Das Areal auf dem heute das Humboldt Forum steht, ist ein Ort, der wie kaum ein anderer die deutschen Geschichte widerspiegelt. Hier standen einst das prunkvollen Stadtschloss der Hohenzollern, der sozialistischen Palast der Republik und heute das Humboldt Forum.
Das Berliner Stadtschloss: Machtzentrum im Barockbau
Die Geschichte des Ortes beginnt im frühen 15. Jahrhundert mit dem Bau einer Burg durch Kurfürst Friedrich II.. Über die Jahrhunderte hinweg haben die verschiedenen Herrscher die Burg immer wieder erweitert und umgebaut, bis es sich im frühen 18. Jahrhundert in ein prächtiges barockes Stadtschloss verwandelte. Dieses diente als Hauptresidenz der preußischen Könige und späteren deutschen Kaiser.
Das Schloss war nicht nur ein Ort der Macht, sondern auch ein kulturelles Zentrum. Es beherbergte Kunstsammlungen und eine umfangreiche Bibliothek. Hier fanden glanzvoller Feste und Staatsakte statt. Die prächtigen Fassaden und die prunkvollen Innenräume zeugten vom Repräsentationsanspruch der Hohenzollern.
Der Zweite Weltkrieg brachte das Ende für das historische Schloss. Bei Luftangriffen im Februar 1945 wurde es schwer beschädigt und brannte größtenteils aus. Obwohl ein Wiederaufbau technisch möglich gewesen wäre, entschied sich die DDR-Führung aus ideologischen Gründen gegen eine Restaurierung.
Der Palast der Republik ein DDR-Prestigeobjekt
Nach der Sprengung der Schlossruine im Jahr 1950 klaffte an dieser Stelle Berlins eine riesige Leere. Zunächst nutzte die Regierung die Fläche als Aufmarschplatz. In den 1970er Jahren beschloss die DDR-Führung den Bau eines neuen repräsentativen Gebäudes. Es entstand der Palastes der Republik.
Eröffnet wurde das Gebäude im Jahr 1976. Es war ein Multifunktionsbau, der auch als Sitz der Volkskammer der DDR diente. Hier fanden aber auch Kultur- und Freizeitangebot für die Bevölkerung statt. Es gab Konzertsälen, Restaurants, eine Bowlingbahn und ein Theater.
Die bronzefarben verspiegelte Fassade und die moderne Innenausstattung standen damals im starken Kontrast zur historischen Umgebung. Für viele DDR-Bürger war “Erichs Lampenladen”, wie er im Volksmund wegen seiner zahlreichen Leuchten auch genannt wurde, ein wichtiger Ort für Kultur und Begegnung.
Der Weg zum Humboldt Forum
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde der Palast der Republik aufgrund von Asbestbelastung geschlossen. Es folgte eine jahrelange Debatte über seine Zukunft: Sanierung, Abriss oder Teilabriss?
Die Gründung des “Fördervereins Berliner Schloss e.V.” (1992) war sicherlich eine treibende Kraft für die Entscheidungsfindung. Der Verein hatte das Ziel Spenden für die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses zu sammeln und für die Idee des Wiederaufbaus zu werben.
Eine internationale Expertenkommission wurde vom Bundestag und dem Senat von Berlin eingesetzt. Sie sollten Empfehlungen für die Gestaltung der historischen Mitte Berlins, einschließlich des Schlossareals erarbeiten. Die Kommission sprach sich für den Wiederaufbau der barocken Schlossfassaden aus und schlug eine gemischte Nutzung vor. Der Deutsche Bundestag legte dann 2002 in einem Beschluss die genaueren Details fest.
Der vollständige Rückbau des Palastes der Republik erfolgte zwischen 2006 und 2008. Nun war Platz für einen Neubau.
Nach einem internationalen Architekturwettbewerb wählte man der Entwurf des italienischen Architekten Franco Stella aus. Er sah die Rekonstruktion von drei der historischen Fassaden und des Schlüterhofs vor. Die Ostfassade und das Innere wollte man modern gestalten.
Die geschätzten Kosten lagen bei rund 600 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgte durch den Bund, mit einem Anteil des Landes Berlin und Spendenbeiträgen. Die Gründung der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss (2009) als Bauherrin und spätere Betreiberin des Humboldt Forums war ein weiterer wichtiger Schritt.
Die Grundsteinlegung erfolgte 2013. Der Bau des Humboldt Forums war ein technisch und logistisch anspruchsvolles Großprojekt. Die Rekonstruktion der barocken Fassaden erforderte handwerkliches Können und historische Genauigkeit. Gleichzeitig musste modernste Museums- und Veranstaltungstechnik integriert werden. Und wie das bei solchen Projekten oft der Fall ist, kam es auch hier zu Kostensteigerungen und zeitlichen Verzögerungen.
Die rekonstruierte Fassade war schließlich 2019/2020 fertiggestellt. Ab Ende 2020 erfolgte eine schrittweise Eröffnung des Humboldt Forums. Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnte die geplante physische Eröffnung nicht stattfinden. Stattdessen gab es eine digitale Eröffnung mit ersten Einblicken. Ab Sommer 2021 wurden schrittweise erste Bereiche und Ausstellungen für das Publikum zugänglich gemacht. Dies umfasste zunächst die Foyers, den Schlüterhof und erste Sonderausstellungen. Die ersten Dauerausstellungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst stehen den Besuchern im Westflügel seit September 2021 zur Verfügung. Die vollständige Eröffnung aller Sammlungsbereiche, insbesondere im Ostflügel, erfolgte dann im September 2022.
Blick auf das Gebäude
Kernstück ist die Wiederherstellung von drei der vier Außenfassaden und des Schlüterhofs. Die Rekonstruktion orientierte sich an den Entwürfen des ursprünglichen Schlosses. Die historische Kuppel über dem Eosanderportal wurde ebenfalls wieder errichtet.
Für die Fassaden verwendete man überwiegend Sandstein. Die Rekonstruktion der zahlreichen Skulpturen, Reliefs und Bauornamente war eine handwerkliche Herausforderung. Steinmetze, Bildhauer und andere Spezialisten arbeiteten jahrelang daran, die Details nach historischen Fotografien, Plänen und erhaltenen Fragmenten wiederherzustellen. Wo immer es möglich war, versuchte man erhaltene Originalteile des alten Schlosses in die neuen Fassaden zu integriert.
Mir gefallen besonders die beiden wunderschönen Portale. Das Eosanderportal (Portal V) an der Westseite (Lustgarten) ist der Haupteingang. Dieser ist von der Kuppel gekrönt. Das Portal III im Schlüterhof ist von Andreas Schlüter entworfen worden.
Ein starker Kontrast zu den historisch gestalteten Fassaden ist die Ostfassade zur Spree. Sie besteht aus Kalkstein und ist modern gestaltet.
Ein Blick ins Gebäude
Das Innere des Humboldt Forums ist überwiegend modern und funktional gestaltet. Man hat so versucht, den Anforderungen eines zeitgenössischen Museums- und Veranstaltungszentrums gerecht zu werden.
Es gibt aber, wenn man ganz genau hinschaut, kleine Details aus der Vergangenheit. Nehmen wir zum Beispiel einige Schilder, die ich eher zufällig bei meinem Rundgang entdeckt habe. Diese Hinweisschilder gehörten ursprünglich in den Palast der Republik und erinnern heute an diese Zeit.
Wer den Museumsbereich im Schlosskeller besucht, kann Mauern des Stadtschlosses, alte Rohrleitungen und Reste des alten Dominikanerklosters entdecken.
Der Skulpturensaal ist der richtige Ort für Liebhaber alter Skulpturen. Hier kann man die Figuren, die einst das Stadtschloss zierten bewundern.
Tipp: Ein Besuch auf der Dachterrasse im Ostflügels des Schlosses bietet eine tolle Aussicht über die Stadt.
Museen im Humboldt Forum
In großen Bereichen des Humboldt Forumsbefinden sich verschiedenen Museen. Besonders toll finde ich, dass die meisten sogar kostenfrei sind!
Ethnologisches Museum
Hier werden Objekte und Kunstwerke aus Afrika, Ozeanien, Amerika und Teilen Asiens gezeigt. Zu den Highlights gehören:
- Das Auslegerboot von der Insel Luf (Ozeanien)
- Weltberühmte Bronzen und Elfenbeinschnitzereien aus den Königreichen Benin (Afrika)
- Thronsessel aus Kamerun
- Figuren und Masken aus verschiedenen Kulturen Afrikas und Ozeaniens
Museum für Asiatische Kunst
Hier kann der Besucher eine Sammlung ostasiatischer, indischer, südostasiatischer und zentralasiatischer Kunst vom 5. Jahrtausend v. Chr. bis in die Gegenwart sehen. Highlights sind:
- Chinesische Hofkunst
- Japanische Kunst
- Skulpturen und Kunstobjekte aus Indien und Südostasien
- Kunst aus der Seidenstraße.
BERLIN GLOBAL (Stiftung Stadtmuseum Berlin & Kulturprojekte Berlin)
Eine interaktive und multimediale Ausstellung, die die vielschichtigen Beziehungen Berlins zur Welt beleuchtet. Themenräume wie Revolution, Freiraum, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode und Verflechtung laden zum Entdecken ein.
Humboldt Labor (Humboldt-Universität zu Berlin)
Im 1. Obergeschoss gelegen, präsentiert diese Ausstellung aktuelle Forschungsprojekte der Universität und ihrer Partner. Es ist ein Ort des Wissens, der zum Dialog und zur Interaktion einlädt.
Besucherinformationen
Adresse
Humboldt Forum
Schloßplatz
10178 Berlin
Anfahrt
Öffentliche Verkehrsmittel
U-Bahn Linie U5: Haltestelle “Museumsinsel” oder “Rotes Rathaus”
Bus Linien 100, 200, 300: Haltestelle “Lustgarten” oder “Spandauer Straße/Marienkirche”
S-Bahn: Bahnhöfe Alexanderplatz oder Hackescher Markt sind in Laufnähe
Mit dem Fahrrad
Es gibt Fahrradstellplätze in der Nähe.
Mit dem Auto
Die Parkmöglichkeiten in der direkten Umgebung sind begrenzt und meist kostenpflichtig.
Öffnungszeiten
Ausstellungen:
Mittwoch – Montag: 10:30 – 18:30 Uhr
Dienstag: geschloosen
Abendveranstaltungen beginnen in der Regel um 19 Uhr
Eintrittspreise
Kostenfrei:
- Schlosskeller
- Skulpturensaal
- Ethnologisches Museum
- Museum für Asiatische Kunst
Berlin Global:
Erwachsene. 7,-€
Dachterrasse:
3,-€
Barrierefreiheit
Das Humboldt Forum ist weitgehend barrierefrei gestaltet. Es gibt Aufzüge zu allen Ebenen, barrierefreie Toiletten und Angebote für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen (z.B. Tastmodelle, Audioguides in einfacher Sprache).
Auf der Südseite stehen Behindertenparkplätze zur Verfügung.
Gut zu wissen
Der Eintritt in die Foyers, Höfe (inklusive Schlüterhof) und die Passage ist kostenfrei. Für die Ausstellung BERLIN GLOBAL, für viele Sonderausstellungen und Veranstaltungen wird ein Ticket benötigt. Einige der Museen können kostenfrei besucht werden.
Tickets können online über die offizielle Webseite des Humboldt Forums oder direkt an den Kassen vor Ort erworben werden.
Ja, es gibt kostenlose Garderoben und Schließfächer für Taschen und Rucksäcke. Größere Gepäckstücke sind in den Ausstellungen nicht erlaubt.
Ja, im Humboldt Forum gibt es mehrere Cafés und Restaurants mit unterschiedlichen Angeboten sowie Museumsshops.
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