Kurfürstendamm ist schon 1542 als Reitweg für den Kurfürsten Joachim II. vom Berliner Stadtschloss bis zum Jagdschloss Grunewald angelegt worden. Allerdings findet sich erst um 1767 zum ersten Mal die Erwähnung “Churfürsten Damm” in einer Karte.
Otto von Bismarck plante ab 1873 diesen Damm zu einer Prachtstraße auszubauen. Es brauchte etwas Überzeugungskraft, aber 1882 begann der Ausbau einer 53 Meter breiten Straße bis zur neuen Villenkolonie Grunewald.
1886 war der Bau fertig gestellt und die Entwicklung zu einem Boulevard konnte beginnen. Der 5.Mai 1886, der Tag, an dem die erste Dampfstraßenbahn vom Zoologischen Garten bis nach Halensee fuhr, gilt als offizielle Geburtsstunde des Boulevard Kurfürstendamm.
Nach und nach entwickelte sich hier eine der bevorzugtesten Wohnlagen der Stadt und das Vergnügungs-, Kauf- und Kulturzentrum der Stadt. Bis zum ersten Weltkrieg entstanden zum Beispiel das Café des Westens, der Lunapark oder die Bar Kakadu. Zahlreiche jüdische Fotografen ließen sich am Kurfürstendamm nieder und des entwickelte sich ein Ort des kulturellen Aufbruchs. Die Straße wurde das Synonym für die Goldenen Zwanziger Jahre.
In der Zeit des Nationalsozialismus veränderte sich das Leben am Kurfürstendamm. Alles, was bisher dort gelebt wurde ( intellektuelle Regsamkeit, internationale Verständigung, künstlerische Kreativität, Provokation, Freizügigkeit, Kommerz, Geist und Kultur) stand im vollkommenden Gegensatz zur herrschenden Ideologie und verschwand aus dem Stadtbild.
Der Zweite Weltkrieg zerstörte schließlich auch noch große Teile der Bebauung und nach dem Krieg musste vieles neu aufgebaut werden. Der Kurfürstendamm sollte nun das Schaufenster des Westens werden. Es entstand das Geschäftszentrum West-Berlins. Man flanierte auf dem Ku’damm vorbei an Geschäften, besuchte Kinos oder Theater und saß in Cafés oder Restaurants.
Nach dem Fall der Berliner Mauer erlebte der Ku’damm zunächst einen kurzen Aufschwung, da viele Ost-Berliner hier auf Entdeckungstour gingen. Schnell kristallisierte sich jedoch heraus, dass es die Berliner mehr zum historischen Zentrum nach Mitte zog und der neu entstandene Potsdamer Platz zusätzliche Anreize bot. Der Ku’damm verlor an Attraktivität. Die Folge war: Kinos und Cafés schlossen. Aus der Amüsiermeile entstand nach und nach eine Einkaufsmeile, auf der sich immer mehr exklusive Geschäfte ansiedelten.
Spaziergang über dem Kurfürstendamm
Läuft man von Halensee in Richtung Gedächtniskirche, kommt man nach kurzer Zeit zu einem recht auffälligen Gebäude, in dem die Schaubühne am Lehniner Platz ihr zuhause hat.
Schaubühne am Lehniner Platz
Der Architekt Erich Mendelsohn hat 1928 diesen Rundbau im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ errichtet. Ursprünglich war hier das damals größte Kino Berlins, das Universum, untergebracht.
Nachdem das Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, baute es man neu auf. Zunächst war dort wieder ein Kino und ab 1969 ein Tanzlokal und Musicaltheater untergebracht. Ab 1978 entstand ein multifunktionales Theatergebäude, das zu der Zeit dem höchsten technischem Standard entsprach.
1981 zog das Ensemble der Schaubühne am Hallischen Ufer in das Theater ein und nannte sich von nun an Schaubühne am Lehniner Platz.
Shopping in Nobelboutiquen
Geht man weiter, kommt man zum Olivarer Platz. Hier beginnt nun der Bereich, in dem ich eher Window Shopping mache, als in die Geschäfte zu gehen. Internationale Modemarken reihen sich hier aneinander. Giorgio Armani , Hugo Boss, Burberry, Chanel, Dolce & Gabbana, Dior, Gucci, Prada, Versace oder Louis Vuitton sind nur einige davon. Aber auch Juweliere wie Cartier, Bulgari oder Rolex und Firmen wie Tesla oder Apple sind auf dem Kurfürstendamm mit Flagship-Stores vertreten. Ich finde es immer wieder spannend, in die Schaufenster zu gucken.
Maison de France
Kurfürstendamm Ecke Uhlandstraße befindet sich das Maison de France. Hier eröffnete 1950 das französische Kulturzentrum in West-Berlin.
Das Gebäude Ku’damm 211 entstand bereits 1897 als Wohn- und Geschäftshaus. Nach der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die britische Militärregierung die kargen Überreste, um hier eine Bar, ein Cabaret und ein Hotel zu errichten. 1948 überließ man das Haus der französischen Militärregierung für den Wiederaufbau und die Errichtung eines Kulturzentrums.
Nach der Eröffnung befand sich in dem Gebäude das Institut français Berlin, das Kino Cinema Paris, eine Bibliothek mit französischer Literatur, verschiedene Geschäfte, eine Bar, das Reisebüro der Air France und ein Restaurant. Bis zum Umzug 2002 war auch die französische Botschaft hier untergebracht.
In die Schlagzeilen kam das Gebäude, als im August 1983 ein Bombenanschlag auf das Haus verübt wurde. Nachdem die Schäden am Gebäude 1985 beseitigt waren, konnte das Haus wieder eröffnet werden. Hierbei traten Helmut Kohl und François Mitterrand gemeinsam auf und dem Terror entgegen.
Heute ist das Cinema Paris eins der letzten Kurfürstendamm-Kinos. Hier werden hauptsächlich französische Produktionen zum Teil in Originalsprache gezeigt. Leider habe ich mich bisher nicht getraut, hier einen Film zu gucken. Mein Schulfranzösisch ist so mangelhaft, dass ich wahrscheinlich schon nach 30 Sekunden lieber einen Stummfilm sehen würde.
Café Kranzler
Mein Spaziergang über den Kurfürstendamm führte mich weiter zum Café Kranzler, einem der berühmtesten Caféhäuser der Stadt.
Johann Georg Kranzler eröffnete 1825 eine kleine Konditorei in der Friedrichstraße in Berlin Mitte. In Charlottenburg entstand 1932 eine Filiale, die bis 1999 ein beliebter Besuchermagnet war.
An der Joachimsthaler Straße Ecke Kurfürstendamm hatte zuvor das Café des Westens die Räume genutzt, bis das Restaurant und Konditorei Kranzler hier einzog. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte 1951 der Betrieb wieder aufgenommen werden und 1958 zog man in die neu errichteten Räume des markanten zweigeschossigen Baus mit der aufsitzenden Rotunde ein. Das Erkennungszeichen für die Besucher war die rot-weiß gestreifte Markise, die schon von weitem zu sehen war. „Man“ ging von nun an ins Kranzler-Eck, um Kaffee und Kuchen zu genießen. Ob der Kuchen dort wirklich so einmalig war, oder ob man dort saß um gesehen zu werden, ich weiß es nicht. Ich habe auf jeden Fall dort nie ein Stück Kuchen gegessen.
Nachdem 1999 das Café schloss und das Gelände moderner gestaltet worden war, eröffnete das Neue Kranzler Eck Ende 2000. Ein Café gab es nun nur noch in der Rotunde, abends war dort Barbetrieb. 2015 schloss der Betreiber und seit 2016 betreibt eine Caferösterei die Rotunde. Hier waren wir einmal Kaffee trinken. Das von außen unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist von innen leider nicht mehr so, wie es einmal war. Das Café ist modern eingerichtet und hat wenig Gemütlichkeit. Man kann allerdings nach wie vor von dort auf den Kufürstendamm gucken und das Treiben in der Stadt beobachten.
Verkehrskanzel
Auf der dem Kranzler-Eck gegenüber liegenden Straßenseite befindet sich die letzte bestehende Verkehrskanzel in Berlin.
In etwa 4,5 Metern Höhe liegt auf einem Betonpfeiler, der in einen Pavillon und dem U-Bahneingang integriert ist, eine gläserne Kanzel. 1955 bis 1963 war hier der Arbeitsplatz für einen Polizisten, der mit Hilfe von Schaltvorrichtungen die Verkehrsampeln auf der Kreuzung bediente. So konnte er die Ampelphasen der aktuellen Verkehrssituation anpassen. Im Oktober 1962 erhielten die Ampeln automatische Schaltungen und die Kanzel blieb leer. Heute steht die Verkehrskanzel unter Denkmalschutz.
Marmorhaus
Am Kurfürstendamm 236 fast gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche befindet sich das Marmorhaus.
1913 eröffnete hier das erste Kino in einem Ambiente, das wirklich einmalig war. Schon die Außenfassade beeindruckte. Über 5 Geschosse ist sie mit Marmor verkleidet. Im Foyer konnten die Besucher dann expressionistische Wand- und Deckenmalereien und eine farbige Glasdecke bewundern.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass es für mich als Kind und Jugendliche immer etwas ganz besonderes war, hier ins Kino zu gehen. In den 1980er Jahren fanden hier regelmäßige lange Filmnächte statt, in denen 12 Filme in 4 Kinos liefen. Leider fiel auch das Marmorhaus im Laufe der Jahre dem Zuschauerschwund zum Opfer und schloss 2001.
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
Auf dem Breitscheidplatz, sozusagen am „Ende“ des Kurfürstendamms, steht die evangelische Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
Kaiser Wilhelm II. ließ die Kirche zum Gedenken an seinen Großvater Kaiser Wilhelm I. errichten. Unter der Leitung des Architekten Franz Schwechten entstand von 1891-1895 der Neuromantische Bau mit 5 Türmen. Der Glockenturm mit dem 113 Meter war zu der Zeit der höchste Turm in der Stadt Charlottenburg. Der Innenraum der Kirche muss beeindruckend gewesen sein. Wände und Gewölbe waren mit insgesamt 2740 Quadratmetern Glasmosaiken geschmückt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt. Das Kirchenschiff musste abgerissen werden, übrig blieben die Überreste des Turms. Diese Ruine steht bis heute und hat von den Berlinern den liebevollen Spitznamen „Hohler Zahn“ erhalten. Die Turmruine wird heute nicht mehr als Kirche genutzt, es ist ein Mahnmal gegen den Krieg.
Die Kirchengemeinde hat rund um den alten Turm vier Neubauten errichten lassen. Der bekannte Architekt Egon Eiermann (hat auch bei der Entstehung des Hansaviertels mitgearbeitet) schuf im Stil der Moderne von 1959-63 ein oktogonales Kirchenschiff, den hexagonalen Kirchturm, die Kapelle und das rechteckiges Foyer. Ja und wie sollte es anders sein, fanden die Berliner auch für dieses Bauensemble einen Spitznamen: „Lippenstift und Puderdose“.
Was mich an den Neubauten immer wieder begeistert sind die Glasfenster. Etwa 20000 quadratische blaue Fenster sind in ein Betongitter eingesetzt. Das Licht in der Kirche ist wirklich einzigartig.
Hat man die Kirche passiert, befindet man sich nun auf der Tauentzienstraße.
Spaziergang entlang der Tauentzienstraße
Der Tauentzien schließt direkt an den Breitscheidplatz an und endet am Wittenbergplatz. Der Straßenzug ist um 1890 angelegt und zunächst als Wohnstraße genutzt worden. Erst mit der Errichtung des KaDeWe 1907 veränderte sich die Straße zu einer Geschäftsstraße. Viele Filialen bekannter Marken haben sich im Laufe der Zeit hier angesiedelt, wie zum Beispiel große Modehäuser und Flagship-Stores von Sportmarken.
Anfang der 1920er war die Tauentzienstraße hauptsächlich bekannt durch die in Berlin lebenden Exilrussen. In diesem Teil von „Charlottengrad“ herrschte ein reger Schwarzmarkthandel.
Europa-Center am Breitscheidplatz
Eins der markantesten Gebäude am Tauentzien ist das Europa-Center und das Hochhaus direkt daneben. Das Gebäude konnte hier nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet werden, da die alte Bebauung zerstört war. Nachdem viele Jahre der Platz nur provisorisch genutzt wurde und der „Schandfleck“ den Berlinern ein Dorn im Auge war, wollte man hier 1961 nach der Teilung der Stadt die Lebensfähigkeit der Stadt zeigen. Der Investor Pepper ließ daraufhin den Komplex nach amerikanischen Vorbild errichten.
1965 war der Gebäudekomplex aus Glas und Stahl fertig gestellt. Auf 80.000 m² gab es nun ein Kino, ein Hotel, ein Appartmenthaus, das Bürohochhaus und Geschäfte.
Es ist mit der Zeit viel gebaut und verändert worden. So kann ich mich zum Beispiel noch an eine Kunsteisbahn erinnern, die in einem der Höfe lag. Das Kino ist inzwischen zu einem Elektromarkt umgebaut und vor dem Gebäude ist der Wasserklops, ein Brunnen, entstanden.
Architektonisch betrachtet ist das Europa-Center eher weniger schön. Aber in seiner Entstehungszeit war es der Hingucker und ein Besuchermagnet in der Stadt.
Geht man weiter die Tauentzienstraße entlang, kommt man an einer großen silbernen Skulptur vorbei, die auf dem Mittelstreifen steht. Ich habe gelesen, dass sie 1987 dort aufgestellt, die Teilung der Stadt symbolisieren soll. Heute ist es auf jeden Fall ein tolles Fotomotiv.
Kaufhaus des Westens (KaDeWe)
Kurz bevor der Spaziergang über den Kurfürstendamm und den Tauentzien endet erreicht man das wohl bekannteste Kaufhaus der Stadt, das KaDeWe.
Adolf Jandorf hatte in Berlin bis 1905 schon sechs Warenhäuser für den einfachen Bedarf eröffnet. Er wollte sich aber von den anderen Warenhausketten wie Tietz und Wertheim abheben und in einem neuen Kaufhaus Waren für den gehobenen Konsumbedarf anbieten. Sein siebtes Kaufhaus sollte die Wünsche der wilhelminische Elite befriedigen. 1905 plante er das Kaufhaus des Westens.
Es entstand ein fünfgeschossiges Gebäude aus Eisenbeton mit 24.000 m² Verkaufsfläche und einer zweigeschossigen Eingangshalle. 1907 feierte man Eröffnung. Der Aufbau innerhalb des Hauses war durch 120 Abteilungen mit vielen kleinen Fachgeschäften geprägt. 13 Personenaufzüge hatte man für die Kunden eingebaut und durch das zusätzliche Angebot von zum Beispiel Friseur und Teesalon erhöhte sich die Attraktivität.
1927 übernahm der Warenhauskonzern Tietz das KaDeWe. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam es zur Enteignung der Familie Tietz.
1943 brannte das Kaufhaus fast vollständig aus. 1950 baute man die ersten zwei Etagen in Anlehung an die alten Pläne wieder auf. Zunächst deckte das Kaufhaus den Grundversorgungsbedarf der Berliner Bevölkerung, vom Luxuskaufhaus war man weit entfernt.
Erst ab den 1970er Jahren fing man wieder an, vermehrt Luxusware anzubieten und erweiterte systematisch das Angebot. Ein Parkhaus mit einem überdachten Übergang in der dritten Etage lockte die Autofahrer zum Einkaufen. Ich kann mich sogar an die Kinderbetreuung erinnern, die damals als Neuheit das Einkaufserlebnis für Eltern verbessern sollte. Auch ich bin dort betreut worden und habe es genossen, zu spielen und zu malen. Dieses Konzept hat man 2012 aus Kostengründen eingestellt.
Mit der Öffnung der Berliner Mauer kamen eine zeitlang bis zu 200.000 DDR-Bürger täglich in das KaDeWe, um das Angebot zu bestaunen.
Inzwischen haben die Besitzer des KaDeWe mehrfach gewechselt. Man hat umgebaut, saniert und umstrukturiert, um dem Publikum immer neue Einkaufs- und Konsumerlebnisse bieten zu können.
Man mag das KaDeWe oder man mag es nicht. Auf jeden Fall zieht es nach wie vor seinen Kundenstamm an und für viele Berliner war und ist das Einkaufen in der Lebensmitteletage mit seinem reichhaltigen Angebot etwas besonderes.
Für mich endet hier mein Spaziergang über den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße. Es gibt viel zu sehen und ich habe bestimmt noch den ein oder anderen interessanten Ort übersehen.
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