Bei einem Streifzug durch die Straßen von Tegel kamen wir an einem Ort vorbei, der bis heute ein Zeugnis der Besatzungszeit in Berlin ist – der Gare Française de Tegel. Ein eher unscheinbares Gebäude, dass der Endbahnhof des Franzosenzugs war.
Wie kommt ein Französischer Militärbahnhof nach Berlin-Tegel?
Nachdem die militärischen Streitkräfte Berlin besetzt und untereinander „aufgeteilt“ hatten, waren die französischen Streitkräfte im Norden von Berlin präsent. Sie verfügten in „ihrem“ Stück Berlin jedoch nicht über einen Bahnhof. So nutzten sie zunächst den Bahnhof der Amerikaner in Wannsee und fuhren mit ihren französischen Militärzügen bis nach Baden-Baden.
Am 6. Dezember 1947 nahmen die französischen Alliierten den Bahnhof in der Buddestraße in Tegel in Betrieb. Dieser war zuvor als Güterbahnhof in Tegel genutzt worden und nach einigen Umbauten nun auch für den Personenverkehr nutzbar. Der damalige französischen Stadtkommandanten Jean Ganeval eröffnete feierlich den Bahnhof. Durch diesen Bahnhof und die anschlossene Bahnstrecke waren die Franzosen die einzigen westlichen Streitkräfte mit einer direkten Bahnverbindung in ihr Heimatland. Diese war nur während der Berliner Blockade unterbrochen und in den restlichen Jahren ununterbrochen in Betrieb.
Wer fuhr mit dem Franzosenzug?
Ein französischer Militärzug (TMFB – train militaire français de Berlin) fuhr von da an dreimal in der Woche von Tegel nach Straßburg. Diese direkte Verkehrsverbindung ab Tegel zu französischen Bahnhöfen wurden bei den Berlinern als „Franzosenzüge“ bezeichnet.
Mit dem Zug transportierte das Militär nicht nur Militär- und Versorgungsgüter und Angehörige der Streitkräfte. Später durften mit Sondergenehmigungen auch französische Schulklassen und Austauschschüler und Familienangehörige der Militärkräfte mit dem Zug nach Berlin fahren. Die Nutzung war unentgeltlich möglich.
Verstarb ein Mitglied der französischen Besatzungsmacht, transportierte man ihn in einem Kühlwagen von Tegel zurück nach Frankreich.
Den Zugverkehr stellten die französischen Alliierten 1994 mit dem Abzug aus Berlin ein.
Das Bahnhofsgebäude des Gare Française de Tegel
Der Gare Française de Tegel befindet sich in der Buddestraße in Tegel. Das Abfertigungsgebäude ist ein kleiner gut erhaltener Fachwerkbau. An den Längsseiten befinden sich die Eingänge in das Gebäude, die in eine Eingangshalle führen. Der Schriftzug „Gare Française de Tegel“ steht am Gebäude und auch weitere Schilder weisen auf die französischsprachige Hauptnutzung hin.
Heute kann man das Gebäude nicht mehr einfach so betreten. Es gehört zum benachbarten Altersheim und wird als Veranstaltungsraum genutzt. Früher gab es neben der Eingangshalle noch Büroräume und einen Toilettenbereich, die von außen erreichbar waren.
Zwischen der Straße und dem Bahnhof verläuft ein Gleis, dass für Personenverkehr genutzt wurde. Zusätzlich existierte ein Anschlussgleis zur französischen Kaserne Quartier Napoléon.
Adresse:
Buddestraße 2/4
13507 Berlin
Lars
Hallo,
für weitere Informationen:
https://www.kremmener-bahn.net/weitere-bahnanlagen/gare-francaise-berlin-tegel.html
Susanne Jungbluth
Danke, für den Tipp. Eine tolle Seite!
Grimm
Habe noch nie davon gehört.
Danke für den Bericht.
Werde es bald entdecken.
Michael Grimm
haben da mal geparkt