Einer der berühmtesten Berliner Prominentenfriedhöfe befindet sich auf dem Gelände der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden. Ein Rundgang über den Dorotheenstädtischer Friedhof ist fast wie ein Parkspaziergang, eine wunderbare Auszeit bei den Erkundungsgängen durch Berlin.
Vor über 250 Jahren stellte Friedrich der Große den Gemeinden ein großes Gelände vor dem Oranienburger Tor zur Verfügung. Dieses sollte den bestehenden Friedhof innerhalb der Berliner Stadtmauer ersetzen. Die zweite Frau des großen Kurfürsten hieß Dorothea. Sie war die Namensgeberin für die Dorotheenstadt und die Dorotheenstädtische Kirche. Daher ist es nicht erstaunlich, dass der dazugehörige Dorotheenstädtischer Friedhof indirekt auch nach ihr benannt wurde.
1770 fand die erste Beisetzung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof statt. Anfangs waren es hauptsächlich ärmere Familien, die ihre Liebsten hier beisetzten.
Die Prominenz findet ihre Ruhestätte
Es dauerte nicht lang, da änderte sich dieses. In den Gebieten der beiden Gemeinden (Dorotheenstadt und Friedrichswerder) lebten und arbeiteten viele Gelehrte zum Beispiel an der Berliner Universität und der Akademie der Künste. Schon bald entschieden die Familien von Verstorbenen aus wohlhabenderen Familien, den neuen Friedhof zu nutzen.
Grabmalkünstler bekamen den Auftrag die Gräber zu gestalten und so entwickelte sich mit der Zeit fast schon eine Kunstausstellung im Freien auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.
Der Französische Friedhof, der 1780 für die Berliner Hugenotten neben dem Dorotheenstädtischen Friedhof angelegt wurde, ist bis heute erhalten. Ein Durchgang in einer Mauer macht es möglich auch diesen Friedhof zu besuchen.
Es dauerte nicht lange und der Friedhof musste vergrößert werden. 1834 erwarb die Gemeinde in anderen Stadtteilen Gelände und es entstanden der Dorotheenstädtische Friedhof II an der Liesenstraße und in der Bergmannstraße der Friedhof der Friedrichwerderschen Gemeinde.
Ende der 1860er Jahre schloss man den Friedhof I aufgrund von Überbelegung. Nun durften hier nur noch Beerdigungen auf bereits gekauften Grabstellen durchgeführt werden.
Ende des 19.Jahrhunderts veräußerte die Gemeinde einen Teil des Geländes, da eine angrenzende Straße erweitert wurde. Die Toten bettete man um.
Anfang der 1920er Jahre, es fanden zunehmend mehr Feuerbestattungen statt, beschloss man den Friedhof wieder in Betrieb zu nehmen. Damit wieder ausreichend Platz vorhanden war, beräumte man 300 alte Grabsteine.
Im Zweiten Weltkrieg entstanden nicht nur an den umliegenden Gebäuden große Schäden, auch auf dem Dorotheenstädtische Friedhof waren die Kriegsfolgen sichtbar.
Seit 1983 steht der Friedhof unter Denkmalschutz. Das ermöglichte eine denkmaltechnische Wiederherstellung vieler Grabanlagen.
Kapelle
Die Trauerkapelle steht seit 1928 auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Nach ihrer Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wollte man sie rekonstruieren. Es gab allerdings kaum Unterlagen und Pläne über den historischen Bau und so versuchte man mit den wenigen Informationen auszukommen.
Später konnte die Friedhofskapelle aus Stiftungsgeldern saniert und modernisiert werden. Der US-amerikanische Künstler James Turrell hat dort ein Lichtkonzept geschaffen, dass diesen Ort einzigartig werden lässt.
Dorotheenstädtischer Friedhof: ein Spaziergang
Ein Teil der wunderschönen alten Grabstellen hat das Land Berlin inzwischen aufwändig restauriert. Eine zum Teil sehr teure Angelegenheit, so benötigte man zum Beispiel für die Restaurierung des Grabes von Heinrich Strack einen speziellen Marmor aus Italien. Die Kosten lagen bei 250.000 Euro.
Es lohnt sich genauer hinzugucken, mir gefallen einige der künstlerischen Arbeiten sehr. Da ist es schon fast „egal“, wer dort begraben ist. Trotzdem freue ich mich immer, wenn ich einen Namen entdecke und damit auch eine Person oder Geschichte verbinden kann. Wie zum Beispiel bei der Grabstelle von Karl Friedrich Schinkel.
Mir gefallen besonders gut die wunderschönen gusseisenden und schmiedeeisernen Grabkreuze, die man auf vielen Friedhöfen finden kann. Eisen gehörte Anfang des 19.Jahrhunderts zu den Werkstoffen, die die Künstler gerne verwendeten. Viele der Kreuze, die man auf preußischen Friedhöfen dieser Zeit findet, sind in der Königlichen Eisengießerei Berlin entstanden. 1874 stellte die Gießerei den Betrieb ein. Guckt man sich die Kreuze etwas genauer an, kann man kleinere Schmuckelemente oder Berufsinsignien erkennen, die manchmal etwas über den Verstorbenen erzählen.
Sehr beeindruckend finde ich auch die Nachbildungen von altrömischen Sarkophagen oder die fast schon wie Tempelanlagen aussehenden Grabgestaltungen. Manchmal frage ich mich, ob die Verstorbenen zu Lebzeiten diese Gestaltung geplant haben oder ob ihre Angehörigen so zeigen wollten, wie wichtig der Mensch war.
Auf jeden Fall haben berühmte Berliner Bildhauer und Baumeister des 19.Jahrhunderts sich in die Gestaltung der Grabanlagen eingebracht. Johann Gottfried Schadow war einer von ihnen und er hat die Grabsteine für sich und seine Frau entworfen. Einer seiner Schüler fertigte sie dann an.
Bei meinem Rundgang komme ich auch an einer Gedenkstätte vorbei. Ein Stahlkreuz markiert die Stelle, die an die Widerstandskämpfer des 20.Juli 1944 erinnern soll. Hier auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof I befindet sich das Gemeinschaftsgrab der 8 Männer (Klaus Bonhoeffer, Hans John, Ludwig Sierks, Carl Adolf Marks, Wilhelm zur Nieden, Richard Kuenzer, Friedrich Justus Perels, Rüdiger Schleicher), die angeklagt waren am Attentat auf Hitler beteiligt gewesen zu sein.
Ganz in der Nähe entdecke ich noch eine Tafel, die auf ein Massengrab mit 64 Personen hinweist, die in den letzten Kriegstagen in der Nähe des Friedhofes starben.
Es gibt auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof viele Ehrengräber, die vom Land Berlin betreut, gepflegt und finanziert werden. Neben den „alten“ Gräbern, wie zum Beispiel von Bertolt Brecht und Helene Weigel sind auch Grabstätten jüngeren Datums dabei. So gibt es zum Beispiel Ehrengräber für den achten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Johannes Rau, für Bärbel Bohley (DDR- Bürgerrechtlerin und Malerin) und den Schauspieler Otto Sander. Ich habe auch das Grab von Christa Wolf gefunden. Die Schriftstellerin hat so einige Bücher geschrieben, die mich in den Bann gezogen haben.
Besucherinformationen
Adresse
Dorotheenstädtischer Friedhof I
Chausseestraße 126
10115 Berlin (Mitte)
Anfahrtsmöglichkeiten
Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
U-Bhf Oranienburger Tor (U6),
Haltestelle Torstr./U Oranienburger Tor (Tram 12, M5; Bus 142),
U-Bhf Naturkundemuseum (U6; Tram 12, M5, M8, M10)
Parkplätze auf dem Gelände
keine
Friedhoföffnungszeiten
Januar: 8-16 Uhr
Februar: 8-17 Uhr
März: 8-18 Uhr
April: 8-19 Uhr
Mai, Juni, Juli, August: 8-20 Uhr
September: 8-19 Uhr
Oktober: 8-18 Uhr
November: 8-17 Uhr
Dezember: 8-16 Uhr
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