Ich liebe es, Berlin zu entdecken. Leider nimmt man sich für seine Heimatstadt oft viel zu wenig Zeit und zusätzlich ist Berlin nicht gerade klein. Da ist man oft mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln, gerade von meinem Heimatbezirk Spandau aus, schnell mal eine Stunde unterwegs, bis man das gewünschte Ziel erreicht. Der Treptower Park gehört für mich nicht zu den Zielen, die um die Ecke liegen.
Im Treptower Park haben wir das Sowjetische Ehrenmal besichtigt und ich war von der Größe der Gedenkstätte sehr beeindruckt.
Die Gedenkstätte ist eine von vier Ehrenmalen, die nach dem Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee im Berliner Stadtgebiet angelegt worden sind. Es gibt noch ein weiteres in der Schönholzer Heide in Pankow, im Tiergarten in Charlottenburg und im Bucher Schlosspark. Alle diese Gedenkstätten sollen nicht nur an die gefallenen Soldaten erinnern, es sind auch Soldatenfriedhöfe.
Baugeschichte des Sowjetische Ehrenmal
7000 Soldaten der Roten Armee, die bei der Schlacht um Berlin gefallen sind, sind auf dem Gelände des Treptower Parks begraben worden. Ihnen zu Ehren wollte die sowjetischen Kommandantur ein Denkmal errichten lassen. In einem Wettbewerb sammelte man Ideen und entschied sich 1946 für einen Entwurf eines sowjetischen Schöpferkollektivs bestehend aus Architekt, Bildhauer, Maler und Ingenieur.
Obwohl es in der Stadt an Wohnraum mangelte und im Nachkriegsdeutschland Arbeitskräfte und Material fehlten, legte die Sowjets Wert darauf, ihr Projekt fertig zu stellen. Es war ihnen sogar wichtiger als die Erschaffung von Wohnraum. Sie wollten so ein Zeichen des Sieges errichten und den gefallenden Soldaten eine würdige Ruhestätte bieten. Im Mai 1949 war der Bau der Anlage vollendet.
In den folgenden Jahren nutzte die DDR Regierung die Anlage im Treptower Park gerne für Massenveranstaltungen. Dabei war der eigentliche Zweck des Siegesmals und des Friedhofes unwichtig, es zählte nur die gigantische Kulisse.
Im Rahmen der Wiedervereinigung verpflichtete sich die Bundesregierung, die Ehren- und Grabmäler weiter bestehen zu lassen und für einen dauerhaften Bestand zu sorgen. Veränderungen dürfen laut Vertrag nur in Absprache mit der russischen Föderation vorgenommen werden.
Als die russischen Truppen 1994 Deutschland verließen fand im Treptower Park die militärische Abschlussveranstaltung statt. Bis heute finden in der Gedenkstätte regelmäßig Veranstaltungen statt.
Rundgang am Ehrenmal im Treptower Park
Man betritt das Gelände durch einen Art Triumphbogen. Zunächst kommt man an einer Frauenstatue vorbei. Schon diese Figur finde ich mit gut 3 Metern Größe recht beeindruckend. Im übertragenden Sinn soll die Frau „Mutter Heimat“ darstellen, die um ihre gefallenen Kinder trauert.
Von der Figur aus eröffnet sich der Blick auf das Hauptmonument. Dieses steht zwar noch etwas entfernt, wirkt auf mich aber von hier schon recht gewaltig.
Ich gehe weiter den Weg in Richtung Hauptanlage und komme zu zwei weiteren Monumenten. Aus rotem Granit stehen hier rechts und links des Weges zwei stilisierte Fahnen. An der Stirnseite knien jeweils zwei Soldaten.
Von hier aus geht man über einige Stufen hinunter auf das Zentrum der Anlage. Symbolisch wurden hier Grabfelder angelegt, die durch kleine Hecken eingezäunt und mit Steinplatten und Lorbeerkranz markiert sind.
Ich gehe auf der südlichen Seite weiter. Hier stehen große weiße Sarkophage aus Kalkstein. Auf ihnen entdecke ich an jeder Längsseite unterschiedliche Reliefe und an der Schmalseite stehen auf deutsch übersetzte Zitate von Stalin. Geht man auf der nördlichen Seite entlang, das habe ich dann auf dem Rückweg gemacht, stehen die Zitate auf russisch da, die Reliefs sind identisch.
Jeder Sarkophag ist einem bestimmten Thema gewidmet. Es beginnt zum Beispiel mit dem Angriff der Deutschen, zeigt die Zerstörungen und das Leid in der Sowjetunion und den Sieg der Armee. Ich bin nicht so der Fan von Kriegsdarstellungen jeglicher Art und auch das Glorifizieren von Armee und Kampf ist nicht so mein Thema. Dennoch muss ich feststellen, dass mich die Reliefs schon beeindruckt haben. Künstlerisch betrachtet sind das wirklich hervorragende Arbeiten, die sehr detailreich ausgearbeitet sind.
Die beiden letzten Sarkophage in den Reihen stehen an einem künstlich angelegten Grabhügel, unter dem einige der Soldaten begraben liegen. Auf diesem Hügel steht ein begehbaren Pavillon, darauf eine Säule und eine 12 Meter hohe Skulptur. Die Figur trägt den Namen „Der Befreier“ und stellt einen Soldaten dar. Dieser trägt auf einem Arm ein Kind und hält mit der anderen Hand ein Schwert. Unter seinen Stiefeln zertritt er ein Hakenkreuz. Alle Elemente zusammen weisen eine Höhe von 30 Metern auf. Für mich als Betrachterin am Fuß des Mahnmals wirklich überragend hoch und sehr beeindruckend.
Helma Grimm
Hallo Susanne
Seit 20 Jahren steht keine Mauer mehr…es wird Zeit….als West-Berliner den Ostteil unserer Stadt zu entdecken….
Danke für die interessante Anregung! Helma und Michael