Lange hielten wir das Georgbraeu im Nikolaiviertel für eine klassische Touristenfalle – ein großer Fehler! Bei unserem Besuch entdeckten wir ein authentisches Brauhaus mit exzellentem Bier, deftiger Küche und einer der schönsten Lagen direkt an der Spree.
Auf einen Blick
- Was: Brauerei, Restaurant
- Wo: Berlin, Nikolaiviertel
- Highlight: frisch gebrautes Bier
- Ideal für: Bierliebhaber, Berliner, Berlin-Besucher
Idylle an der Spree: Das Nikolaiviertel als Kulisse
Das Georgbraeu findet man am Spreeufer 4, eingebettet in das älteste Wohngebiet Berlins, das Nikolaiviertel. Das Nikolaiviertel ist ein rekonstruiertes Viertel, da es im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Heute schlendert man durch mittelalterlich wirkende Kopfsteinpflastergassen rund um die Nikolaikirche. Direkt am Ufer der Spree trifft man auf einen großen Platz, in dessen Mitte das Reiterstandbild des Heiligen Georg, des Drachentöters, steht. Diesem Standbild verdankt das Brauhaus seinen Namen.

In den wärmeren Monaten befindet sich rund um das Denkmal der Biergarten des Georgbraeu. Es gibt etwa 350 Plätzen, man sitzt direkt am Wasser und kann bei einem kühlen Bier die vorbeiziehenden Ausflugsschiffe und das Panorama der Berliner Mitte genießen. Der ideale Platz für eine Auszeit.



Betritt man das Brauhaus, wird man von einer rustikalen und gemütlichen Atmosphäre empfangen. Dunkles Holz, kupferglänzende Braukessel und der Duft von deftiger deutscher Küche schaffen sofort ein Gefühl der Behaglichkeit. Das Innere verteilt sich auf acht thematisch gestaltete Räume, die auch größeren Gruppen Platz bieten.
Die Verwandlung: Wie aus dem “Spree-Büffet” eine Brauerei wurde
Die Geschichte des heutigen Brauhauses Georgbraeu an diesem Standort ist jünger als die historische Fassade vermuten lässt.
Vor der politischen Wende in Deutschland befand sich das Nikolaiviertel in Ost-Berlin, also in der DDR. Die Räumlichkeiten wurden zu dieser Zeit von dem “Spree-Büffet”, einem Selbstbedienungsrestaurant genutzt.
Nach der Wende, im Zuge der Neugestaltung und Wiederbelebung des historischen Nikolaiviertels, wurde die Idee einer traditionellen Hausbrauerei an diesem Ort geboren. Man wollte an die alte Berliner Brautradition anzuknüpfen. Im Oktober 1992 öffnete das Georgenbräu schließlich seine Türen.

In dem familiengeführter Betrieb legt man hier Wert auf Handwerk und Tradition. Der Braumeister stellt pro Jahr etwa 1.500 Hektoliter Bier her, das ausschließlich vor Ort ausgeschenkt wird.
Geheimnis gelüftet: Der glänzende Kessel ist kein Deko-Stück!
Mitten im Gastraum, unübersehbar und glänzend, steht der kupferne Braukessel. Er ist kein reines Dekorationsobjekt, wie viele Gäste zunächst vermuten. Hier findet die sogenannte Würzekochung statt – einer der zentralen Schritte beim Bierbrauen. Das fertige Bier lagert im Keller. Dort befinden sich die Ausschanktanks. Aus diesen Tanks wird das unfiltrierte, naturtrübe Bier direkt und ohne lange Umwege zum Zapfhahn geleitet. Frischer kann man sein Bier kaum bekommen.

Helles vs. Dunkles: Unsere Bierprobe aufs Exempel
Das Georgbraeu ist in der Bierszene bekannt für seine hauseigenen, unfiltrierten Biere, gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516. Im ständigen Ausschank finden sich zwei Klassiker: ein Helles und ein Dunkles.
Georgbraeu Hell
Ich entscheide mich für das Georgbraeu Hell. Auch wenn die Aussage immer etwas merkwürdig klingt, es ist ein ehrliches Bier. Ohne Schnickschnack ohne Experiment – klassisch und gut.
Im Glas präsentiert sich das Bier in einem naturtrüben, sonnigen Goldgelb. Eine stabile, feinporige Schaumkrone thront auf dem Bier.

Noch vor dem ersten Schluck nehme ich einen dezenten Duft nach frischem Getreide und einer leichten Heunote war. Hier hat man den Hallertauer Aromahopfen verwendet, der eine leichte fruchtige Note versprüht.
Im Antrunk ist das Bier spritzig und weich. Ich schmecke nur eine dezente bittere Note. Das Bier ist ungemein süffig. Mir schmeckt es.
Ein perfektes Bier für Einsteiger und alle, die einen unkomplizierten, süffigen Begleiter für einen sonnigen Nachmittag im Biergarten suchen.
Georgbraeu Dunkel
Patrick hat sich für das Georgbraeu Dunkel entschieden. Es schimmert in einem satten Kastanienbraun mit rötlichen Reflexen ins Glas.
Dunkles Bier ist oft, bedingt durch das Röstaroma des Malzes, sehr süß. Auch bei diesem Bier lässt der intensive Geruch von Röstaromen, die an dunkle Brotkruste, Karamell und einen Hauch von Bitterschokolade erinnern, dieses vermuten. Aber der Geschmack ist hervorragend ausbalanciert. Die karamellige Süße des Röstmalzes dominiert, wird aber von einer feinen Würze und einer sanften Bittere im Abgang gut aufgefangen. Es ist ein vollmundiges, aber nicht zu schweres Bier.

Das Georgbraeu Dunkel ist ideal für Liebhaber von malzbetonten Bieren, die eine Alternative zum klassischen Pils suchen und ein Bier mit Charakter schätzen.
Saisonale Angebote
Zusätzlich zu den ganzjährig verfügbaren Klassikern Georgbraeu Hell und Georgbraeu Dunkel braut der Braumeister je nach Jahreszeit besondere Biere, die nur für eine begrenzte Zeit erhältlich sind.
Im Angebot sind zum Beispiel ein Märzen, ein Sommer-Weizen oder ein Bockbier.
Deftige Begleitung: Haxe und Boulette im Geschmackstest
Zum Bier passend wird deftige deutsche Küche angeboten. Der Blick in die Speisekarte zeigte zum Beispiel Eisbein, Sülze, Haxe und Bouletten. Für uns die typischen Gerichte, die Berlinbesucher erwarten, wenn sie in der Stadt sind. Also entschieden wir uns, zwei der Gerichte zu probieren und zu gucken, ob sie wirklich typisch sind.

Festzuhalten ist, die Preise sind für die Gegend und das Publikum erstaunlich günstig. Da haben wir schon ganz andere Preisgestaltungen erlebt und nicht häufig auf einen Restaurantbesuch verzichtet. Als dann das Essen gebracht wurde folgte die zweite Überraschung.. die Portionen waren wirklich groß! Das Verhältnis Preis und Menge verdient auf jeden Fall ein Plus.
Patricks Wahl fällt auf die knusprige Schweinshaxe. Diese wird im Georgbraeu mit Klößen und Sauerkraut serviert. Das Fleisch war hervorragend und auf den Punkt gegart. Die knusprige Kruste knackt beim Abbeißen und die Beilagen ergänzten das Gericht perfekt – was will man mehr?

Ich habe mit für Bouletten mit Kartoffelsalat entschieden. Ein wirklich typisches Berliner Gericht, das es früher in vielen Familien regelmäßig an Sonntagen gab. Hier ist der Knackpunkt die Zubereitung der Boulette. Jede Familie hat da so seine kleinen Feinheiten. Angefangen von der Wahl des Hackfleisches bis zu den Gewürzen, es gibt unzählige Varianten. Diese Bouletten sind natürlich auch nach einem hauseigenen Rezept gefertigt worden und haben gut geschmeckt. Das „aber“ bezieht sich natürlich auf meinen Geschmack und meine „Boulettenerfahrung“. Ich hätte mir etwas gröberes Hackfleisch und etwas mehr Gewürze gewünscht. Aber das wären dann nicht mehr Bouletten aus dem Georgbraeu. Der Kartoffelsalat hat meine Erwartungen übertroffen – gut abgeschmeckt, frisch und „schlorzig“ – einfach perfekt!
Ein Blick in die Karte: Wer lieber weniger deftig essen möchte, kann zum Beispiel Ofenkartoffeln und Käsespätzle bestellen.
Unser Fazit: Ein Muss für Berlin-Fans und Bierliebhaber
Wären wir doch schon früher hier eingekehrt! Das Georgbraeu hat uns auf ganzer Linie überzeugt. Wer ehrliches, handwerklich gebrautes Bier, herzhafte deutsche Küche zu fairen Preisen und einen unschlagbaren Platz an der Spree sucht, ist hier goldrichtig. Der freundliche Service und die gemütliche Atmosphäre taten ihr Übriges – eine klare Empfehlung, nicht nur für Touristen!

Besucherinformationen
Adresse
Spreeufer 4, 
10178 Berlin-Mitte
Anfahrt
Mit der U-Bahn
Die U-Bahn-Stationen “Klosterstraße” (U2) oder “Rotes Rathaus” (U5) sind nur wenige Gehminuten entfernt. Auch der Alexanderplatz ist fußläufig erreichbar.
Öffnungszeiten
täglich ab 12:00 Uhr
Tischreservierungen sind online oder telefonisch möglich.
Kartenzahlung
Kartenzahlung (EC, Visa, Mastercard, Amex) ist möglich.

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