Für jemanden, der in Berlin in den 1960er Jahren geboren worden ist, gehört dieser Ort einfach in die Stadt. Besucher aus aller Welt stehen heute am Checkpoint Charlie in Berlin und können sich nicht vorstellen, dass hier einst ein Grenzübergang von einem Teil der Stadt in den anderen existierte.
Mitten auf der Friedrichstraße steht ein großer Mast mit dem Bild eines Soldaten. Hier steht auch eine kleine Holzbaracke mit Sandsäcken davor. Heute ist in den Säcken Beton statt Sand und die Baracke ein Nachbau – aber das ändert nichts an der Popularität des Ortes. Der Checkpoint Charlie ist nach wie vor ein Anziehungspunkt für Berlinbesucher aus aller Welt.
Es war einmal…
Springen wir zurück in eine Zeit, die ein Land veränderte und teilte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Berlin in vier Besatzungszonen der Alliierten aufgeteilt (britische Zone, amerikanische Zone, französische Zone und sowjetische Zone). Anfangs konnten die Berliner noch problemlos zwischen den Besatzungszonen hin und her wechseln. Das änderte sich schlagartig mit dem Bau der Mauer im Jahr 1961. Die Zone der westlichen Alliierten wurde durch die Berliner Mauer nahezu vollständig von dem Umland und der „anderen“ Hälfte Berlins getrennt. Es gab nur noch wenige Grenzübergänge, die das Überschreiten der Sektorengrenze ermöglichten.
Einer dieser Grenzübergänge war der Checkpoint Charlie. Er befand sich von 1961 bis 1990 an der Sektorengrenze zwischen dem amerikanischen Sektor und dem sowjetischen Sektor in der Friedrichstraße, also zwischen den Berliner Bezirken Mitte und Kreuzberg.
Grenzübergang aber nicht für jeden
Wer an Grenzübergang denkt, wird sich sagen „okay Ausweis gezeigt und ab in den anderen Teil Berlins“. Aber das war nicht so … jedenfalls nicht für jeden Bürger.
Zunächst einmal durften am Checkpoint Charlie nur alliierte Militärangehörige und Diplomaten die Grenze überqueren. Dieses war aufgrund von Sondervereinbarungen zwischen den Alliierten problemlos möglich.
Sehr schnell ließen die Grenztruppen der DDR auch, natürlich nach ausgiebiger Kontrolle, Ausländer, Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR und Funktionäre der DDR passieren.
Nicht passieren durften allerdings die Bürger der Bundesrepublik, der DDR und natürlich Berlins. Für uns in dem westlichen Berlin stand allerdings eine Aussichtsplattform in der Nähe, von deraus wir „in den Osten“ gucken konnten.
Checkpoint Charlie – Ort der Konfrontation
Es ging im Laufe der Jahre nicht immer friedlich am Checkpoint Charlie zu. So standen sich im Oktober 1961 sowjetische und amerikanische Panzer als Folge des Versuches der SED-Führung die Rechte der westlichen Alliierten einzuschränken, gefechtsbereit gegenüber. Es soll sogar auf beiden Seiten den Befehl gegeben haben diese Waffen notfalls auch einzusetzen.
Der Checkpoint war auch einer der Orte, an dem DDR -Bürger immer wieder versuchten, in oft spektakulären Fluchtaktionen das Land zu verlassen. Die sicherlich bekanntesten Fluchtversuche waren:
17.8.1962 Peter Fechter – Er wurde in unmittelbarer Nähe des Kontrollpunkts von mehreren Schüssen eines DDR-Grenzsoldaten getroffen und verblutete vor den Augen westlicher Beobachter, die nicht helfen konnten.
29.8.1986 – Drei DDR-Bürgern gelang die Flucht mit Hilfe eines 7,5t Kieslasters. Mit dem Fahrzeug durchbrachen sie die Grenzsperren und erreichten den amerikanische Sektor Berlins.
18.8.1989 Hans-Peter Spitzner und seine Tochter – Dem letzten Flüchtling über den Checkpoint Charlie gelang die Flucht gemeinsam mit seiner Tochter im Kofferraum eines Fahrzeuges der Alliierten.
Das Ende des Kontrollpunktes und Beginn einer Sehenswürdigkeit
Mit dem Fall der Berliner Mauer veränderte sich das Leben in der Stadt grundlegend. Plötzlich konnte man wieder ungehindert zwischen den Berliner Bezirken hin und her wechseln. Einstige Kontrollpunkte wurden aufgegeben und standen verlassen da.
Am 22.6.1990, also noch vor der „offiziellen Wiedervereinigung“ baute man den damaligen Kontrollpunkt im Rahmen einer Gedenkfeier ab. Diese Anlage kann heute im Alliierten Museum in Berlin besichtigt werden.
Seit dem 13.8.2000 steht eine originalgetreue Nachbildung der ersten Kontrollbaracke am original Standort und ist eine nun der wichtigsten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Besucherinformationen
Adresse:
Friedrichstraße 43-45
10117 Berlin
Eintrittspreis
kostenlos
Öffnungszeiten
0-24 Uhr
Anfahrtsmöglichkeiten mit Öffentlichen Verkehrsmitteln
Mit der U-Bahn
U6 – Station Kochstraße oder Stadtmitte
Mit dem Bus
Station U Kochstraße: M26, N6
Station Charlottenstraße: M29
Station Stadtmitte: 200, N6, N2
Station Wilhemstraße/Kochstraße: M29, N6
Ausflugstipps in unmittelbarer Nähe
Mauermuseum
Das Museum im Haus am Checkpoint Charlie gehört zu den meist besuchten Museen in der Stadt. Es zeigt zum Beispiel Berichte über Fluchtversuche, Grenzanlagen und wissenswertes rund ums Thema „Schutzmächte“. Eintrittskarten sollte man vorher kaufen.
Freilicht-Galerie
Seit 2006 gibt es einige sehr interessante Informationstafeln entlang der Friedrich-, der Zimmer- und der Schützenstraße. Die kostenlose Ausstellung berichtet zum Beispiel über die gescheiterten und geglückten Fluchten, beschreibt die Bedeutung des Grenzüberganges und die Gedenkorte zum Thema Berliner Mauer.
Ausstellungsareal BlackBox Kalter Krieg
Das Ausstellungsareal BlackBox Kalter Krieg auf der Ostseite der Friedrichstraße ergänzt seit 2012 das Informationsangebot rund um den Checkpoint Charlie. In einer Multimediaausstellung sind die zeitgeschichtlichen Ereignisse dokumentiert.
Asisi Mauer-Panorama
Ein ganz besonderes Erlebnis ist mit Sicherheit der Besuch des Panoramabildes von Yadegar Asisi. Er stellt das geteilte Berlin an einem fiktiven Tag 1980 dar. Eintrittskarten kann man hier vorab online kaufen.
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