Von der wuseligen Schönhauser Allee im Herzen von Prenzlauer Berg führt eine Treppe nach oben, weg vom Lärm der Stadt. Wer diese Stufen erklimmt, betritt den Pfefferberg, einen Ort Berliner Industriegeschichte. Hier, inmitten von restaurierten Backsteingebäuden aus dem 19. Jahrhundert, findet man die Schankhalle Pfefferberg.
Auf einen Blick
- Was: Brauerei, Gaststätte
- Wo: Berlin, Deutschland
- Highlight: handwerklich gutes Bier
- Ideal für: Bierliebhaber
Mein erste Eindruck ist geprägt von Kontrasten. Das historische Mauerwerk erzählt Geschichten aus einer Zeit, als hier noch Pferdefuhrwerke ratterten. Im Inneren des Braugasthauses glänzen die Brauereikessel und die moderne Einrichtung erinnert mich wenig an eine Schankhalle eher an ein gutes Restaurant. Sehr gespannt haben wir die Schankhalle Pfefferberg betreten.
Ein Ort mit Seele: Das Inklusionskonzept
Was die Schankhalle wirklich einzigartig macht, ist nicht nur das Bier. Sie ist ein Inklusionsbetrieb, in dem Menschen mit und ohne Behinderung Hand in Hand arbeiten. Dieses Konzept verleiht dem Ort eine besondere Seele und eine offene, herzliche Atmosphäre, die man vom ersten Moment an spürt.

Der Mann hinter dem Sudkessel: Braumeister Thorsten Schoppe
Im Zentrum der Braukunst steht Thorsten Schoppe, ein Urgestein der Berliner Craft-Bier-Szene. Er schwimmt nicht einfach auf der Welle mit – er hat sie in Berlin mit losgetreten. Seit der Gründung von Schoppe Bräu im Jahr 2001 ist er bekannt für seine Kreativität und sein kompromissloses Qualitätsbewusstsein.
Die Idee, Bierbrauen zum Beruf zu machen, kam ihm bereits 1990. Es folgte eine klassische, zweijährige Lehre zum Brauer und Mälzer bei der Feldschlößchen Brauerei in Braunschweig. Er soll schon damals Rohstoffe aus der Lehrbrauerei genutzt haben, um zu Hause im Keller erste eigene Biere zu brauen. Für das Studium der Brauereitechnologie zog es ihn nach Berlin.
Diese Mischung aus traditioneller Ausbildung und kreativem Experimentiergeist definiert seine Biere bis heute. Er verwendet ausschließlich Hopfen, Malz und Wasser. Auf Filtration oder Wärmebehandlung wird konsequent verzichtet, mit dem Ziel alle natürlichen Aromen im Bier zu erhalten und es so geschmackvoller zu machen.

Handgebraut mit Herz: Die Biere der Schankhalle
Das Brauen auf dem Pfefferberg ist wie eine Wiederbelebung einer fast vergessenen Zeit. Nach einer Pause von über 90 Jahren fließt hier wieder Bier, ganz in der Tradition des Gründers Joseph Pfeffer und seiner untergärigen Brauweise. Das Ergebnis ist eine Palette von Bieren, die sowohl klassische als auch moderne Bierliebhaber anspricht.
Bergpils
Ein Pils, wie es sein soll – spritzig und mit einer angenehm präsenten Bittere. Die offizielle Beschreibung verspricht ein „fruchtiges Hopfenaroma“, und tatsächlich finden sich in der Nase feine Zitrusnoten, die das Bier erfrischend und lebendig machen. Am Gaumen ist es knackig, trocken und sehr süffig.
Berghelles
Für die Momente, in denen man „einfach nur ein Bier“ will, aber eben ein gutes Bier. Es ist ein mildes Helles mit einer dezenten, leicht süßlichen Getreidenote, die an frisches Brot erinnert. Weniger bitter als das Pils, dafür vollmundiger und weicher im Abgang.

Ich habe das Bier getrunken und war überrascht, wie süffig es ist. Das Glas war doch schneller leer als gedacht.
Red Ale
Ein rötlich-blondes Ale mit einer leicht fruchtigen Malznote. Karamell- und Toffeearomen dominieren, begleitet von einer sanften Bittere, die das Bier wunderbar ausbalanciert. Ein sehr zugängliches und harmonisches Bier.
Citra Pale Ale
Hier zeigt sich der amerikanische Einfluss. Das Ale ist vollgepackt mit dem Aroma der Citra-Hopfen, was ihm intensive Noten von Zitrusfrüchten, Grapefruit und einem Hauch von exotischen Früchten verleiht. Ein erfrischendes, hopfenbetontes Bier für Liebhaber moderner Stile.
Tropic Ale
Dieses India Pale Ale geht noch einen Schritt weiter und präsentiert sich als „kleiner Obstkorb“. Intensive tropische Aromen von Mango, Maracuja und Ananas prägen den Charakter dieses Bieres. Die Bittere ist spürbar, aber gut eingebunden und sorgt für einen langen, fruchtigen Nachhall.
Sonnenweizen
Ein klassisches Hefeweizen mit einem sehr ausgeprägten Bananenaroma. Die spritzige Kohlensäure und der cremige Schaum machen es zum perfekten Begleiter für sonnige Tage im Biergarten.

Handwerk auf dem Teller: Die Brauhausküche
Die kulinarische Philosophie der Schankhalle würde ich als eine „neu interpretierte Brauhausküche“ bezeichnen. Der Fokus liegt auf regionalen und saisonalen Zutaten.

Die Gerichte erinnern vom Namen an traditionelle Brauereigerichte, steht der Teller dann aber vor einem, merkt man schnell – es ist anders!
Ich habe zum Beispiel ein „Brettle“ mit verschiedenen Dips bestellt. Für mich alleine viel zu viel, aber unglaublich gut. Patrick entschied sich für das Spanferkel und war von der Fleischqualität begeistert.

Mehr als nur Trinken: Die Erlebnisse vor Ort
- Brauereiführung: In kleinen, intimen Gruppen kann man einen Blick hinter die Kulissen werfen, die glänzenden Kessel aus der Nähe betrachten und den Brauern Fragen stellen.
- Braukurs: Das ultimative Erlebnis für Bierfans! Hier kann man einen ganzen Tag lang Seite an Seite mit Braumeister Thorsten Schoppe sein eigenes Bier brauen – vom Schroten bis zur Hefegabe.
- Tasting: Wer sich nicht entscheiden kann, kann bei einem Tasting fünf verschiedene Biere in „Shots“ probieren und so seinen Favoriten finden, begleitet von passenden kleinen Snacks.

Ein Ort mit Geschichte: Der Pfefferberg
Ein Bier in der Schankhalle Pfefferberg zu trinken, bedeutet, auf den Schichten einer turbulenten Berliner Geschichte zu sitzen. Es lohnt sich nach dem Bier etwas das Gelände zu erkunden.
Die Geschichte beginnt 1841, als der bayerische Braumeister Joseph Pfeffer hier die erste Brauerei für untergäriges Bier im Norden Berlins gründete. Nach einer Blütezeit im späten 19. Jahrhundert wurde der Braubetrieb 1921 eingestellt.

Was folgte, ist ein Spiegelbild der deutschen Geschichte: Das Gelände beherbergte eine Schokoladenfabrik mit Verbindungen zu Sarotti, eine Großbäckerei, und nach dem Zweiten Weltkrieg, in der DDR-Zeit, die Druckerei des SED-Zentralorgans „Neues Deutschland“. Nach Jahren des Verfalls wurde das denkmalgeschützte Areal nach der Wende vom Verein Pfefferwerk e.V. vor dem Abriss gerettet.
Herzstück des kulturellen Lebens auf dem Pfefferberg ist das Pfefferberg Theater. Mit einem abwechslungsreichen Spielplan, der von zeitgenössischem Zirkus und Tanz über Familienshows bis hin zu Lesungen und Comedy-Slams reicht, zieht es ein breites Publikum an.
Ein weiteres kulturelles Highlight ist die Tchoban Foundation – Museum für Architekturzeichnung. In einem markanten, modernen Bau werden hier wechselnde Ausstellungen mit Architekturzeichnungen aus verschiedenen Epochen gezeigt. Darüber hinaus bereichern zahlreiche Galerien und Ateliers die Kunstszene auf dem Pfefferberg.
Der Pfefferberg ist auch ein wichtiger Standort für Bildung und soziale Projekte. Die Stiftung Pfefferwerk ist die Eigentümerin des Areals und betreibt hier verschiedene gemeinnützige Einrichtungen. Dazu gehören die Pfefferwerk Akademie gGmbH, eine Fachschule für Sozialpädagogik, und die WeTeK Berlin gGmbH, die sich in den Bereichen Bildung, Arbeit, Kultur und Medien engagiert. Die Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH hat hier ebenfalls ihre Geschäftsstelle und ist für Konzerte, Events und Ausbildung im “Haus 13” zuständig.
Das vielfältige Angebot auf dem Pfefferberg wird durch ein Hostel, das “Pfefferbett Hostel”, ergänzt, das preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten bietet.
Besucherinformationen
Adresse
Schönhauser Allee 176, 10119 Berlin
Anfahrt
Mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln
U-Bahn-Linie U2 bis zur Station Senefelderplatz
Von dort sind es nur wenige Schritte bis zum Aufgang des Pfefferbergs.
Öffnungszeiten (Braugasthaus)
Dienstag – Samstag: 16:00 – 22:30 Uhr
Sonntag & Montag: Geschlossen
Barierrefreiheit
Für Menschen mit Gehbeeinträchtigung gibt es einen Aufzug (bis 0:00 Uhr in Betrieb) direkt neben dem Treppenaufgang an der Schönhauser Allee sowie einen komplett barrierefreien Zugang von der Christinenstraße aus. Rollstuhlgerechte Plätze und ein WC sind ebenfalls verfügbar.
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