Ich bin ein West Berliner Kind und mit der DDR und der Berliner Mauer groß geworden. Für mich war der Besuch im DDR Museum eine Reise in den „Osten“ der Stadt und auch ein klein bißchen ein Blick in die unbekannte Vergangenheit.
Das DDR Museum liegt im Bezirk Mitte im DomAquarée. Hier zieht es jedes Jahr unzählige Besucher hin, die sich einen Einblick in das Leben der Menschen in der DDR machen wollen.
Ich habe während meines Rundganges durch das Museum nicht nur die Exponate betrachtet, sondern viel auf die Reaktion der anderen Besucher geguckt und gehört. Sicherlich ist das nun nicht repräsentativ, aber es war schon auffällig, dass die meisten anscheinend vollkommendes Neuland entdeckten. Klar, Personen in einem gewissen Alter haben die Situation damals nicht miterlebt, aber auch Besucher in meinem Alter waren zum Teil sehr ahnungslos und erstaunt über eine Parallelkultur in dem „anderen“ Deutschland.
Über die Ausstellung im DDR Museum
Die Ausstellung umfasst drei große Bereiche. In jedem Bereich findet man Ausstellungsstücke, die man berühren kann, Türen und Schubläden zum öffnen und Multimediale Angebote.
Der erste Bereich beschäftigt sich mit dem Alltagsleben in der DDR. Es geht zum Beispiel um das Thema Ausbildung. Es werden vom Kindergarten bis zur Arbeit die Bildungsstationen beleuchet. Ein Kindergartenraum versetzt mich in Begeisterung. Ich entdecke vieles, was ich aus meiner Kindheit kenne und auch gerne genutzt habe: zum Beispiel der Roller aus Holz, Schnatterinchen und das Sandmännchen.
Der Bereich Konsum weckt so einige Erinnerungen an Pakete, die wir Verwandten in die DDR geschickt haben. Und an die Suche nach Einkaufsmöglichkeiten in Ost Berlin, wenn wir unsere 25 Mark des Zwangsumtausches vor der Rückkehr in den Westen ausgeben wollten. Während meines Studiums ist das immer in Fachliteratur oder in Schulbücher geflossen.
Das Highlight vieler Besucher im DDR Museum steht im Bereich Verkehr – ein Trabi. Hier kann man in die Rennpappe steigen und eine Fahrsimulation durchspielen. Mich erinnerte das an meine erste Fahrt in einem Trabi von Verwandten. Es war eng, es war ungemütlich und jede Bodenwelle war zu spüren. Ein Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen habe.
Für mich als sportbegeisterter Mensch waren die Bereiche Sport und Reisen besonders interessant. „Machs mit, machs nach, machs besser“ war für mich im Fernsehen immer spannend zu beobachten. Viele bekannte Sportler der DDR haben mich damals mit ihren Leistungen bei Wettkämpfen begeistert. Wer war nicht von Katharina Witt fasziniert, wenn sie ihre Pirouetten auf dem Eis dreht oder von den weiten Sprüngen von Heike Drechsler. Heute sieht man den Sport zu DDR Zeiten unter anderen Gesichtspunkten viel kritischer als damals. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich hätte Stunden in diesem Bereich der Ausstellung zubringen können. An jeder Ecke war etwas zu sehen, woran ich mich erinnerte oder etwas von dem ich noch nie gehört hatte. Für mich eine gelungene Mischung!
Der zweite Bereich im DDR Museum beschäftigt sich mit dem Thema „Partei und Staat“. Hier wird auf die politischen Strukturen der DDR und ihre Verbindungen zu anderen sozialistischen Ländern eingegangen. Bei dem Blick in einen nachgebauten Verhörraum und in eine Gefängniszele wird mir etwas unwohl.
Es muss ein furchtbares Gefühl gewesen sein zu wissen, dass es Menschen in der eigenen Bekannt- und Verwandtschaft gab, die jede Äußerung, die nicht staatskonform war, weiter gegeben haben.
Zum Schluss besuche ich den dritten Bereich der Ausstellung. Durch einen Fahrstuhl gelangt man in eine originalgetreu nachgebaute WBS-70-Plattenbauwohnung. WBS 70 ist die Abkürzung für die Wohnungsbauserie 70.
Es war ein in der DDR verwendeter Typ eines Wohnhauses in Plattenbauweise. Hier ist eine 3-Raum-Wohnung nachgebaut. Man kann sich die Wohnräume, Küche und Bad in nahrezu allen Einzelheiten angucken. Dabei ist es möglich in die Schränke und Schubläden zu gucken und die original DDR Exponate zu entdecken.
Ich habe zwar eine Wohnung im Plattenbau nie zu DDR Zeiten erlebt, aber so wie es hier dargestellt ist, habe ich es in zahlreichen Fernsehproduktionen gesehen.
Ich war fast 1,5 Stunden im Museum unterwegs. Es gab viel zu entdecken und nachzulesen. Ein Besuch, der sich für mich gelohnt hat und den ich durchaus weiterempfehlen kann.
Adresse
Karl-Liebknecht-Str. 1
10178 Berlin
Webseite
Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag: 9- 21Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene:12,50 €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch im DDR Museum und die Verwendung der Fotos ist mir kostenfrei ermöglicht worden. Vielen Dank! Der Beitrag zu meinem Besuch entspricht ausschließlich meinen Eindrücken und ist unabhängig zum Besuch entstenden.
Vera Jungbluth
Danke, Susanne, das ist ein Bericht, der mich direkt angesprochen hat. Ich werde mir die Ausstellung ansehen, Vera