In Berlin-Mitte im früheren Reichspostministerium befindet sich heute das Museum für Kommunikation Berlin. In diesem Museum ist mir bewußt geworden, wie rasant die technische Entwicklung in den letzten Jahren voran gegangen ist.
Ich stehe still an einem Briefkasten und lausche einem Vater, der seiner knapp 5-jährigen Tochter die Vergangenheit erklärt. „Nein, da gab es noch kein Handy und die Menschen haben keine Sprachnachrichten verschickt. Wenn du da der Oma eine Nachricht schreiben wolltest, hast du einen Brief geschrieben und ihn in diesen Kasten geworfen….“ . Puh, ich bin alt. Ich bin „früher“ aufgewachsen, ich habe noch in der Schule gelernt, wie man einen Briefumschlag beschriftet…. Und das ist gerade einmal 50 Jahre her. Was werden unsere Kinder in den nächsten 50 Jahren für Entwicklungen erleben.
Museum für Kommunikation Berlin – die Geschichte
Wir schreiben das Jahr 1872: Der Generalpostmeister des Deutschen Reiches hat eine grandiose Idee – ein Museum, das sich einer damals revolutionären Sache widmen soll, der Geschichte der Technik. So wurde das Reichspostmuseum geboren, eines der ersten Museen weltweit, das Technikgeschichte erlebbar machte. Und genau dieses Museum ist der Vorläufer des heutigen Museums für Kommunikation Berlin. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass ein solch beeindruckender Ort entstand und sich über die Jahrzehnte immer wieder neu erfand?
Ein Gebäude mit Geschichte und Giganten auf dem Dach
Das Herzstück des Museums war und ist ein beeindruckendes Gebäude in der Leipziger Straße, das in den Jahren 1871-1874 errichtet wurde. Damals unter dem Namen „Generalpostamt“ bekannt, wurde es später zum Reichspostamt und schließlich zum Reichspostministerium. Schon wenige Jahre nach Fertigstellung wurde das Gebäude erweitert (1893-1897), und der Erweiterungsbau diente fortan auch als Reichspostmuseum.
Ein echtes Highlight? Auf dem Dach thronte eine fast 6 Meter hohe Skulptur eines Giganten, der eine Erdkugel hielt – ein echter Hingucker, der die Macht und Bedeutung des Postwesens symbolisieren sollte!
Kriege, Zerstörung und ein Neubeginn
Die beiden Weltkriege hinterließen auch hier ihre Spuren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude schwer beschädigt. Zum Glück hatten die Verantwortlichen einen cleveren Schachzug gemacht. Die wertvollen Exponate wurden rechtzeitig ausgelagert. Allerdings verloren sich nach Kriegsende einige dieser Schätze – wer weiß, wo sie heute sind? In der Nachkriegszeit lag die Ruine des Museums im sowjetischen Sektor Berlins. Es dauerte bis 1958, bis man begann, das Gebäude wieder aufzubauen. Noch im selben Jahr gab es eine kleine Briefmarkenausstellung. Das war ein bescheidener, aber wichtiger Anfang. Bald folgte eine Dauerausstellung, die die Entwicklung von Postwesen, Telegrafie, Telefonie sowie Rundfunk und Fernsehen thematisierte. Und ja, natürlich durfte eine Briefmarken-Dauerausstellung nicht fehlen!
DDR, Wiedervereinigung und neue Pläne
Während der DDR-Zeit wurde beschlossen, das Gebäude für die 750-Jahr-Feier Berlins vollständig wieder aufzubauen. Doch wie das oft so ist mit großen Bauvorhaben, man wurde nicht rechtzeitig fertig. Erst nach der Wiedervereinigung kamen die Arbeiten zum Abschluss. Die Vision eines modernen Museums war geboren.
Das Museum für Kommunikation erwacht zum Leben
1992 ging es richtig los. Ein Architekturbüro erhielt den Auftrag, das Gebäude zu restaurieren – immer mit einem Auge auf den Denkmalschutz. Dabei entstand ein neues Nutzungskonzept, das den Charme der Geschichte mit der Moderne verband. Ein besonderes Highlight, unter dem Lichthof wurde ein neues Kellergeschoss geschaffen, in dem die Schatzkammer des Museums Platz finden sollte. Hier warteten bald die wertvollsten Exponate auf neugierige Besucher. 1997 war es dann so weit, es konnte Richtfest gefeiert werden. Das Gebäude strahlte in neuem Glanz und die Giganten-Skulptur über dem Eingang war sogar rekonstruiert worden. Und nur ein Jahr später öffnete das Museum für Kommunikation Berlin offiziell seine Türen.
Heute ist das Museum für Kommunikation Berlin viel mehr als nur eine Sammlung alter Technik. Es ist ein Ort, der die Geschichte der Kommunikation auf kreative und spannende Weise lebendig macht.
Museumsbesuch
Eigentlich wollten wir Museum nur besuchen. Weil uns die Sonderausstellung zum Thema Asterix und Obelix interessierte. Was uns sonst noch erwartete, damit hatten wir wirklich nicht gerechnet!
Schon beim Betreten des Gebäudes das erste Erstaunen. Was für ein traumhafter Lichthof!
Wir hatten noch nicht einmal die Eintrittskarten gekauft, da stand ich schon am Rand des Lichthofes und fotografierte. Erst mit dem Kauf der Eintrittskarte und dem kleinen Eintrittsaufkleber, der gut sichtbar auf dem Pullover klebte, betrat ich den Lichthof. Hier begrüßten mich zwei Roboter, auf deren Display ich mehr zur Geschichte des Hauses erfahren habe.
Dann starteten wir unseren Rundgang. Etwas irritierend fand ich, dass die Sonderausstellung in einigen Bereichen zwischen den Exponaten der Dauerausstellung zu finden waren. Im Nachhinein betrachtet, war es für uns jedoch genau richtig. Wir wollten ja eigentlich „nur“ die Sonderausstellung besuchen und hätten sicherlich nicht in die Bereiche gesehen, in denen die Dauerausstellung gewesen wäre. Und das wäre ein echter Fehler gewesen. Ich habe schon lange nicht mehr eine so interessante Ausstellung gesehen!
Die Sammlung
Der Anspruch des Reichspostmuseums war es Gegenstände, die bei der Post und Telegrafie gebräuchlich waren, zu sammeln. Dazu zählten unter anderem Apparate, Modelle, bildliche und schriftliche Zeugnisse der Zeit. Das damalige Museum zeigte aber nicht nut historische Gegenstände, sondern auch neuentwickelte Technologien wie Luftpost, Funk, Bildtelegarfie und Fernsehen.
Leider sind viele der Exponate in den Kriegs- und Nachkriegswirren verloren gegangen oder geplündert worden. Einiges wurde auch von den Besatungsmächten behalten und erst viele Jahre später wieder dem Museum zurück gegeben.
Der heutigen Leitung des Museums (eine Stiftung) hat in mühsamer Kleinarbeit eine erstaunliche Sammlung zusammengetragen, die noch immer die Interessensgebiete des Reichspostmuseums widerspiegelt.
Inzwischen gibt es drei Themenschwerpunkte:
- Transportgeschichte und Verkehr
- Geschichte der Post und ihrer Nachfolgeunternehmen
Archiv und Fotosammlung - Geschichte des Schriftverkehrs
Briefen und Postkarten, Geräten der Schreibkultur, Druckstöcken, Stempeln und Briefmarkenentwürfen
Diese Sammlung ist so umfangreich, dass sie nicht komplett im Museum für Kommunikation gezeigt werden kann. Hier gibt es „nur“ 2000 Objekte zu sehen, mit denen die über 40.000 Jahre der Geschichte der Kommunikation erzählt wird.
Wir kommen wieder!
Der Rundgang war eindrucksvoll, voller Erinnerungen und spannend. Wir haben viel mehr Zeit im Museum für Kommunikation verbracht, als wir eigentlich geplant hatten und es hat sich jede Minute gelohnt.
Beeindrucktend war die Schatzkammer. Der dunkle Raum mit den vielen Säulen war optisch schon spannend gestaltet. Tritt man dann vor eine der Säulen erhellt sich die Glasvitrine und eine nicht zu laute Stimme erzählt etwas zu dem Exponat. Sehr schön fand ich, dass obwohl mehrere Besucher dort waren, der Raum nahezu dazu aufforderte sich nur flüsternd zu unterhalten und auch die Tonaufnahmen akustisch so ausgesteuert waren, dass ich eigentlich kaum verstanden habe, was an der Nebensäule passierte.
Die verschiedenen Themengebiete in den oberen Stockwerken haben mich auch sehr angesprochen. Sehr schön fand ich, dass ab und zu die Möglichkeit bestand etwas auszuprobieren. So konnten wir Kinder beobachten, die das Prinzip Rohrpost erkundeten und an interaktiven Stationen sich über bestimmte Themen informierten.
Meine „Lieblingsbereiche“ waren eindeutig die Telefone und die Briefkästen. Wählscheibentelefone mit langer Schnur brachten eindeutig Erinnerungen an stundenlange Telefonate mit sich. Da innerhalb West-Berlins für jedes Telefonat egal wie lang dauerte nur 20 Pfennig bezahlt werden mussten, musste ich oft erst aufhören, wenn meine Eltern den Apparat benötigten.
Bei den Briefkästen fand ich vor allem die Briefmarkenautomaten und die Postkartenautomaten interessant. Da muss es doch tatsächlich Orte gegeben haben, die Ansichtskarten inklusive Briefmarke im Automaten angeboten haben. Das kannte ich auch noch nicht…. Und ehrlich gesagt fragte ich mich, warum schreibe ich nicht doch ab und zu mal eine Postkarte aus dem Urlaub?
Besucherinformationen
Adresse
Leipziger Straße 16
10117 Berlin
Anfahrtsmöglichkeiten
U-Bahn
U2 Haltestelle „Mohrenstraße“ und U2/U6 Haltestelle „Stadtmitte“
Bus
M48, 200, 265, 300
Öffnungszeiten
Dienstag – Freitag: 9 – 17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 10 – 18 Uhr
jeden 3. Mittwoch im Monat: 9 – 20 Uhr
geschlossen: Ostermontag, 15. Mai, Pfingstmontag, 24., 25., 31. Dezember und 1. Januar
Barrierefreiheit
Das Museum ist fast barrierefrei. Es gibt aufgrund des Denkmalschutzes nur wenige Einschränkungen.
Der Haupteingang ist über eine Rampe erreichbar.
Alle Ebenen sind mit einem Aufzug erreichbar.
Es gibt behindertengerechte Toiletten.
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