Berlin hat viele Plätze, die mich begeistern. Einer der wohl schönsten Plätze der Stadt ist der Gendarmenmarkt. Die Gebäude auf dem Platz sind wirklich beeindruckend und ich entdecke immer wieder Details, die ich zuvor nicht gesehen habe.
Entstehung des Gendarmenmarkts
Ende des 17.Jahrhunderts entstand auf dem Reißbrett die Friedrichstadt. Hier liegt auch der Gendarmenmarkt, der ab 1688 langsam seine Gestalt bekam.
In das neu erschaffene Gebiet siedelten viele französische Einwanderer (Hugenotten). Der damalige König Friedrich I. wies der lutherischen und der französisch-reformierten Gemeine auf dem Platz einen Baugrund für ihre Kirchen zu. Im Norden entstand die Französische Friedrichstadtkirche und im Süden die Deutsche Kirche. Zwischen den beiden Kirchen entstand etwa 1773 ein kleines französisches Komödientheater, das um 1800 durch den Neubau eines Nationaltheaters mit 2000 Sitzplätzen ersetzt wurde.
Der Platz war ursprünglich als Marktplatz angelegt und hieß zunächst Linden-Markt. Es folgten einige Namenswechsel und seit 1799 hieß der Platz Gendarmenmarkt. Der Name ist eine Erinnerung an die Stallungen eines Regiments der Gens d‘armes, die auf dem Platz standen. Die Namensgebung änderte sich im Laufe der deutsche Geschichte noch einige Male, seit 1991 hat der Platz seinen alten Namen zurück.
Rund um den Platz befinden sich heute zahlreiche Restaurants, Geschäfte und Hotels. Die Bebauung um den Platz entstand ab 1976. Man hat versucht die neuen Stahlskelettbauten mit angepassten Fassaden zu gestalten, um das historische Bild möglichst nicht zu zerstören.
Mich interessieren ganz besonders das Konzerthaus, der Französische Dom und der Deutsche Dom, die direkt auf dem Gendarmenmarkt stehen.
Konzerthaus auf dem Gendarmenmarkt
Dort, wo heute der prächtig Bau des Konzerthauses steht, stand 1776 der Bau des Französischen Komödienhauses.
Der Start des Theaters war nicht besonders erfolgreich, es stand zunächst von 1778 – 1786 leer. Dann erhielt der Schauspieldirektor Döbbelin das Privileg mit seiner Truppe dort aufzutreten. Aber sein Glück hielt nicht lange an, er geriet in finanzielle Schwierigkeiten und verlor seinen Posten.
1787, unter einem neu ernannten Direktorium, nannte man das Theater in Königliches Nationaltheater um. Mit der Zeit gelang es, die Spielstätte zu einem der bedeutendsten Theater um 1800 werden zu lassen.
Friedrich Wilhelm III. entschloss sich einen Neubau des Theaters in Auftrag zu geben und beauftragte den Architekten Langhans mit dieser Aufgabe. Der Neubau mit 2000 Plätzen eröffnete 1802 und brannte im Juli 1817 leider vollständig aus.
Karl Friedrich Schinkel erhielt den Auftrag ein neues bürgerliches Schauspielhaus für 1200 Zuschauer zu planen. Zusätzlich sollten Restaurant mit Küche, ein Ball- und Konzertsaal und sämtliche für den Theaterbetrieb notwendigen Räume im Gebäude integriert werden. Durch die Vermietung der zusätzlichen Säle plante man, die laufenden Kosten zu reduzieren.
Im Mai 1821 eröffnete man die Spielzeit auf der neuen Bühne mit einem Stück von Goethe. Es gab anschließend Aufführungen aus den Bereichen Sprechtheater, Konzerte und Opernaufführungen zu sehen. Auch Uraufführungen, wie zum Beispiel Der Freischütz von Carl Maria von Weber erfreuten das Publikum.
Mit dem Ende der Monarchie erhielt das Königliche Schauspielhaus 1919 auch einen neuen Namen. Es hieß nun Preußisches Staatstheater. Leopold Jessner war der erste Theaterleiter und unter seiner Federführung zog die politische Inszenierung in das Theater ein. Das Publikum schwankte zwischen Begeisterung und Ablehnung. Im Januar 1930 gab er seinen Posten auf.
In der Zeit des Nationalsozialismus stand vorwiegend die Aufführung „werksgetreuer“ Aufführungen der Klassiker im Theaterprogramm.
Im November 1943 brannte der Südflügel nach einem Bombentreffer aus. In den letzten Tagen der Schlacht um Berlin fiel dann, der bis dahin unversehrt gebliebene Teil des Hauses, den Flammen zum Opfer.
1976 beschloss die SED-Führung den Gendarmenmarkt zu rekonstruieren. Das Schauspielhaus sollte dabei zu einem Konzerthaus umgestaltet werden. Fast drei Jahre lang bauten etwa 90 Firmen und erschufen zwar etwas komplett Neues, das aber den Charakter des Originals hervorragend aufgriff. Die Einweihung erfolgte 1984 und seit 1992 heißt das einstige Schauspielhaus nun Konzerthaus Berlin.
Ich war vor einigen Jahren das erste Mal zu einem „Mieter-Konzert“ im Großen Saal. Unsere damalige Wohnungsbaugesellschaft lud jedes Jahr Mieter zu einem kostenlosen Konzertbesuch ein. Diesen konnten wir uns nicht entgehen lassen und bekamen zum Glück zwei der begehrten Freikarten.
1500 Zuschauer finden im Großen Saal im Parkett und den zwei Rängen Platz. Bei unserem ersten Besuch saßen wir im Zweiten Rang und in den folgenden Jahren „arbeiteten“ wir uns über den ersten Rang Mitte bis ins Parkett vor. Jedes Mal war ich wieder begeistert von der Gestaltung des Konzertsaals, den ich beim Zuhören bewundern konnte. Die Akustik war wirklich toll und ich habe den Besuch sehr genossen.
Französischer Dom
Steht man auf dem Gendarmenmarkt und guckt auf das Konzerthaus stehen links und rechts zwei imposante Bauwerke, die ich bei meinem Besuch auf dem Platz etwas genauer betrachtet habe.
Im Norden des Platzes steht heute der Französische Dom. Dieser grenzt an die Französische Kirche, die hier für Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) 1701/05 errichtet wurde. Was mir bisher nicht klar war, dass es sich eigentlich um zwei Gebäude handelt, die miteinander verbunden sind. Der Französische Dom ist der Kuppelturm, der um 1780 daneben entstand. Der Begriff Dom ist in diesem Fall auch nicht kirchlich geprägt, sondern stammt vom französisch dôme, was Kuppel bedeutet.
Damit der Dom errichtet werden konnte, musste der Friedhof der ansässigen Gemeinde verlegt werden. Dafür erhielt die Gemeinde ein für alle Zeiten geltendes unentgeltliches Nutzungsrecht an dem Kuppelturm. So kam es, dass hier Wohnungen, Schulräume, der Erman-Saal und ein Museum untergebracht waren.
Im Zweiten Weltkrieg brannte die Turmkuppel und die angrenzende Kirche ab. Glücklicher Weise konnten die Bestände des Hugenottenmuseums und die unteren Stockwerke gerettet werden.
Ab 1978 baute man die Kirche und die Kuppel im Zuge der Umgestaltung des Gendarmenmarktes auf. Es entstand auch eine Treppe in der Kuppel, die es möglich macht, eine Aussichts-Balustrade zu besuchen. Ich wäre gerne nach oben gestiegen, aber seit 2017 finden Sanierungsarbeiten statt und der Dom ist geschlossen. Auch das Hugenottenmuseum ist leider geschlossen. Aber ein Rundgang um den Gebäudekomplex lohnt sich trotzdem und man kann die wunderschöne Fassade entdecken.
Deutscher Dom auf dem Gendarmenmarkt
Der Deutsche Dom steht gegenüber des Französischen Doms. Wie der Französische Dom ist der Deutsche Dom ein Kuppelturm, der neben einer bestehenden Kirche errichtet wurde. Er ist nie als Kirche genutzt worden. Beide Bauwerke dienten der Verschönerung des Gendarmenmarktes.
Die Kuppel der Deutschen Doms hat einen Durchmesser von 13 Metern, auf der Spitze steht eine vergoldete Statue, die eine Allegorie der Tugend darstellt.
Auch der Deutsche Dom fiel den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer und brannte ab. Von 1983 bis 1996 baute man den Deutschen Dom wieder auf.
Heute wird er als Ausstellungsort für den Deutschen Bundestag genutzt.
Besuch der Ausstellung: Wege – Irrwege – Umwege
Der Besuch der Ausstellung im Deutschen Dom ist kostenfrei möglich und ich habe mich spontan entschlossen, diese zu entdecken. Normalerweise besuchen jeden Tag viele Gruppen die Ausstellung. Da die Ausstellung aber gerade erst wieder nach etwas längerer Schließung geöffnet hatte, war ich an diesem Vormittag alleine im Gebäude unterwegs. Es waren auch noch nicht alle Etagen geöffnet und so konzentrierte sich mein Besuch auf die Ebenen 1 bis 3 der Parlamentshistorischen Ausstellung.
Die gesamte Ausstellung ist sehr gut aufbereitet. Neben Schautafeln und multimedialen Angeboten werden auch Exponate gezeigt, die sich mit der historischen Entwicklung des parlamentarischen Systems der Bundesrepublik Deutschland beschäftigen.
Zeit sollte man auf jeden Fall mitbringen, wenn man sich intensiv mit dem Thema beschäftigen möchte – und etwas politisches Interesse ist natürlich auch von Vorteil. Ich gebe zu, dass mir bereits nach dem Besuch der Themenabschnitte „Der deutsche Frühparlamentarismus und die Revolution 1848/49“ und „Die parlamentarische Demokratie in Deutschland“ der Kopf schwirrte. Es war sehr viel Input, den ich zu verarbeiten hatte. Also habe ich die beiden anderen Bereiche zu den Themen „Parlamentarismus im kaiserlichen Deutschland und in der Weimarer Republik“ und „Der NS-Staat und Scheinparlamentarismus in der DDR“ nur im Schnelldurchlauf durchlaufen und lieber einen weiteren Besuch für diese Themen eingeplant.
Adresse:
Parlamentshistorische Ausstellung des Deutschen Bundestages
Deutscher Dom
Gendarmenmarkt 1
10117 Berlin-Mitte
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 10 – 18 Uhr
Von Mai bis September ist die Ausstellung bis 19 Uhr geöffnet. Montags ist nur an Feiertagen geöffnet!
Eintrittspreise:
kostenlos
Mandy
Toller Beitrag Susanne! Da muss ich mir den Gendarmenmarkt nun auch bald mal genauer ansehen. Die Ausstellung klingt wirklich spannend.