Wo der kälteste Punkt Berlins liegt, fragt man am besten die Meteorologen – oder man guckt auf den Berliner Stadtplan und sucht nach einem Namen, der eigentlich genau verrät, dass es hier besonders kalt sein muss – Eiskeller.
Der kälteste Ort in Berlin ist nachweislich in Berlin Spandau und trägt den passenden Namen Eiskeller. Als Spandauerin kenne ich diesen Ort schon viele Jahre, allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang.
Eiskeller – eine deutsch-deutsche Geschichte
Eiskeller war mit der Gründung von Groß-Berlin 1920 eine Exklave Berlins im Umland. Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde die kleine Gemeinschaft von drei Bauernhöfen und etwa 30 Bewohnern eine Exklave West Berlins in der DDR.
Wer nach Eiskeller wollte, konnte über einen 4 Meter breiten und 800 Meter langen Korridor fahren, der direkt durch die Grenzanlagen der DDR führten. Hier fuhren Soldaten der britischen Armee Patrouille und man fühlte sich schon etwas beengt, wenn man Eiskeller besuchte.
Anfangs war das Gebiet sehr klein. Im Zuge von Gebietstauschaktionen erweiterte sich das Gelände und damit verbesserten sich auch die Lebensbedingungen der Familien. Der Eiskeller hatte aus finanziellen Gründen keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Das Wasser musste durch eine Pumpe gefördert werden. Das Leben war einfach, ohne Waschmaschine, ohne Geschirrspüler und der Fernseher wurde mit einer Autobatterie betrieben. Wegen der fehlenden Stromversorgung gab es am 25. März 1975 Beratungen zwischen West-Berlin und der DDR, bei der man ein gemeinsames Stromaggregat vorschlug.
Die Verbindung der Exklave nach Spandau wurde viele Jahre von den britischen Soldaten gesichert. 1961 kam es zu einer Geschichte, die bald in aller Munde war. Ein Junge behauptete, auf seinem täglichen Schulweg von der Volkspolizei (der DDR) aufgehalten worden zu sein. Er hätte deshalb nicht zur Schule gehen können. Um Zwischenfälle wie diesen zu vermeiden, sicherte von diesen Tag ein Panzerspähwagen der Briten den Schulweg. 33 Jahre stand diese Geschichte im Raum, bis der Junge zugab, nur eine Ausrede genutzt zu haben, um die Schule zu schwänzen.
Der Eiskeller wurde nicht nur als Wohnort genutzt. Hierher kamen auch West-Berliner Kinder auf einen Schullandheim-Bauernhof. Später lag hier auch ein Gefängnis und man plante im Notfall ein Kraftwerk dort erbauen zu können.
Woher hat der Ort seinen Namen?
Das Gebiet Eiskeller hat in den Wintermonaten eine deutlich niedrigere Temperatur, als das Berliner Stadtgebiet. Man hat Unterschiede von bis zu 10 Grad Celsius gemessen.
Woher das kleine Gebiet seinen Namen hat, ist nicht ganz geklärt.
Vielleicht entstand der Name durch die Lagerung des aus dem nahegelegenen Falkenhagener Sees geschlagenen Eises. Von Eiskeller aus verkaufte man es an Brauereien und Krankenhäuser.
Eiskeller – der kälteste Ort in Berlin
Heute kann man bequem mit dem Auto nach Eiskeller fahren oder, und das würde ich empfehlen, eine kleine Wanderung entlang des Berliner Mauerwegs dorthin unternehmen. Das Gebiet ist Landschaftsschutzgebiet und zählt zu als flächenhaftes Naturdenkmal unter besonderem Schutz.
Eine der möglichen Strecken bin ich gewandert und auf der Karte könnt ihr sehr gut den Streckenverlauf sehen.
Gestartet bin ich an der Grenze zwischen Berlin und Falkensee. Hier gibt es für die Autofahrer einen Parkplatz (kostenfrei) und auch eine Bushaltestelle ist in der Nähe.
Während der Wanderung kommt man an einigen Informationsstelen vorbei, die auf den Mauerverlauf und Geschehnisse an der Mauer aufmerksam machen. Der Weg selber ist befestigt und wird gerne von Radfahrern genutzt.
Kleiner Fakt am Rande: Bei meiner Wanderung zum Eiskeller hätte ich mir gerne den kältesten Ort Berlins gewünscht. Im Sommer scheint die Sonner erbarmungslos auf die Felder und es ist manchmal sogar heißer als an anderen Berliner Orten.
Andreas Engel
Eine nette kleine Geschichte am Rande:
Irgendwann in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts unternahm ich in einem heißen Sommer zusammen mit einer Studienfreundin eine Radtour dorthin. “Dort, im Eiskeller, lade ich Dich zu einem dicken Eisbecher ein.” So lockte ich sie in unbekanntes Terrain.
An diesem Tag war es dann aber echt sehr, sehr heiß und die Sonne brannte unbarmherzig. “Na, hoffentlich ist sie nicht gar zu sauer auf mich, wenn dort nur ein paar Gehöfte rumstehen – und sonst dort nichts, überhaupt nichts ist.” dachte ich bei mir.
Und dann kam das Wunderbare: Ein Landwirt hatte aus dem Namen ‘Eiskeller’ eine Geschäftsidee gemacht und aus einer mitten im Nichts stehenden Truhe leckeres Eis verkauft. Gleich aus zwei Gründen war der kalte Genuss hoch willkommen, denn einerseits flaute mein schlechtes Gewissen ab und andererseits hatten wir Beide eine Abkühlung nötig.
Susanne Jungbluth
Oh, das hätte ich an dem Tag auch gebrauchen können. Selbst das Wasser im Rucksack war mit der zeit warm.