Berlin-Spandau ist in der Regel von Touristenströmen verschont. Gut für uns Spandauer, eher schlecht für einige wirklich tolle Ausflugsziele, die Spandau zu bieten hat. Wir haben einen Blick in eins der wenigen Museen in Spandau geworfen:
Militärhistorisches Museum auf dem Flugplatz Gatow.
Flugplatz Gatow
1935 wurde ein altes Segelfluggelände in Gatow zu einem Militärflugplatz umgebaut. Hier brachten die Nationalsozialisten die Luftwaffenakademie und die Luftkriegsschule unter. Regelmäßig hoben Flüge von dem Flugplatz ab.
Im April 1945 besetzte die Rote Armee den Flugplatz und stationierte hier einige Maschinen. Gemäß der Vereinbarungen der Alliierten über Berlin, wurde Mitte 1945 Spandau zur Britischen Zone. Der Flugplatz wurde zur Heimat der Royal Air Force Gatow.
Während der Zeit der Berliner Blockade landeten in Gatow auch Maschinen der Luftbrücke und halfen bei der Versorgung der Berliner Bevölkerung. Etwa 1000 Tonnen wurden hier täglich angeliefert.
Kurzzeitig nutzte man den Flugplatz Gatow auch für den zivilen Luftverkehr. Mit der Verlegung des Flugverkehrs nach Tempelhof stellte man dieses jedoch wieder ein. Die einzigen zivilen Maschinen, die nun noch in Gatow landeten, beförderten die britische königliche Familie, wenn sie ihre Staatsbesuche in Berlin machten.
Von 1954 bis 1994 hatte die Royal Air Force in Gatow zwei Flugzeuge fest stationiert, die man zur Luftaufklärung einsetzte. Zusätzlich gab es noch einige Hubschrauber, die hier ihren Heimatflughafen hatten. Viele Flüge hoben nicht mehr von dem Flugplatz ab, sehr zur Freude der Kladower Bevölkerung.
1994 sind die Allierten aus Berlin abgezogen. Ein Teil des Geländes übernahm die Bundeswehr. Das Flugfeld ist zum Teil mit Wohnhäusern bebaut worden. Der Tower, einige Hangar und Teile des Rollfeldes sind heute Ausstellungsfläche für das Militärhistorische Museum.
Militärhistorisches Museum
Das Museum in Gatow ist eine Außenstelle des Dresdener Militärhistorischen Museums der Bundeswehr. Die Ausstellung befindet sich im Hangar 3 (wird 2017/18 renoviert) und Hangar 7, im ehemaligen Towergebäude und auf dem Freigelände des ehemaligen Flugplatzes.
Wir haben das Museum an einem Mittwoch Vormittag besucht. Etwas erstaunt war ich schon, als wir auf dem großen Parkplatz des Museums ankamen. Unser Auto war das einzige Auto weit und breit. Fast schon mit Handschlag sind wir am Eingang begrüßt worden und haben einen Plan des großen Geländes bekommen.
Auf dem Außengelände ist das Fahrradfahren und Inlineskaten erlaubt (sofern man keinen Besucher behindert oder gefährdet). Die meisten Angebote sind barrierearm, einige sogar barrierefrei gestaltet worden (je nach baulichen Vorraussetzungen).
Zunächst haben wir uns auf der Außenanlage des Geländes umgeschaut. Die unterschiedlichsten Flugzeugtypen stehen hier, von Jagdbombern, Schulungsflugzeugen bis zum Erdkampfflugzeug. Für einen Laien, wie mich, sind die Unterschiede und Flugzeugtypen auf Schildern gut erklärt. Ich fand es spannend, die Unterschiede zu entdecken und bekannte Namen mit einem Aussehen zu verbinden.
Eine Maschine ist mir besonders ins Auge gefallen. Die C47 Dakota der Australischen Air Force. Das Transportflugzeug gehört zu den meist gebauten Transportflugzeugen des Zweiten Weltkrieges. Während der Berliner Luftbrücke wurde diese Maschinen häufig eingesetzt. Auch viele australische Piloten flogen damals nach Berlin. Allerdings nie in ihren Flugzeugen. Australische Maschinen durften die vorgegebenen Luftkorridore nicht nutzen. 1980 kam dieses Flugzeug dennoch nach Berlin. Ein britischer Soldat lackierte die Maschine extra um, damit sie wie ein britisches Flugzeug aussah. In Gatow angekommen bekam die Dakota ihr ursprüngliches Aussehen zurück. Seitdem steht sie in Gatow als Erinnerung an den australischen Beitrag zur Luftbrücke.
Auf dem Weg zum Hangar 7 sind wir an einigen Fahrzeugen der Flugabwehr vorbei gekommen. Schon erstaunlich, wie riesig die Radaranlage auf dem Auto ist. Wie man damit wohl gefahren ist?
Im Hangar 7 befinde sich eine Dauerausstellung zum Thema Luftwaffe der Bundesrepublik Deutschland. Gezeigt werden nicht nur Luftfahrzeuge. Hier findet man auch eine sehr interessante Ausstellung, die unter anderem die Themen Cockpit, Ausbildung der Soldaten und Flugsicherung behandelt.
An dieser Flugsicherungskonsole hat man noch bis 2007 in Berlin-Tempelhof gearbeitet.
Mein persönliches Highlight war jedoch ein Besuch im Towergebäude. Hier befinden sich heute Ausstellungsbereiche die an die Nutzung des Flugplatzes erinnern. Für mich war es eine kleine Zeitreise. Ich habe 8 Jahre für die Royal Air Force in Gatow gearbeitet und bin so einige Male in diesem Gebäude bei meiner Personalstelle gewesen. Türen, Treppen, Bodenbelag .. es fehlten eigentlich nur die Offiziere…
Lohnt sich der Besuch?
Ich finde der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Nicht nur wer Interesse an der Militärgeschichte und Flugzeugen hat, sollte hier einen schönen Spaziergang unternehmen. Es gibt viel zu entdecken und die Ausstellung verändert sich ständig.
Adresse:
Am Flugplatz Gatow 33,
14089 Berlin
Öffnungszeiten (2020):
Dienstag bis Sonntag: 10–18 Uhr
Montags geschlossen, außer an Feiertagen
24.–26.12. und 31.12.–01.01. geschlossen
Eintrittspreise:
kostenlos
Kostenlose Besucherführungen finden samstags und sonntags, jeweils 14 Uhr statt (Treffpunkt: Tower, Eingang)
Offenlegung: Die Verwendung der von uns aufgenommenen Fotos, wurde freundlicher Weise von Pressestelle des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr genehmigt.
minikbavul
Voll gut. Danke dir!