Berlin-Nikolassee, direkt am Landschaftsschutzgebiet Krummes Fenn liegt das Museumsdorf Düppel. Hier erlebt der Besucher das Leben so, wie es im Mittelalter in der Region stattgefunden hat.
Auch wenn ich seit meiner Geburt in Berlin lebe, das 1975 gegründete Freilichtmuseum habe ich bisher noch nie besucht. Also höchste Zeit, in das mittelalterliche Leben einzutauchen und zu erleben, wie vor rund 800 Jahren die Menschen gelebt haben.
Damals in Düppel
Es wird so um 1170 gewesen sein, als in Düppel eine mit Palisaden gesicherte Raststation zwischen Saarmund und Spandau entstanden ist.
Die Station lag in etwa mittig zwischen den beiden Orten, eine Strecke, die ein Ochsengespann an einem Tag durchaus bewältigen konnte.
Die Palisaden schützen nicht nur die Bewohner, auch die Rastenden waren so sicher und konnten in Ruhe die Nacht in Düppel verbringen.
So richtig zu einem Dorf entwickelte sich der Rastplatz erst nach und nach, 1230 standen etwa acht Höfe hufeisenförmig um den Dorfplatz herum. Lange stand das Dorf aber nicht. Die Böden waren zu sandig und es war fast nur Viehhaltung möglich. Als sich der Ort Zehlendorf in der Nähe gründete und die Versorgung dort einfacher schien, zog es die Bewohner dort hin.
Der kleine Ort lag verlassen in Düppel und verfiel.
Warum steht das Museumsdorf Düppel genau an dieser Stelle?
Im Frühjahr 1939 fand man genau an der Stelle, wo heute das Museumsdorf steht, eine mittelalterliche Scherbe, die vermuten ließ, dass hier einmal eine Siedlung existiert haben musste.
1967 konnten erste archäologische Grabungen diese Vermutungen bestätigen. Man fand Hausgrundrisse, Brunnen, Palisaden und Alltagsgegenstände. Bis 1990 hatte man acht Hektar Land untersucht und viele interessante Entdeckungen gemacht.
Schon während der Ausgrabungen kam die Idee auf, hier ein archäologisches Experimentierfeld zu schaffen. Besucher sollten die Möglichkeit bekommen, das Leben im Mittelalter kennen zu lernen. Man rekonstruierte die zahlreichen Funde und es fanden sich interessierte Gruppen, die sich unter anderem mit den damaligen Handwerkstechniken, Landwirtschaftstechniken und der Tierhaltung auseinander setzten.
Seit 1995 ist das Museumsdorf Düppel Bestandteil des Stadtmuseums Berlin.
Rundgang durch das Museumsdorf Düppel
Heute kann man in Düppel das Museumsdorf besichtigen. Auf acht Hektar Fläche findet man rekonstruierte Bebauungen und eine Landschaft, so wie sie damals ausgesehen haben muss. Es werden nicht nur fast vergessene Nutzpflanzen, sondern auch alte Haustierrassen gezeigt. Auch das Handwerk (Imkerei, Töpferei, Schmied) wird so wie im Mittelalter praktiziert – Düppel hat sich zu einem Ort experimenteller Archäologie in Berlin entwickelt.
In der Saison von Anfang März bis Anfang November ist das Museumsdorf am Wochenende und an Feiertagen geöffnet. Es werden thematische Führungen angeboten, die das Leben im Mittelalter zeigen. Dabei werden auch Handwerkstechniken vorgestellt oder Spielstationen mit mittelalterlichen Kinderspielen angeboten.
Was kann man im Museumsdorf Düppel sehen?
Ich beginne meinen kleinen Rundgang an den Bienenkörben. Hier verraten ausführliche Informationstafeln wissenswertes zum Thema Bienen und Bienenhaltung. Man kann in einen „offenen“ Bienenkasten gucken und so das Gewusel und Gewimmel im Bienenstock entdecken. Es gibt mehrere Bienenvölker, die in Zehlendorf und Marienfeld stehen. Wer möchte kann sogar den Honig, der von genau diesen Bienen stammt kaufen.
Über einen Feldweg laufe ich weiter. Vorbei an einem Feld, dass nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft genutzt wird. Dahinter entdecke ich die ersten mittelalterlichen Häuser.
Rund um einen großen Platz sind verschiedene Häuser mit zum Teil traditioneller Inneneinrichtung angeordnet. In fast jedes Haus kann man hineingucken und so etwas über das Leben im Mittelalter erfahren.
Ich entdecke ein Backhaus mit einem Lehmofen. Ich backe selber gerne unser Brot und selbst in einem modernen Ofen wird die Qualität immer unterschiedlich. Wie muss es damals gewesen sein, als noch kein Thermostat die Temperatur regulierte und das Brot im Ofen lag? Ich würde das zu gerne einmal ausprobieren.
In einem anderen Haus entdecke ich verschiedene Webrahmen. Im Museumsdorf Düppel wird sehr ausführlich auf die Herstellung von Textilien eingegangen. Es beginnt mit der Aufarbeitung der Rohwolle, dem Spinnen bis zur Verarbeitung des Garns. Auch das Färben mit natürlichen Mitteln aus Pflanzen wird vorgestellt.
Ich streife von Haus zu Haus, gucke in die kleinen Gärten und entdecke auch den Museumsgarten. Hier wachsen auch Wildpflanzen, die damals in der Heilkunde Verwendung fanden.
Es geht weiter vorbei an Hütten, in denen das alte Handwerk sehr anschaulich gezeigt wird. Ich bin immer ganz begeistert von Arbeiten mit Holz und gucke bei der Drechselei genau hin.
Schließlich gelange ich an den Hütewald des Museumsdorfes. Hier weiden Schafe einer vom Aussterben bedrohten alten Rasse der Skudden. Neben ein paar Stallungen entdecke ich Schweine, eine Rückzüchtung der Düppler Weideschweine, die auf eine alte Rasse zurückzuführen ist.
Mir hat der Besuch sehr gut gefallen. Ich habe fast vergessenes Schulwissen wieder hervorgeholt und so einiges entdeckt, was ich bisher noch nicht kannte. Ich werde bestimmt wieder kommen und bei einer der zahlreichen Events vor Ort dabei sein.
Adresse:
Museumsdorf Düppel
Clauertstraße 11
14163 Berlin (Zehlendorf)
Webseite Stadtmuseum
Webseite Museumsdorf
Anfahrt:
Das Museumsdorf ist mit dem PKW, aber auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen. Parkplätze sind im Eingangsbereich vorhanden.
Bus 115: Haltestelle Ludwigsfelder Straße
Bus 118 oder 622: Haltestelle Clauertstraße
Öffnungszeiten:
Ende März-Anfang November
Sonnabend, Sonntag: 10 – 18 Uhr
In den Schulferien gibt es Sonderöffnungszeiten.
Eintrittspreise:
Erwachsene: 5,– €
Es werden Ermäßigungen angeboten, bis 18 Jahre Eintritt frei
Offenlegung: Der Besuch und die Genehmigung zur Verwendung der Fotos im Museumsdorf Düppel wurde mir von der Stiftung Stadtmuseum Berlin ermöglicht. Vielen Dank! Der Beitrag entspricht ausschließlich meinen Eindrücken und ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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