Berlin ist so wunderbar vielfältig und bietet interessante Ausflugsmöglichkeiten an, die wir als Berliner erst so nach und nach entdecken. Wir haben eine Entdeckungsreise zur Alten Mälzerei der Schultheiss Brauerei unternommen.
Wer gerne die Welt der Malzherstellung entdecken möchte und dabei auch noch gerne durch stillgelegte Fabriketagen läuft, sollte hier an einer Führung mit TunnelTours teilnehmen. So gelangt man durch alte abgeblätterte Türen in den noch ursprünglich erhaltenen Gebäudekomplex, in dem noch ein großer Teil der Maschinen zu sehen ist.
Die Führung war wirklich super interessant. Ich habe nicht nur jede Menge über die Geschichte des Biers erfahren, sondern auch den Prozess der Malzherstellung kennen gelernt. Aber keine Sorge, man muss nicht Biologe, Bierbrauer oder ähnliches sein, um alles zu verstehen. Die Erklärungen sind gut verständlich und Nachfragen jeder Zeit erwünscht.
Was ist eine Mälzerei werden sich einige fragen. In einer Mälzerei wird das Getreide durch den Vorgang der Mälzung für den Vorgang des Bierbrauens vorbereitet.
In Berlin – Schöneberg steht die Alte Mälzerei, die von dem Brauereiunternehmen Schultheiss in einem Gebäudekomplex von 1914 errichtet wurde. Es ist noch viel von dem alten Betrieb vorhanden. Der Gebäudekomplex besteht aus mehreren Gebäuden, einem Darrentrakt, einem Tennengebäude, mehreren Silos und verfügte über einen Eisenbahnanschluss. Die alten Schienen sind zum Teil noch vorhanden. Einige Gebäudeteile werden heute von unterschiedlichen Firmen genutzt, aber ein Bereich beherbergt noch die Reste der Mälzerei.
Führung durch die Mälzerei
Die Führung führte uns in das Gebäude, zunächst in den 5.Stock. Hier nach oben brachte man das Getreide nach der Anlieferung und befreite es in mehreren Verfahren von Unreinheiten. Zusätzlich sortierten Maschienen das Korn, da nicht alle Kornformen und -größen für die Malzherstellung Verwendung finden.
Anschließen kamen wir in die noch original erhaltenen Räume für das Weichen. Wir konnten uns die großen Kessel ansehen, in denen das Weichen des Getreides stattgefunden hat. Hier hat man das Getreide mehrere Tage befeuchtet, bis der Wassergehalt des Korns bei etwa 40% lag. In diesem Raum sind sogar noch die alten Wand- und Bodenfliesen vorhanden.
Diese Brauerei verfügte über große Tennenanlagen. Hier hat man das Getreide in dünnen Schichten ausgelegt und es musste regelmäßig gewendet werden. Wir konnten hier nur einen kurzen Blick hinein werfen. Leider war der Raum so dunkel, dass fotografieren nahezu unmöglich war. Dennoch war der ungeheure Platzbedarf zu erkennen, den man für diesen Prozess benötigte. Verständlich, dass die Betreiber im Zuge der Modernisierung auf die Nutzung von Keimkästen umgestellt haben.
In einem Raum stehen noch die neueren Keimkästen. Sie sehen aus wie riesige Container, in denen man das Getreide in etwas dickeren Schichten zum Keimen ausgelegt hat. Innerhalb von 4-7 Tagen bilden sich hier Keimlinge, die ständig mit Hilfe von Maschinen gewendet wurden. So konnte die Mälzerei ihre Produktion erhöhen.
Den Abschluss des Herstellungsprozesses bildet das Darren. Hierbei wird das gekeimte Getreide getrocknet. Dabei entstehen je nach Temperatur und Dauer unterschiedliche Farb- und Aromastoffe im Korn. Diese sind für eine vielfältige Bierherstellung notwendig.
Für das Darren wurden in Schöneberg 4 markante Schornsteine errichtet, die noch heute das Bild der Anlage bestimmen. Wir sind in einen Raum unterhalb dieser Schornsteine gegangen. Hier steht man auf Gittern und kann in das riesige Loch des Schornsteins gucken. Erstaunt war ich über die Geräusche in diesem Raum. Der Wind, die eingebauten Be- und Entlüftungen und die drehbaren Hauben auf den Darrschloten erzeugen Töne, die ich, wenn ich alleine hier gewesen wäre, als sehr unheimlich empfunden hätte. Gut das man uns über die Entstehung der Töne aufgeklärt hat.
Mir hat der Besuch in der Mälzerei wirklich gut gefallen!
Das Gelände der Alten Mälzerei ist frei zugängig, so das man die Gebäude von außen besichtigen kann. Wer in die Mälzerei möchte muss sich zu einer Führung anmelden.
Anschrift:
Bessemerstr. 2-14
12103 Berlin
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