Die unterschiedlichen Museen auf der Berliner Museumsinsel machen die Entscheidung, welches davon man besuchen möchte, oft nicht so einfach. Das Bode-Museum ist nicht nur aus architektonischer Sicht einen Besuch wert, die interessanten Ausstellungen mit wundervollen Exponaten haben mich ganz besonders in den Bann gezogen.
Geschichte des Museums
Wilhelm Bode, der damalige Direktorialassistent der Königlichen Museen zu Berlin regte 1878/79 den Bau eines Museum für Skulpturen, Malerei und Kunstgewerbe vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert an. Sein favorisierte Standort war auf der Museumsinsel.
Mit Unterstützung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm gelang es, den Bauplatz an der nördlichen Spitze der Museumsinsel festzulegen. Nachdem der Kronprinz, als Friedrich III., die Regierung übernommen hatte, ernannte er Oberbaurat Ernst Eberhard Ihne zum Hofarchitekten und beauftragt ihn mit dem Bau des Renaissance-Museums. Friedrich III. war nur 99 Tage an der Macht („99-Tage-Kaiser“), dann verstarb er. Später erhielt das Museum ihm zu Ehren den Namen Kaiser-Friedrich-Museum.
Bode, inzwischen Direktor der Gemäldegalerie und der Skulpturensammlung im Alten Museum, gründet einen privaten Förderverein für das neue geplante Museum, es wurden Baumittel aus dem Staatshaushalt genehmigt und die Stadt Berlin finanzierte den Bau der Monbijou-Brücke, die den Zugang zum Museum ermöglichte. Dann, nach vielen Jahren der Vorplanung, erfolgte 1898 endlich der erste Spatenstich.
Kaiser-Friedrich-Museum
1904 konnte das Museum eingeweiht werden und zeigte seinen Besuchern Bildwerke der christlichen Epochen, die Gemäldegalerie, die Frühchristlich-Byzantinische Sammlung, das Münzkabinett und die Islamische Abteilung. Schnell reichte die Ausstellungsfläche für die vorhandenen und neu dazukommenden Exponate nicht mehr aus und Bode schmiedete weitere Pläne für neue Museumsbauten.
1920 mußte Bode mit 75 Jahren sein Amt abgeben. Nur 9 Jahre später starb er und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Berliner Luisenfriedhof II im Stadtteil Westend.
Im Zweiten Weltkrieg schloss das Museum. Die Kunstwerke sicherte man zunächst im Keller des Hauses, zusätzlich demontierte man Decken und architektonische Einbauten. Später brachte man zahlreiche Kunstwerke in den Leitturm des Flakbunkers Friedrichshain. Leider vernichteten Brände dort viele Kunstwerke. Zu einem späteren Zeitpunkt brachte man viele Kunstwerke auch in Salzbergwerken in Sicherheit. Nach dem Kriegsende transportieren die amerikanischen Truppen das Kunstgut von dort nach Wiesbaden, dem Central Art Collecting Point der amerikanischen Militärregierung.
1943, bei Fliegerangriffen auf Berlin, wurde auch das Kaiser-Friedrich-Museum getroffen, es kam zu Beschädigungen an Teilen der Außenfassade, Dächern und Fenstern.
Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg
Fast noch viel größere Schäden erlitt das Museum nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch das defekte Dach gelangten Schnee und Regen in das Gebäude und griffen die Bausubstanz an. Nach einer Weile wurden schließlich Gelder für Sicherungsmaßnahmen am Gebäude bereit gestellt.
1949 kamen Pläne auf, das Kaiser-Friedrich-Museum abzureißen. Das Berliner Stadtplanungsamt sah darin ein “architektonisch wertloses Monument des Kaisertums” mit viel zu hohen Sanierungskosten. Glücklicher Weise konnte der Generaldirektor der Museen dieses verhindern. Nicht verhindern konnte er allerdings, das die Inschrift „Kaiser-Wilhelm-Museum“ entfernt wurde und das Museum nun „Museum am Kupfergraben“ hieß. Das Reiterdenkmal von Kaiser Friedrich III., das vor dem Haus stand, baute man ab und schmolz es ein.
Wenig später brachte man an der Fassade der Schriftzug »Staatliche Museen zu Berlin« an. Die Restaurierung des Gebäudes schritt langsam voran. Die Kuppeln konnten aufgrund der hohen Kosten nicht mit Kupfer eingedeckt werden, sondern erhielten ein Schieferdach.
1956 wird das Museum in „Bode-Museum“ umbenannt.
Zur 750 Jahrfeier Berlins (1987) zeigte sich das Bode-Museum wieder im alten Glanz. Die große Kuppelhalle erstrahlte in hellem Licht, die Kameke-Halle und die Basilika waren neu gestaltet, die Standbilder der preußischen Generäle und die Skulpturen von Pigalle standen wieder in der kleinen Kuppel und der restaurierte Gobelin-Saal war zugänglich.
Bis zur Wende 1990 konnte man in diesem Museum das Ägyptische Museum mit der Papyrussammlung, das Museum für Ur- und Frühgeschichte und die Münzsammlung besuchen.
Mit der Wiedervereinigung 1990 musste sich auch die Berliner Museumslandschaft umstrukturieren und vereinigen. Der Prozess war nicht einfach und erforderte etwas Zeit. Schließlich einigte man sich darauf im Bode-Museum das Münzkabinett und Frühchristlich-Byzantinische Sammlung auszustellen. Zusätzlich wollte man umfangreiche Sanierungsmaßnahmen nach historischen Vorgaben vornehmen.
2004 zur Hundertjahrfeier des Bode-Museums eröffnete zunächst das Münzkabinett. Ende 2005 war die Generalsanierung abgeschlossen und die Ausstellungen konnten in die neu gestalteten Räume einziehen.
Besuch im Bode-Museum
Von S-Bahnhof laufe ich durch einen kleinen Park über die Monbijou-Brücke zum Bode-Museum. Was für ein beeindruckender Bau auf der Spitze der Museumsinsel steht dort. Eine große Kuppel, sie ist fast 40 Meter hoch, erhebt sich vor mir. Das Kupferdach glänzt und über dem Eingang zum Museum entdecke ich den Schriftzug Bode-Museum. Der neobarocke Bau aus Sandstein begeistert mich schon von außen.
So richtig verschlägt es mir den Atem aber erst, als ich in die Eingangshalle trete. Ich stehe in der Kuppelhalle und weiß nicht, wo ich zuerst hingucken soll: in die pompöse Kuppel, zu der vergoldeten Treppengeländern oder zu dem riesigen Reiterstandbild des Großen Kurfürsten in der Mitte der Halle.
Die Treppen verlaufen in einer harmonisch geschwungenen Linie in das Obergeschoss. Ein bißchen erinnert es mich an eine Palasttreppe, die zu den herrschaftlichen Räumen führt. Auch die Kuppelgestaltung finde ich wunderschön, es wirkt fast wie in einer Kathedrale oder Dom.
Als nächstes betrete ich eine Halle, von der aus man in seitlich angrenzende Ausstellungsräume gelangt. Am Ende der Halle erreicht man den Kleinen Kuppelsaal mit einer Treppen.
Im Obergeschoss stehen Marmorstatuen der sechs Generäle Friedrich des Großen. Auch hier befinden sich mehrere Türen, die in unterschiedliche Ausstellungsbereiche führen.
Ich bin zugegeben recht ziellos durch die zum Teil sehr eindrucksvollen Ausstellungsräume geschlendert und habe hier und da verweilt und einzelne Stücke genauer betrachtet.
Münzkabinett im Bode-Museum
Das Münzkabinett ist eine Spezialsammlung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und zählt zu den größten numismatischen Sammlungen der Welt.
Begonnen hat alles im späten 16.Jahrhundert mit einer Sammlung der Kunstkammer brandenburgischer Kurfürsten. 1868 erhielt die Sammlung dann den Status eines eigenen Museums.
Das besondere an der Sammlung ist, dass viele vollständige Münzserien vom Beginn der Münzprägung im siebten vorchristlichen Jahrhundert in Kleinasien bis zur Gegenwart vorhanden sind. Dabei handelt es sich um über 500.000 Münzen, die aber nicht alle gezeigt werden.
Im Bode-Museum gibt es vier Ausstellungsräume, die in kleineren Münzkabinette unterteilt sind, in denen etwa 4000 Münzen und Medaillen gezeigt werden. Für Liebhaber dieses Themas ein wahres Paradise. Von ganz kleinen bis zu großen unhandlichen Münzen, es gibt in den zahlreichen Schaukäsen eine Menge zu entdecken. Ich finde es sehr spannend zu sehen, wie sich die Form der Münzen immer mehr den heutigen Geldstücken angleicht.
Im Keller des Museums gibt es einen großen Tresor, in dem der Großteil der Sammlung gelagert wird. Ich habe gelesen, dass man auf Voranmeldung wohl auch diese Münzen dort sehen kann.
Skulpturensammlung
Die Anfänge der Skulpturensammlung reichen zurück bis ins frühe 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit entstand der Grundstock einer Sammlung aus Plastiken der italienischen Renaissance in der brandenburgisch-preußischen Kunstkammer im Berliner Stadtschloss.
Mit der Zeit wuchs der Bestand der Exponate und Wilhelm Bode stellte sie schließlich als Skulpturensammlung der Bevölkerung vor. Dabei legte er viel Wert darauf, diese mit Bildwerken, Gemälden und Möbeln kombiniert vorzustellen. Auch heute noch läuft man durch die Skulpturensammlung und entdeckt Gemälde und Möbel oder staunt über imposante Kamine.
Trotz zahlreicher Verluste durch den Zweiten Weltkrieg zählt die Skulpturensammlung heute zu den weltweit größten Kollektionen für ältere Plastik.
Bei einem Rundgang durch die Skulpturensammlung kann man Ausstellungsstücke aus dem Mittelalter bis zum späten 18. Jahrhundert bewundern. Neben Werken aus dem deutschsprachigen Raum werden auch viele wunderschöne Exponate aus dem italienischen Raum gezeigt. Vor allem Werke aus der italienischen Frührenaissance, die einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden, von bekannten Künstlern wie Donatello sind die Anziehungspunkte vieler Besucher. Einen weiteren Schwerpunkt der gezeigten Skulpturen bilden die spätgotischen Werke deutscher Künstler.
Ich bin bei meinem Rundgang immer wieder begeistert vor einzelnen Kunstwerken stehen geblieben. Was für wunderschöne und oft so detailreiche Werke, die ich in den unterschiedlichen Epochen und von den verschiedensten Künstlern entdeckt habe.
James Simon Galerie
Bei meinem Rundgang bin ich auch in der James Simon Galerie vorbei gekommen.
James Simon (1851-1932) war nicht nur erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein Mäzen der Berliner Museen. Er stiftete seine Sammlung von fast 500 Werken der italienischen Renaissance unter der Bedingung, dass sie 100 Jahre in einem Raum im Kaiser-Friedrich-Museum ausgestellt werden müssen.
Seine jüdische Abstammung ließ dieses in der Zeit des Nationalsozialismus leider nicht zu und das Kabinett wurde 1939 aufgelöst. Jetzt hat man diesen Raum an der ursprünglichen Stelle wieder eingerichtet.
Zu sehen ist ein Raum, mit einem großen runden Tisch aus dem 16.Jahrhundert und einigen weiteren Möbeln, die an den Wänden stehen. Es werden kleine Bronzefiguren, Statuen und Gemälde gezeigt. In der Ecke des Raumes entdecke ich den Kopf eines Mannes – lächelt er nicht wunderschön, gütig und freundlich.
Merseburger Spiegelkabinett
Erstaunt bleibe ich in einem weiteren Raum stehen. Hier befindet sich das Merseburger Spiegelkabinett.
Herzog Wilhelm von Sachsen-Merseburg ließ 1712/15 diese wunderschöne Raumgestaltung für ein Appartement im Merseburger Schloss errichten. Später wurde es an den Dresdner Hof gebracht. Die Schäden des Zweiten Weltkrieges restaurierte man sehr aufwändig von 1998-2005. Warum man es nicht im Merseburger Schloss aufgebaut hat, ist mir nicht bekannt.
Besonders interessant ist das Zusammenspiel der Verspiegelungen und vergoldeten Schnitzereien. Guckt man in bestimmten Winkeln in die Spiegel, hat man das Gefühl, dass sich eine unendliche Wiederholung des Bildes ergibt.
Lange Zeit hat man vermutet, dass in dem Spiegelkabinett Porzellan präsentiert wurde. Heute weiß man, dass es eine Kunstkammer war, in der Goldschmiedearbeiten, Elfenbein, Bernstein und andere wertvolle Objekte gesammelt wurden.
Museum für Byzantinische Kunst
In einigen Räumen des Bode-Museums befindet sich das Museum für Byzantinische Kunst. Hier wird eine Sammlung aus Kunstwerken und Alltagsgegenstände aus dem 3.- 15. Jahrhundert gezeigt. Die Werke stammen aus dem Byzantinischen Reich, das sich damals über den Mittelmeerraum, Nordafrika, dem Nahen Osten und Russland erstreckte.
So kommt es, dass neben spätantiken Sarkophagen aus Rom auch figürliche Plastiken aus dem Oströmischen Reich, Elfenbeinschnitzereien aus der byzantinischer Hofkunst und Alltagsgegenstände aus Ägypten ausgestellt sind.
Während meines Rundganges habe ich diesen Teil der umfangreichen Ausstellungsräume im Museum ganz zum Schluss besucht. Besonders beeindruckt hat mich das wundervolle Mosaik, dass ich dort entdeckt habe.
Ausstellung: Klartext – Zur Geschichte des Bode-Museums
Die temporäre Ausstellung „Klartext – Zur Geschichte des Bode-Museums“ befindet sich etwas versteckt im Kellergeschoss des Museums.
In vier gut gegliederten Sektionen wird über die Sammlungen, das Gebäude, die Forschung und die Besucher des Museums berichtet. Hier habe ich viel über die Geschichte des Berliner Museums erfahren. Fakten, die sonst bei einem Museumsbesuch eher im Hintergrund liegen, aber mich immer sehr interessieren. Ausstellungen sind in einem Gebäude austauschbar, aber ein Gebäude selber nicht. Es erzählt so viel über das Leben in einem Land / einer Stadt, was viel zu schnell in Vergessenheit gerät.
Spannend finde ich auch, dass hier über die Forschung und damit in Verbindung stehenden restauratorischen Maßnahmen an Exponaten berichtet wird. Wie viel Arbeit oft hinter einem Stück einer Sammlung steckt, bevor man es den Besuchern zeigt, ist einem bei deinem Museumsbesuch oft nicht bewusst.
Besuchereingang
Am Kupfergraben, Eingang über die Monbijoubrücke
10117 Berlin
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag: 10 – 18 Uhr
Montag: geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 12,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Die Eintrittskarten sollte man am besten online kaufen.
Der Besuch des Bode Museum und die Genehmigung der Verwendung der Fotos fand mit freundlicher Unterstützung der Staatlichen Museen zu Berlin statt.
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