Ich war in Berlin unterwegs – eigentlich mit einem ganz anderen Ziel – und stand plötzlich vor der Klosterruine Berlin. Mein eigentliches Ziel musste warten, meine Entdeckerdrang war geweckt – ich wollte mehr sehen und vor allem mehr wissen.
Franziskaner Klosterkirche
Ende des 13.Jahrhunderts errichteten die Mönche des Franziskanerordens eine Klosterkirche genau an der Stelle, an der sich heute die Klosterruine Berlin befindet. Das Grundstück war ihnen zuvor von dem brandenburgischen Marktgrafen geschenkt worden. Zusätzlich hatte der Orden eine Ziegelei in Tempelhof erhalten und so stand dem Kirchenbau nichts mehr im Wege.
Bis 1539 lebten die Mönche recht gut auf dem Gelände. Im Zuge der Reformation wird das Berlin/Cöllner Gebiet protestantisch. Das Berliner Fanziskanerkonvent wurde aufgelöst, die Mönche durften aber bis zu ihrem Lebensende weiter das Kloster nutzen.
1571, nachdem der letzte Mönch gestorben war, zog der Alchimist und kurfürstliche Leibarzt Leonhard Thurneysser in das Kloster. Für die Anwohner in der Umgebung muss sein Einzug etwas „unheimlich“ gewesen sein. So soll er unbekannte exotische Tiere im Klosterhof gehalten und das erste naturwissenschaftliche Laboratorium Brandenburgs dort aufgebaut haben. Etwas „normaler“ wird da die Einrichtung einer Druckerei gewesen sein, auch wenn es die erste Druckerei in Berlin war.
Aus dem Kloster wird eine Schule
Lange blieb Leonhard Thurneysser nicht der alleinige Nutzer des Geländes. 1574 zog das erste Gymnasium Berlins in einen Teil der Gebäude ein. Das Gymnasium zum Grauen Kloster nutzte die Kirche, das Refektorium, das Beichthaus, einen Teil des Gartens mit dem Kreuzgang und den Kirchhof. Obwohl die Einwohnerzahl von Berlin noch nicht so groß war, gingen schon bald 600 Schüler hier zur Schule. Darunter auch Kinder, die später einmal eine bekannte Persönlichkeit wurden, zum Beispiel Karl Friedrich Schinkel und Otto von Bismarck.
Mit der Zeit verfiel trotz der intensiven Nutzung der Gebäudekomplex immer mehr. Schinkel, inzwischen ein bekannter Architekt und Baumeister legte Pläne vor, die seine alte Schule vor der Zerstörung retten sollte. Es half alles nichts. 1902 schloss man die Kirche und erst 1936 konnte man sie, wenn auch nur kurzfristig wieder nutzen.
Im April 1945 wird die Klosteranlage bei einem Bombenangriff stark zerstört. Von der Kirche blieben nur noch einige Mauern stehen. Auch die anderen Gebäude des Klosters waren zum Teil vollkommen zerstört.
Als 1951 in der Gegend der Klosterstraße U-Bahn Bauarbeiten durchgeführt wurden, riss man Teile der Ruinen ab und zur 750-Jahrfeier von Berlin sanierte man den Rest der Ruine soweit, dass man sie zukünftig für kulturelle Veranstaltungen nutzen konnte.
Eindrücke in der Klosterruine Berlin
Ich wusste bis zu meinem zufälligen Besuch nicht, dass in Berlin diese Ruine existiert. Um so mehr hat es mich gefreut, hier in der Klosterstraße auf Entdeckungstour zu gehen.
Bei meinem Besuch gab es gerade keine aktuelle geöffnete künstlerische Aktion vor Ort. Fast alleine konnte ich die Ruine betrachten. An der eine Wand befinden sich einige historische Grabplatten. Einige der Wandöffnungen sind mit Holzplatten verschlossen. Ich finde es beeindruckend, mitten in einer Kirche zu stehen, auch wenn es nur noch Reste des Bauwerks sind, und in den Himmel gucken zu können.
Viel spannender finde ich allerdings, dass man durch die unverglasten Fensteröffnungen den Berliner Fernsehturm sehen kann. Was für ein Zusammenspiel von alter und neuer Architektur!
Ein beeindruckender Ort, den man besuchen sollte, wenn man in der Gegend des Alexanderplatzes unterwegs ist.
Adresse:
Klosterruine Berlin
Klosterstr. 73a
10179 Berlin
Anfahrt:
U2 Klosterstraße
U8, U5, S5, S7, S75 Alexanderplatz
Bus 248 Littenstraße
Öffnungszeiten:
April bis Oktober:
Montag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr
Während der Wintermonate von November bis April ist die Klosterruine geschlossen.
Eintrittspreise:
kostenlos
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